Gesichtsmasken liegen auf einer Treppe
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Influenza in Deutschland Nur 500 Fälle - RKI: Grippe nicht mehr messbar

21. April 2020, 08:48 Uhr

Auch in der Woche vor Ostern gab es wieder weniger Erkältungen und Grippeansteckungen in Deutschland. Ihre Zahl sinkt unter die Schwelle, unter der sie noch sauber statistisch gemessen werden kan.

Update vom 20. April

Gerade einmal 500 Neuinfektionen mit Grippe stellt der aktuelle Influenza-Wochenbericht für die Woche vor Ostern fest. Noch vier Wochen zuvor waren es über 25.000. Die Maßnahmen zur Eindämmung von Corona haben also auch die Grippewelle für dieses Jahr völlig gestoppt. Nach der Definition des Robert Koch-Insituts und der Arbeitsgemeinschaft Influenza endete die Grippewelle bereits am 27. März.

In zehn Stichproben auf Atemwegserkrankungen sei gerade einmal ein Virus nachgewiesen worden: Es war Sars-CoV-2. Grippeviren wurden nicht gefunden. Die AG Influenza könne daher nicht mehr einschätzen, welche Grippeviren aktuell wie stark verbreitet seien, heißt es im Wochenbericht.

Seit Februar wurden zwölf von insgesamt 1.111 Proben positiv auf den Corona-Erreger Sarsc-CoV-2 getestet. Aber auch hier sank die Zahl der Funde seit 28. März auf maximal einen pro Woche. Zwar sind die Zahlen insgesamt zu klein, um belastbare Aussagen zu treffen. Aber sie sind ein Hinweis, dass die Maßnahmen gegen das Corona-Virus gewirkt haben.

Update vom 14. April

Für die erste Aprilwoche (bis Freitag, 3. April) meldet das Robert Koch-Institut nur noch 1.232 Neuansteckungen mit Grippe in der gesamten Bundesrepublik. Das geht aus dem aktuellen Influenza-Wochenbericht hervor. Die Zahl der Grippefälle sinkt damit deutlich unter das Niveau aller ersten Aprilwochen in den Vorjahren. Auch bei allgemeinen Atemwegserkrankungen, also bei allen Arten von Erkältungen, sei ein Rückgang unter das Niveau der Vorjahre feststellbar, so die Autoren des Berichts.

Grafik, die den Verlauf grippeähnlicher Erkrankungen (ILI) im aktuellen und in den Vorjahren zeigt. Durch den Corona-Shutdown ist die Zahl der Grippeerkrankungen gerade niedriger als je zuvor.
Diese Grafik zeigt den Verlauf gemeldeter Grippeähnlicher Infekte (ILI) (gemessen als Prozent der Gesamtbevölkerung) für die vergangenen Jahre und die aktuelle Grippesaison an. Bildrechte: Grippeweb/ Robert Koch-Institut/ AGI Influenza

Der wegen Corona angeordnete Shutdown zeigt also auch bei den anderen Atemwegserkrankungen deutliche Wirkung. Die Beschränkungen bremsen die Verbreitung deutlich.

Seit Mitte Februar werden Stichproben von Patienten mit Atemwegserkrankungen auch auf das neue Corona-Virus untersucht. Hier wurde Sars-CoV-2 bislang insgesamt 11 mal nachwiesen. Die Zahl ist zu gering, um tatsächlich belastbare Aussagen zu treffen. Allerdings deutet sich auch hier an, dass die Maßnahmen wirksam sind. Wuchs die Zahl der Coronanachweise von einem in der ersten Märzwoche auf vier in der Woche bis zum 29. März, sank sie in der ersten Aprilwoche wieder auf einen Fall.

Update vom 6. April 2020

Die Zahl der neu gemeldeten Grippeinfektionen in Deutschland ist in der letzten Märzwoche (21. bis 27.3.) auf 3.528 Fälle eingebrochen. Das geht aus dem aktuellen Influenza-Wochenbericht hervor, den das Robert Koch-Institut (RKI) mit seinen Partnern von der Arbeitsgemeinschaft Influenza herausgibt. Noch in der Woche zuvor waren es über 10.000, zum Höhepunkt Anfang März sogar über 25.000 Neuansteckungen. "Das Ende der auf Bevölkerungsebene messbaren Grippewelle scheint erreicht zu sein", lautet das Fazit des Berichts.

