Corona-Virus
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Medikamentenforschung Göttinger Forscher wollen Corona-Virus "aussperren"

12. März 2020, 15:55 Uhr

Damit sich eine Krankheit wie das neue Covid-19 ausbreitet, müssen die Viren in die Körperzellen eindringen. Doch was ist, wenn sie einfach nicht in die Zellen reinkommen? Infektionsforscher vom Deutschen Primatenzentrum in Göttingen glauben, ein Mittel gefunden zu haben, das das Corona-Virus sozusagen "aussperrt". Das beste: Das Medikament gibt es schon. Allerdings nur in Japan.

Corona - die meisten Menschen denken bei diesem Wort an das kursierende Virus Sars-CoV-2. Doch ursprünglich kommt es aus dem Lateinischen und bedeutet "Kranz" oder "Krone". Dass nun die Sars-Variationen diesen Namen tragen, ist kein Zufall. Unterm Elektronenmikroskop lässt sich rund um die Coronaviren tatsächlich ein feiner Kranz erkennen. Ein Kranz mit großer Wirkung, erklärt Stefan Pöhlmann, Leiter der Abteilung Infektionsbiologie am Deutschen Primatenzentrum in Göttingen.

Das Virus trägt ein Oberflächenprotein, das als Schlüssel zur Zelle fungiert. Und dieser Schlüssel muss durch das Protein, das wir gefunden haben, in zwei Teile zerschnitten werden, damit er funktioniert.

Stefan Pöhlmann, Infektionsbiologe

Schlüssel sind die "Spikes"

"Spikes" werden die Oberflächenproteine des Virus genannt. Die Frage ist: Wie lässt sich verhindern, dass der Schlüssel, die Spikes, zerschnitten werden und unsere Zellen für das Virus öffnen? Forscher verschiedenster Einrichtungen - wie der Charité Berlin oder der Ludwig-Maximilian-Universität München - suchten zusammen mit den Göttinger Infektologen nach der Antwort. Und tatsächlich fanden sie ein Medikament, das verhindert, dass sich die Außenproteine des Virus spalten: Camostad Mesilate.

Das Virus ist dann nicht mehr infektiös, es ist nicht in der Lage, in Zellen einzudringen.

Stefan Pöhlmann, Infektionsbiologe

Allerdings konnte dieser Erfolg bislang nur im Labor in Zellkulturen gefeiert werden, räumt Pöhlmann vom Deutschen Primatenzentrum ein. Es fehlen noch klinische Studien. Und das Medikament ist bislang nur in Japan zugelassen:

Es gibt einen langen Weg, das Medikament in Deutschland zuzulassen. Das wird die klinischen Studien nach sich ziehen und sicherlich eine ganze Weile dauern.

Stefan Pöhlmann, Infektionsbiologe

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Klarheit erst nach weiterer Forschung

Camostad Mesilate wird in Japan bei Bauchspeicheldrüsenentzündungen eingesetzt. In Deutschland und Europa gibt es allerdings an der effektiven Wirksamkeit Zweifel. Doch vielleicht findet es ja angesichts der Coronaviren eine neue Verwendung. Der Infektologe Pöhlmann ist zuversichtlich:

Ich kann sagen, dass dieser Hemmstoff in Tieren getestet wurde. Allerdings nicht gegen das neue Coronavirus, sondern gegen das SARS-Virus.

Stefan Pöhlmann, Infektionsbiologe

Weltweit wird nach einem Mittel gegen den Coronavirus gesucht. Wie unfassbar scheint da der Gedanke, dass es schon lange ein Medikament gegen das Virus gibt? Doch ob das wirklich so ist, wird sich erst nach vielen weiteren Monaten der Forschung klären lassen.

Link zur Studie

Die Forschiungsergebnisse aus Göttingen sind unter dem Titel "SARS-CoV-2 cell entry depends on ACE2 and TMPRSS2 and is blocked by a 2 clinically-proven protease inhibitor" im Fachmagazin Cell veröffentlicht worden.

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