Frau beiߟt herzhaft in eine Tafel Schokolade
Fett und Zucker: Wenn wir es regelmäßig essen, will unser Gehirn es immer wieder. Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Hirnforschung Fett und Zucker: Wenn wir einmal anfangen, will unser Gehirn immer mehr

22. März 2023, 16:01 Uhr

Die Sucht auf Süßes – ist vermutlich genau das. Auf jeden Fall etwas, das wir unserem Gehirn beibringen. Eine neue Studie zeigt, warum wir die Finger nicht von Süßem und Fettigem lassen können.

Ist die Vorliebe für süße und fettige Lebensmittel angeboren? Oder ist es eine Folge von Übergewicht, damit wie geschlossener Kreis, aus dem man kaum entkommen kann? Nein, sagt Sharmili Edwin Thanarajah. Die Medizinerin und Hirnforscherin sagt: “ Wir denken aber, dass das Gehirn diese Vorliebe erlernt.“ Dr. Thanarajah hat mit einem Team des Max-Planck-Instituts für Stoffwechselforschung in Köln diese Hypothese untersucht und eine Antwort gefunden: Lebensmittel mit hohem Fett- und Zuckergehalt verändern unser Gehirn. Wenn wir regelmäßig auch nur kleine Mengen davon essen, lernt das Gehirn, auch weiterhin genau diese Lebensmittel konsumieren zu wollen.

Um das nachzuweisen, schauten die Forschenden ihren 57 Probanden acht Wochen beim Essen zu bzw. ins Gehirn. Die Experimentieranordnung war denkbar einfach. Eine Gruppe bekam jeden Tag einen kleinen Pudding mit ordentlich Fett und Zucker, die andere ein fett- und zuckerarmes Pendant, allerdings mit dem gleichen Kaloriengehalt. Vor und während der acht Wochen wurde die Hirnaktivität der Probanden gemessen und dabei stellten die Forscher fest, dass in der Gruppe, die den zucker- und fetthaltigen Pudding aß, die Gehirne viel stärker reagierten.

Belohnungssystem wird aktiviert

Insbesondere das dopaminerge System war aktiviert, das ist eine Region im Gehirn, die für Motivation und Belohnung zuständig ist. Die Schlussfolgerung, so Prof. Marc Tittgemeyer, der die Studie am MPI  leitete: "Unsere Messungen der Gehirnaktivitäten haben gezeigt, dass sich das Gehirn durch den Konsum von Pommes und Co. neu verdrahtet. Es lernt unterbewusst belohnendes Essen zu bevorzugen. Durch diese Veränderungen im Gehirn werden wir unbewusst immer die Lebensmittel bevorzugen, die viel Fett und Zucker enthalten."

Das Forscherteam maß auch Blutwerte, wie Blutzucker oder Cholesterin und stellte dabei und bei der Gewichtskontrolle keine Veränderungen fest. Ob die Vorliebe fürs Süße nach dem Ende der Studie anhalten wird, darüber können die Forscherinnen und Forscher nur spekulieren. Die Erfahrung spricht dafür, so Stoffwechselforscher Tittgemeyer: "Im Gehirn werden neue Verbindungen geknüpft, welche sich auch nicht so schnell wieder auflösen. Es ist ja der Sinn des Lernens, dass man einmal erlernte Dinge nicht so schnell wieder vergisst."

Wenig Teilnehmer, kurze Studiendauer

Wie praktisch jede Studie, so unterliegt aber auch diese gewissen Einschränkungen. Das ist zum einen der überschaubare Zeitraum. Auch die Teilnehmerzahl ist mit 57 sehr gering. Das Team gibt daher zu bedenken, dass die Analyse nur erste Hinweise, aber keine Gewissheiten liefere. Bei unter- oder übergewichtigen Menschen könne das Ergebnis zudem anders ausfallen. Gleiches gelte für andere Snackarten und eine andere Testdauer.

Links/Studien

Die Studie "Habitual daily intake of a sweet and fatty snack modulates reward processing in
Humans" ist in Cell Metabilism erschienen.

gp/pm/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR UM VIER | 20. März 2023 | 16:00 Uhr