Platzt die Filterblase? Facebook und Google sind besser als ihr Ruf
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12. Februar 2020, 17:25 Uhr
Stehen Google und Facebook für Meinungsvielfalt? Oft stehen Suchmaschinen und soziale Medien ja genau dahingehend in der Kritik: Sie sollen zum Beispiel mit Hilfe von algorithmischen Filtern nur das ausspucken, was wir ohnehin schon so denken oder gut finden. Doch ein Forscherteam sagt jetzt: Diesen schlechten Ruf haben Facebook und Co. nicht verdient.
Nein, diese Studie stammt nicht aus der Feder von Mark Zuckerberg und die Rechnung dafür hat auch nicht Google bezahlt. Sie stammt von einem Team von Kommunikationswissenschaftlern aus Deutschland. Und sie sagen: Online-Suchmaschinen und soziale Medien erhöhen sogar die Meinungsvielfalt. Einer von Ihnen ist Frank Mangold von der Universität Hohenheim:
Entgegen der bisherigen Annahmen zeigen unsere Ergebnisse relativ eindeutig, dass Medien- und Suchmaschinen den Nachrichtenkonsum fördern und insbesondere auch diese Vielfalt fördern und nicht einschränken.
Diese Aussage kann Mangold auch mit Zahlen belegen. Das Team hat nämlich das Online-Verhalten von 5.000 Probanden gemessen.
Das Ergebnis: Menschen kommen im Netz häufiger zufällig mit Nachrichten in Kontakt. "Man muss sich das so vorstellen," erläutert der Uni Hohenheim-Forscher, "in den klassischen Medien wie im Fernsehen oder in der Zeitung kommen Menschen mit Nachrichten oft nur in Kontakt, wenn sie diese bewusst auswählen. Im Internet scheinen vor allem auch zufällige Nachrichtenkontakte eine wichtige Rolle zu spielen". Das passiere zum Beispiel, wenn Menschen ihre E-Mails abrufen oder Freunde Nachrichten in sozialen Medien teilten.
Spielen wir die Szene nach: Schon beim ersten Blick auf das Handy wird uns in der Regel unsere erste Nachrichtenübersicht von einer Suchmaschine präsentiert. Manche E-Mail-Konten verleiten dazu, erstmal einen Artikel zu lesen, statt sich einzuloggen. Bei Facebook hat ein Freund eine Meldung geteilt. Und so kennen wir ziemlich viele Nachrichten aus ganz unterschiedlichen Quellen. Aber gerade bei der geteilten Facebook-Nachricht kommt man schon ins Grübeln: Ist das dann Vielfalt? Schließlich sind das doch meine Freunde, die da Meldungen teilen. Mit denen bin ich doch ohnehin meist einer Meinung. Offline mag das wohl stimmen, sagt Frank Mangold, online aber nicht unbedingt.
Klassische Offline-Netzwerke tendieren, das ist hinlänglich bekannt, eigentlich schon seit mehreren Jahrzehnten relativ stark in Richtung Homogenität. Und gerade in sozialen Medien komme ich durchaus mit Menschen in Kontakt, die auch andere politische Einstellungen und andere Interessenslagen haben.
Oder wir kommen überhaupt erst mit den Meinungen unserer Mitmenschen in Kontakt. Und die können dann sehr vielfältig ausfallen, bis hin natürlich zu Falschmeldungen - den sogenannten Fake-News. Die wurden in der Studie allerdings nicht berücksichtigt. Kommunikationswissenschaftler Mangold räumt ein: Es ist nicht alles rosig, was sich in sozialen Medien und Suchmaschinen abspielt, aber es ist eben auch nicht so düster, wie gerne behauptet wird.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 12. Februar 2020 | 12:52 Uhr
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