Schließung von Schulen und Kitas stoppt Erkältungen

Ganz ähnlich sieht das Bild für allgemeine Atemwegserkrankungen (ARE) aus, dazu zählen leichte bis schwere Erkältungen. Waren laut Hochrechnung zwischen dem 16. und 22. März noch etwa 5,2 Prozent aller Deutschen erkältet, waren es eine Woche später nur noch 2,8 Prozent. "Die wegen der COVID-19-Pandemie geschlossenen Kitas und Schulen und die von der Bundesregierung beschlossenen Kontaktbeschränkungen scheinen zu einer deutlichen Reduzierung der ARE-Aktivität vor allem in den jüngeren Altersgruppen beizutragen", so der Wochenbericht.

84 Grippeausbrüche in Krankenhäusern

In der gesamten Grippesaison seit vergangenem Herbst wurden mittlerweile fast 182.000 Influenza-Fälle im Labor bestätigt. 16 Prozent der Betroffenen wurden im Krankenhaus behandelt. Bei dieser Zahl ist allerdings zu beachten, dass ein Teil dieser Patienten eigentlich aus anderen Gründen in den Kliniken behandelt wurde und sich erst dort mit der Grippe angesteckt hat. Laut Wochenbericht wurden seit Herbst insgesamt 84 solcher Grippeausbrüche mit mehr als fünf Infektionen zur gleichen Zeit in Krankenhäusern gemeldet.

Thüringen hat die wenigsten Grippefälle

Auch in Mitteldeutschland geht die Zahl der Influenza-Neuinfektionen parallel zum bundesweiten Trend zurück. Wurden beispielsweise in Leipzig Anfang März noch fast 3.000 Neuinfektionen gemeldet, sank diese Zahl in der letzten Märzwoche auf 1.300. Die Großstadt ist aufgrund ihrer Bevölkerungsdichte zugleich ein Hotspot der Influenza in der Region. Die niedrigsten Werte weisen dagegen die Landkreise und Städte in Thüringen auf. So wurden in Suhl gerade einmal 23 neue Grippefälle gemeldet.

Acht Corona-Infizierte bei Stichproben gefunden

Im Sentinelsystem, bei dem etwa 700 Arztpraxen wöchtenlich ihre Grippezahlen an das Robert Koch-Insitut melden, werden seit dem 17. Februar auch Corona-Infektionen erfasst. Im gesamten Zeitraum wurden 995 Stichproben auf Sars-CoV-2 untersucht. In mittlerweile acht Fällen waren die Tests positiv. Im Vergleich zur Vorwoche kamen damit zwei weitere Fälle hinzu.

Update vom 30. März 2020

Halbierung der Grippe-Neuansteckungen

Die Zahlen des Robert Koch-Insituts sind eindeutig: Seit dem 14. März registriert Deutschlands nationale Infektionsbehörde einen drastischen Rückgang bei der Zahl der Grippeansteckungen. In der Woche vom 14. bis zum 20. März ging die Zahl der bestätigten Neuinfektionen mit Influenza gegenüber der Vorwoche um die Hälfte zurück, von 18.818 auf 9.878 Fälle bundesweit.

Der wegen der Corona-Pandemie ausgelöste Shutdown in Deutschland zeigt also deutliche Wirkung. Social Distancing verhindert nicht nur die Ausbreitung von Sars-CoV-2, sondern auch die Übertragung anderer Atemwegs-Infekte. "Die wegen der COVID-19-Pandemie geschlossenen Kitas und Schulen scheinen zu einer deutlichen Reduzierung der ARE-Aktivität in den Altersgruppen der Kinder beizutragen", heißt es im Influenza-Wochenbericht.

