Der Redakteur | 03.04.2024 Was ist das "Osterlachen"?
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03. April 2024, 12:00 Uhr
Der Bischof von Passau hat Humor und geht gerade viral mit einem Witz, erzählt am Ostersonntag beim Gottesdienst. Ist ja lustig da - und das hat Tradition. Woher das "Osterlachen" kommt, erfahren Sie hier. Denn zunächst war Lachen verboten.
In den ersten tausend Jahren des Christentums war das Lachen nichts für die Öffentlichkeit. Umberto Eco hat in seinem Roman "Der Name der Rose" ein Buch von Aristoteles thematisiert, in dem es um die heilende Wirkung des Lachens geht, das Lachen also gutheißt.
Platon hingegen soll das Lachen als etwas Ungehöriges dargestellt haben und daran hielten die Christen fest. Im Ergebnis steht in den alten Ordensregeln, dass das Lachen etwas Teuflisches sei.
Lachen gehörte sich nicht für einen anständigen Christen, man lächelte höchstens.
Zum Lachen ging man in den Keller
In der Folge wurde eher heimlich gelacht, wenn man unter sich war oder man lachte anlassbezogen, zum Beispiel beim Karneval. Erst in der Zeit der Kreuzzüge zwischen 1.000 und 1.200 n.Chr. kam die philosophische Literatur aus Griechenland nach Westeuropa.
Man stellte fest: Das Lachen ist gar nicht so schlecht. Es wurde normal und hielt auch in der Kirche Einzug, in Form des Osterlachens (lat: risus paschalis), auch Ostergelächter genannt. Fortan wurde die Gemeinde am Ostersonntag zum Lachen gebracht.
Lachen und auslachen
Ab dem 12. Jahrhundert etwa verbreitete sich dieser Brauch, dass der Geistliche mit einem Witz oder einer Scherzgeschichte die Gemeinde zum Lachen brachte. Aber er tat dies nicht einfach nur so zum Spaß, sondern es wurde der Tod ausgelacht.
Der Sinn war, den Tod auszulachen. Ostern hatte gezeigt, es gibt ein Leben nach dem Tod, es gibt die Auferstehung, der Teufel hat verloren.
Das ist auch der Grund dafür, dass das Lachen symbolisch und rituell an Ostern angedockt wurde. Das Problem: Es war offenbar nicht alles jugendfrei, was da von der Kanzel kam - und das fand die Kirchenführung nicht witzig.
Ausgerechnet Luthers Reformation setzte hier neue Maßstäbe. Bis dahin waren die Katholiken sehr feierfreudig unterwegs: Karneval, Kirmes und Schützenfeste boten Anlass für fröhliche Feiern, bei denen gesungen, getanzt und auch gelacht wurde.
Ab dem 16. Jahrhundert musste man sich wieder "anständiger" benehmen, auch in der katholischen Kirche. Zur Zeit der Aufklärung wurden die Witze dann komplett verboten, weil es nicht nur als unanständig galt, sondern auch als "gestrig", so der Theologe Manfred Becker-Huberti.
Die Rückkehr des Lachens
Im 19. und 20. Jahrhundert fingen dann im alpenländischen Raum einige Geistliche wieder an, einen österlichen Scherz zu machen. Bis heute ist es nicht gerade inflationär geworden und steht mit bestimmten Leuten im Zusammenhang, die selbst gern lachen und wissen, dass das Lachen eigentlich in die Kirche gehört, so Becker-Huberti.
Der Bischof von Passau ist alleine schon vom Namen her der Fachmann. Er heißt Stefan Oster.
Und wie es der Zufall manchmal will, bereitet Becker-Huberti gemeinsam mit Stefan Oster gerade einen Artikel für die katholische Zeitschrift Communio vor, der sich mit dem Lachen beschäftigt. Becker-Huberti schreibt über das Verhältnis des Christentums zum Lachen und umgekehrt und der Bischof von Passau wird seine Sichtweise zum Osterlachen erläutern.
MDR (ifl)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 03. April 2024 | 16:40 Uhr
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