Ein schwarzes Kreuz steht auf der Copacabana in Rio de Janeiro.
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Daten aus Russland Mörderhitze: Extreme Temperaturen führen zu extremer Gewalt

21. August 2020, 12:58 Uhr

Es gibt tatsächlich eine "Mörderhitze": Wie Daten aus Russland belegen, steigt mit den Temperaturen auch die Zahl der Morde stark an. Das Problem könnte sich mit dem Klimawandel noch weiter verschärfen.

In Hollywood-Produktion wie "Falling Down" oder "The Wire" wird das Phänomen thematisiert und viele haben es wohl auch schon mal am eigenen Körper erlebt: Bei großer Hitze werden wir aggressiver. Dies wurde in früheren Studien bereits bewiesen.

Dass extreme Temperaturen aber auch extreme Gewalt bis hin zu Morden begünstigen, war bisher umstritten. Daten, die im klimatisch vielfältigen Russland erhoben und vom Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung in Regensburg ausgewertet wurden, legen dies nun aber nahe. Laut der Studie, die im wirtschaftswissenschaftlichen Fachjournal "Economic Inquiry" veröffentlicht wurde, ereignen sich in Russland an heißen Tagen mehr Morde und andere Tötungsdelikte.

Klimawandel hat auch Einfluss auf Gewalttaten

Dafür nutzten die Forscher um Olga Popova einen bislang ungenutzten Datensatz mit amtlichen Angaben zu Temperaturen und Gewalttaten in 79 russischen Regionen zwischen 1989 und 2015. In diesem Zeitraum kamen im Durchschnitt jährlich pro Million Einwohner 229,55 Menschen durch Tötungsdelikte ums Leben. An Tagen mit einer Durchschnittstemperatur von mehr als 25 Grad in einer Region stieg die Zahl der Opfer tödlicher Gewalt pro Million Einwohner um 0,6. Für Moskau etwa bedeutet das sieben zusätzliche Todesopfer an einem besonders heißen Tag.

Umgekehrt führten sehr kalte Temperaturen nicht zu einer Zunahme der Gewalttaten. Die Autoren der Studie betonen dabei auch die Rolle des Klimawandels, unter dem besonders Sibirien aktuell stark zu leiden hat:

Die Ökonomin Olga Popova vom Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung.
Olga Popova vom Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung. Bildrechte: IOS/neverflash.com

Da wir als eine Folge des Klimawandels auch mehr Wetterextreme und höhere Temperaturen erwarten, zeigt das noch einmal, wie umfassend die Konsequenzen und wie heftig die Folgen auch für den Einzelnen sein können – und zwar nicht nur in Russland. Denn Daten aus Russland helfen auch, allgemein die Auswirkungen extremer Temperaturen zu verstehen: Im Land gibt es fast alle Klimazonen, die täglichen Durchschnittstemperaturen bewegen sich zwischen -60 und +35 Grad.

Olga Popova, Co-Autorin der Studie

Ältere Frauen am Wochenende gefährdet

Ein weiteres Thema der Untersuchung war der Zusammenhang zwischen Geschlecht und Gewalt. So waren in absoluten Zahlen Männer gefährdeter - an extrem heißen Tagen war bei ihnen fast ein Todesopfer mehr pro Million Einwohner zu beklagen (+0,9), bei Frauen betrug diese Quote +0,3.

Allerdings erhöhte sich diese Zahl besonders für ältere Frauen an Wochenenden stark. "Das lässt sich wohl mit häuslicher Gewalt erklären", sagt der Co-Autor der Studie Vladimir Otrachshenko. An Wochenenden gebe es mehr Kontakte zwischen Frauen im erwerbsfähigen Alter und potenziell gewalttätigen Partnern.

Kampf gegen Klimawandel am effektivsten

Die Wissenschaftler erhoben auch noch weitere Daten, etwa zu den wirtschaftlichen Schäden, die durch die Gewalt an heißen Tagen entstehen. Um den Verlust an Arbeitskraft zu kompensieren, bräuchte es demnach einen Anstieg des regionalen Bruttoinlandsprodukts pro Kopf um 0,35 Prozent. Eine niedrigere Arbeitslosenrate bremst laut der Studie wiederum den Effekt der mit der Temperatur steigenden Mordzahl.

Und was kann man nun gegen dieses Phänomen machen? Neben einer höheren Beschäftigungsrate und der Regulierung des Alkoholkonsums - der trotz des verbreiteten Klischees für die Morde in Russland eine untergeordnete Rolle spielte - sprechen sich die Autoren vor allem für den Kampf gegen den Klimawandel aus. "Auf Dauer ist es am effektivsten, die Erderwärmung strikt zu begrenzen", betont Olga Popova.

cdi

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