Optimist oder Pessimist? Realisten sind langfristig die glücklicheren Menschen
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09. Juli 2020, 17:16 Uhr
Positives Denken ebnet den Weg zum Glück! Ob in Selbsthilfe-Ratgebern oder Glücks-Kursen: Die Annahme, dass eine eher optimistische Grundhaltung - also die Idee einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung - uns langfristig glücklich machen würde, hält sich eisern. Britische Forscher raten, das Leben lieber etwas realistischer zu sehen. Sie haben herausgefunden, dass es mitnichten die Optimisten sind, die langfristig glücklich werden.
Geld allein macht nicht glücklich, heißt es. Doch das liebe Geld hat britischen Forschern jetzt verraten, welche Menschen die glücklichsten sind. Denn Optimisten, Pessimisten und Realisten gehen anders damit um. Und das hat den britischen Glücksforschern geholfen. Denn Chris Dawson von der University of Bath glaubte schon lange nicht so richtig, dass die Menschen am glücklichsten sein sollen, die nur positiv in die Zukunft schauen und immer das Beste erwarten, erzählt der Verhaltensökonom:
In der aktuellen Studie haben wir untersucht, ob es zum Glücklich- und Zufriedensein besser ist, Optimist, Pessimist oder Realist zu sein.
Um das herauszufinden haben Dawson und sein Team Daten aus dem British Household Panel Survey analysiert - einer großen Längsschnittstudie, für die über einen Zeitraum von 18 Jahren jedes Jahr dieselben 1.600 Personen befragt wurden.
Frage nach der finanziellen Zukunft entscheidet
So können Forschende auch feststellen, wie sich die Antworten und Einstellungen der Befragten über die Zeit entwickelt haben. Um herauszufinden, wer langfristig am glücklichsten ist, hat das Forschungsteam auf der einen Seite die Angaben zu Lebenszufriedenheit und psychischer Belastung analysiert. Auf der anderen Seite haben die Forschenden sich die Finanzen der Befragten angeschaut und ihre Tendenz, zu über- oder zu unterschätzen, wie diese sich entwickeln würden. Und da zeigte sich, dass eine Gruppe besonders gut abgeschnitten habe, erzählt der Brite:
Ein Grund dafür ist, dass Menschen mit einer realistischen, rationalen Sicht auf die Dinge, die besseren Entscheidungen für ihr Leben träfen, ergänzt Dawson. Das gelte vor allem für Entscheidungen über Arbeit, Ersparnisse und alles, was mit Risiko und Unsicherheiten zu tun habe. Dieser Effekt sei in der Corona-Pandemie gerade deutlich zu beobachten, so die Forschenden: Optimisten würden sich als weniger gefährdet sehen und sich schlechter schützen, Pessimisten trauten sich womöglich gar nicht mehr raus und die Realisten achteten auf einen guten Schutz, seien aber nicht panisch. Ihre Erwartungen seien am wenigsten verzerrt, erläutert Dawson.
Optimisten glauben, dass es gut ist, optimistisch zu sein. Sie fühlen sich gut, wenn sie erwarten, dass gute Dinge passieren werden, sie erfolgreich sind. Man fühlt sich in der Gegenwart gut, denn wir denken gerne über zukünftiges Glück nach.
Aber es gibt auch die andere Seite, sagt der Wissenschaftler. Und da lauere die Enttäuschung.
Optimisten setzen sich großen Enttäuschungen aus. Es gibt zwei gegensätzliche Emotionen: Wir genießen das gegenwärtige Glück, wenn wir an unsere zukünftigen Erfolge denken, aber auf der anderen Seite werden wir enttäuscht.
Das Glück der Optimisten hat also immer auch ein Ablaufdatum und Pessimismus ist auch keine Lösung. Die ständige Angst vor dem Schlimmsten verhindert dem Forschungsteam zufolge, dass wir positive Emotionen erleben, weil etwas besser ausgegangen ist als erwartet. Auf lange Sicht sei der beste Weg zu Glück und Zufriedenheit deshalb ein möglichst rationaler, realistischer Blick auf die Welt.
Die komplette Studie gibt es hier zum Lesen.
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