Homeofficepflicht endet Zuhause oder Büro: Wo werden wir künftig arbeiten?
Hauptinhalt
03. April 2022, 05:00 Uhr
Die Homeofficepflicht ist seit dem 20. März Geschichte. Aber sie hat die Arbeitswelt nachhaltig verändert, hat neue Möglichkeiten eröffnet und die permanente Präsenz im Büro in Frage gestellt. Wer wird überhaupt noch ins Büro zurückkehren und warum? Kleiner Spoiler: Auch die Kantine spielt eine große Rolle.
Mit der Online-Befragung "Homeoffice Experience 2.0" wollte das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO herausfinden, was Arbeitnehmer nach gut zwei Jahren an der Arbeit zu Hause schätzen und was sie vermissen. Dazu gaben rund 1.700 Befragte im Zeitraum von Mai bis August 2021 Auskunft. Das Ergebnis der Studie soll eine Orientierung geben, wie der Alltag in Unternehmen künftig aussehen kann: Wie viele Mitarbeiter werden vor Ort sein und an wie vielen Tagen pro Woche? Welche Aufgaben erfordern Präsenz und welche lassen sich auch von Zuhause aus gut oder sogar besser erledigen? Wie viele Arbeitsplätze und Büroräume braucht man am Firmensitz und welche Ausstattung benötigen die Beschäftigten zu Hause?
Wo sind wir am produktivsten?
Das wird individuell unterschiedlich empfunden, zeigt die Studie. "Wir erkennen hier mittlerweile zwei Lager, in denen sich Beschäftige entweder im Homeoffice oder im Büro produktiver fühlen", fasst Studienautorin Milena Bockstahler die Ergebnisse zusammen. Die einen fühlen sich durch die vielen Möglichkeiten zu Hause abgelenkt, die anderen durch die Anwesenheit von Kollegen gestört. Letztere sind jedoch in der Minderheit. Einig sind sich die Befragten darin, dass Berufs- und Privatleben sich inzwischen sowohl hier als auch dort besser übereinbringen lassen.
Wir erkennen hier mittlerweile zwei Lager.
Sehnsucht nach Kollegen in "3D" und Bedürfnis nach guter Verpflegung
Die Mehrzahl der Studienteilnehmer hat den realen Austausch mit den Kollegen vermisst und würde dafür gern wieder ins Büro zurückkehren. Allerdings nur für etwa die Hälfte der Arbeitszeit und nur, wenn die anderen ebenfalls da sind. Auch wer zu Hause eher unzufrieden ist mit seiner technischen Ausstattung und den räumlichen Gegebenheiten, möchte lieber wieder im Firmensitz arbeiten. Der größte Anreiz dafür ist jedoch für viele neben einer guten Verkehrsanbindung eine gute Verpflegung. Ob jemand gern wieder im Büro arbeiten möchte, ist weitgehend unabhängig vom Alter. Lediglich die Gruppe der 50- bis 59-Jährigen zeigt ein leicht höheres Bedürfnis danach im Vergleich zu den anderen Altersgruppen.
Das Büro als Treffpunkt und kreativer Motor
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass Unternehmen die Bedingungen in den eigenen Räumlichkeiten verändern müssen, um gegen die Vorzüge der Heimarbeit wie den wegfallenden Arbeitsweg und eine selbstbestimmtere Tagesgestaltung bestehen zu können. Dafür bedarf es – neben gutem Essen –neuer Bürokonzepte, die einerseits Rückzugsorte für produktives und fokussiertes Arbeiten vorsehen, andererseits multifunktionale und großzügig geschnittene Besprechungs- und Projekträume, Lounge-ähnliche offene Begegnungsorte und Erlebnisangebote. Viele Unternehmen haben sich darüber längst Gedanken gemacht und sehen einen künftig einen hybriden Arbeitsalltag.
Die Studie knüpft nahtlos an die im Oktober 2020 veröffentlichte Studie »Homeoffice Experience – Eine empirische Untersuchung aus Nutzersicht während der Corona-Pandemie« an, die damals die Arbeitssituation im Homeoffice untersuchte.
krm