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Wissen, was wir lesen 102 grüne Karten zur Rettung der Welt
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06. Januar 2021, 08:12 Uhr
Der Zustand der Welt, heruntergebrochen auf allgemeinverständliche Grafiken. Geht das? Das Magazin "Katapult" hat zusammen mit dem Suhrkamp Verlag ein Buch veröffentlicht, das sich genau dies zum Ziel gesetzt hat. 102 "grüne" Karten, ergänzt um zahlreiche erläuternde Texte, erzählen davon, wie es der Erde geht. Carsten Dufner hat sich das Buch angesehen. Und festgestellt, dass das alte Sprichwort vom Bild, das mehr als 1.000 Worte sagt, immer noch seine Berechtigung hat.
Worum geht es?
Es geht um den Klimawandel und um das, was der Mensch mit dem Klima macht. Und das ganz intuitiv - mit 102 Karten, wie der Titel ja schon sagt. Beispiele? Eine Karte von Europa mit der Darstellung des Temperaturanstiegs in den Großstädten seit 1960, eine Karte mit dem jährlichen Verlust an Regenwald, zur Veranschaulichung projiziert auf den Umriss von England oder eine Weltkarte mit den Naturereignissen 2018 und der Anzahl der Menschen, die davon betroffen waren. Weitere mit Deutschlands Autoexporten, den gefährlichsten Tieren der Welt, der steigenden Anzahl von Kreuzfahrttouristen, den Regionen der Welt mit Lithiumvorkommen oder dem Ressourcenaufwand und der Nährstoffausbeute verschiedenen Nutztiere. Kurz: eine bunte, abwechslungsreiche aber auch mahnende Mischung von Fakten rund um eine Welt, die Hilfe benötigt.
Wie schafft es das Buch, mich zu fesseln?
Es ist die Unmittelbarkeit des visuellen Eindrucks, der "Aha-Effekt", der sich schon beim Durchblättern einstellt, ohne auch nur ein Wort der zahlreichen Erläuterungen gelesen zu haben. Und es ist die Vielfalt der Karten und Infografiken, die mich fesselt. Wissenschaftlich fundierte Illustrationen wechseln mit simplen aber starken Aussagen ohne direkten wissenschaftlichen Bezug, dafür aber mit dem Potenzial, mich erst kurz zum Schmunzeln, dann lange zum Nachdenken zu bringen. Beispiel: Eine Karte von Südostasien zeigt einige Länder blau eingefärbt. Diese Einfärbung markiert – laut Legende – die Länder, die die Meere am stärksten mit Plastikmüll verschmutzen. Und bevor sich der Europäer über die Praktiken anderer Länder erhebt: gleiche Karte, gleiche Farbe, gleiche Legende. Denn es sind dieselben Länder, in die Deutschland einen großen Teil seines Plastikmülls exportiert.
Wer hat's geschrieben?
Das Buch ist ein Produkt der "Katapult"-Redaktion, eine Gemeinschaftsleistung von 21 Autorinnen und Autoren, wobei hier Autorenschaft sowohl die Entwicklung der Grafiken als auch die Recherche zu den Fakten und die Auswahl der Themen meint.
Die Daten zum Buch Katapult (Hrsg.): „102 grüne Karten zur Rettung der Welt“, Suhrkamp 2020, 203 Seiten, 22 €, ISBN 978-3-518-47083-1
Wie ist es geschrieben?
Auf den ersten Blick scheint es weniger geschrieben als gestaltet. Denn das, was die wesentlichen Inhalte transportiert, sind die Karten, die dem Buch seinen Namen geben. Mir persönlich ist es so ergangen, dass ich diese Karten erstmal von vorn bis hinten durchgeblättert hatte, bevor ich dann die erläuternden Texte gelesen habe, die die meisten Karten ergänzen. Aber auch diese Texte sind leicht aufzunehmen, bringen das Wichtigste auf den Punkt und lassen den Karten ihren Raum.
Was bleibt hängen?
Es sind die Bilder, die die Fakten transportieren und die dann auch hängen bleiben. Zum Beispiel: Wussten Sie, dass die Stilllegung aller Bahnstrecken in Deutschland seit 1990 der Gesamtlänge der aktiven Bahnstrecken in Norwegen, Schweden und Holland zusammen entspricht? Oder dass es aktuell in der Welt mehr als doppelt so viele aktive Handys gibt wie genutzte Zahnbürsten?
Es sind die simplen 'unwissenschaftlichen' Illustrationen, die ich nicht mehr aus meinem Kopf bekomme. Zum Beispiel eine Abbildung mit der Erdkugel, einer Flasche und einem gefüllten Bierglas, versehen mit der Überschrift 'Dinge, die warm werden'. Und einer Untermenge dieser drei mit dem Titel 'Dinge, bei denen uns das stört', bei der dann die Erde nicht mehr dabei ist.
Der Rezensent … hat sich die Neugier seiner Kindheit erhalten. Ihn interessieren dabei weniger die Dinge, die weit weg oder weit zurück liegen als eher die wissenschaftlichen Fragen im Hier und Jetzt. Und das, was unser aller Zukunft ausmacht. Liebt die Vermittlung von Wissen, engagiert sich für die Bildung und betreut als Redakteur auch diese Rubrik: "Wissen, was wir lesen?"
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