Mehr positive Tests auf Corona

In den 204 untersuchten Laborproben aus dem Sentinelsystem fanden sich 40, die positiv auf Influenzaviren getestet wurden, das entspricht einem Anteil von 20 Prozent. Bei drei von 194 untersuchten Proben wurde Sars-CoV-2 nachgewiesen. Das entspricht zwar nur einem Anteil von 1,6 Prozent. Zuvor waren es allerdings jeweils immer nur eine positive Probe. Insgesamt wurden damit seit dem 17. Februar sechs Proben positiv auf das neuartige Coronavirus getestet. Beim Sentinelsystem melden etwa 700 teilnehmende Arztpraxen wöchentlich an das RKI die Zahl der Patienten mit Atemwegserkrankungen und grippeähnlichen Infekten. Zudem werden Stichproben mit den jeweiligen Krankheitserregern eingesandt.

Corona ist statistisch deutlich tödlicher als die Grippe

Im Verlauf der aktuellen Grippewelle wurden insgesamt 177.009 Influenzafälle durch Laborergebnisse bestätigt. 16 Prozent der Erkrankten mussten in Krankenhäusern behandelt werden. In dieser Saison starben bislang 323 Menschen an den Folgen der Grippe. Zum Vergleich: An der Corona-Lungenkrankheit sind Stand 30. März bislang 541 Deutsche verstorben, das zeigen die Daten der Johns-Hopkins-Universität. Gemessen an den 62.435 betätigten Coronafällen in Deutschland ist die Covid-19 bislang also deutlich tödlicher als die Grippe.

Die Zahlen für Mitteldeutschland liegen noch einige Wochen zurück, hier stammen die jüngsten Daten aus der Woche vom 29. Februar bis zum 6. März. Insgesamt ist hier aber auch schon der leichte, sich in den nachfolgenden Wochen verstärkende Rückgang der Grippewelle erkennbar.

Update vom 24. März 2020

Die Zahl der Grippeinfektionen in Deutschland geht leicht zurück, bleibt aber auf hohem Niveau. Das Robert-Koch-Institut meldet für die zweite Märzwoche etwas mehr als 17.000 neue Ansteckungen mit Influenzaviren. Das sind rund 7.500 Fälle weniger, als in der Woche zuvor. Dennoch sieht Deutschlands nationale Seuchenschutzbehörde noch kein Ende der aktuellen Grippesaison. Seit Herbst sind über 165.000 Menschen an der Grippe erkrankt. 23.646 mussten deswegen in Kliniken behandelt werden, das entspricht etwa 14 Prozent der Betroffenen. Rund 265 Menschen starben an den Folgen der Inluenza.

In den Stichproben aus dem Sentinelsystem tauchen inzwischen die ersten Coronafälle auf. Für das System melden etwa 700 teilnehmende Arztpraxen wöchentlich an das RKI die Zahl der Patienten mit Atemwegserkrankungen und grippeähnlichen Infekten. Zudem werden Stichproben mit den jeweiligen Krankheitserregern eingesandt.

Seit dem 17. Februar werden diese Proben auch auf das neuartige Coronavirus Sars-Cov-2 untersucht. Dabei sind in den ersten beiden Märzwochen jeweils einmal Proben positiv auf Corona getestet worden. Laut dem Influenza-Wochenbericht stammte die jüngste positiv getestete Probe aus dem Grenzgebiet zur französischen Risikoregion Grand-Est. Sie war zugleich ebenfalls positiv auf Influenza.

In Mitteldeutschland ging die Zahl der Grippefälle in der letzten Februarwoche leicht zurück. Dabei meldeten vor allem die Landkreise in Sachsen-Anhalt leicht gestiegene Infektionszahlen, während in Sachsen weniger Menschen an Grippe erkrankten. Zu beachten ist dabei, dass das RKI die Zahlen für die Landkreise aktuell erst mit etwa dreieinhalb Wochen Abstand veröffentlicht, die Daten daher nicht auf dem aktuellen Stand sind.

Update vom 17. März 2020

Neben der raschen Ausbreitung des neuartigen Corona-Virus bereitet auch die Influenza dem Gesundheitssystem derzeit jede Menge Arbeit. Der aktuelle Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts zeigt: Die Zahl der Neuinfektionen mit Grippe steigt wieder an.

Zwischen dem 29. Februar und dem 6. März (10. Meldewoche) haben Labore in Deutschland insgesam 22.920 Neuinfektionen bestätigt. Im Vergleich zur Vorwoche ein Anstieg von 7,9 Prozent. Auch die Zahl der Arztbesuche mit Verdacht auf Grippe stieg an auf insgesamt 330.000.

Seit Herbst erkrankten laut dem Wochenbericht etwa über 145.000 Menschen in Deutschland an der Grippe, 247 starben an den Folgen der Erkrankung. Etwa 16 Prozent aller Fälle wurden in Kliniken behandelt.

Die aktuellsten Daten für Mitteldeutschland stammen aus der Woche 15. bis 21. Februar. Schwerpunkt der Grippe ist nach wie vor Sachsen. Inzwischen gibt es aber auch vergleichsweise mehr Fälle in Sachsen-Anhalt.

Das Robert-Koch-Institut konnte die Daten aufgrund der aktuellen Corona-Lage nicht kommentieren. Klar ist aber: Die Grippewelle ist noch nicht vorbei. Auch deswegen muss die Ausbreitung des Sars-CoV-2 Virus unbedingt verlangsamt werden.

Update vom 9. März 2020

Im Verlauf der Grippesaison 2019/2020 sind bisher 202 Menschen an der Krankheit gestorben. Das geht aus den aktuellen Daten der Arbeitsgemeinschaft Influenza am Robert Koch-Institut (RKI) hervor. Die große Mehrheit der gestorbenen Patienten (87 Prozent) war in der Altersgruppe ab 60 Jahren. 119.280 bestätigte Fälle sind seit Oktober gemeldet worden, 17 Prozent der Betroffenen mussten im Krankenhaus behandelt werden. Die Daten stammen allerdings nur von ausgewählten Arztpraxen. Daher könnten die realen Fallzahlen höher liegen. Sie werden erst nach dem Ende der Grippesaison auf Deutschland hochgerechnet.

Die aktuellsten Zahlen für Mitteldeutschland liegen für den Zeitraum 8. bis 14. Februar vor. In dieser Woche traten die meisten gemeldeten Neuinfektionen in Leipzig (3.311 Fälle) und in Dresden auf (1.799 Fälle), den bevölkerungsreichsten Gebieten der Region.

Update vom 27. Februar 2020:

Die diesjährige Grippewelle hat ihren Höhepunkt überschritten. Zu diesem Ergebnis kommen die Experten des Robert-Koch-Instituts (RKI), der nationalen Seuchenschutzbehörde Deutschlands. Laut dem Wochenbericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza des RKIs wurden zwischen dem 15. und dem 21. Februar bei 17.898 Menschen Influenza-Viren im Labor nachgewiesen. Das waren rund 2.000 Neuinfektionen weniger als in der Woche zuvor. Insgesamt haben sich damit seit Herbst 98.442 Menschen mit der Grippe infiziert.

Bei den gemeldeten Fällen handelt es sich wahrscheinlich aber nur um einen Bruchteil der tatsächlichen Erkrankungen. Die Autoren des Wochenberichts schätzen, dass sich in der diesjährigen Saison insgesamt 2,1 Millionen Menschen mit Grippe angesteckt haben.

Dem Bericht zufolge starben dieses Jahr 161 Menschen an den Folgen der Influenza, die meisten von ihnen ältere Menschen - 85 Prozent der Verstorbenen waren 60 Jahre oder älter.

Für Mitteldeutschland liegen noch keine ganz aktuellen Zahlen vor. Die auf der interaktiven Karte gezeigten Fallzahlen stammen aus der 6. Meldewoche, also aus dem Zeitraum vom ersten bis zum siebten Februar. Schwerpunkt der Influenza war zu diesem Zeitpunkt vor allem Sachsen.

ens/gp/dpa