Ökologischer Wendepunkt der Geschichte 1,6 Milliarden Jahre alt: Spuren frühen Lebens gefunden
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16. Juni 2023, 08:57 Uhr
Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung des Zentrums für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen und des Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam schreibt im Fachblatt Nature, dass sich vor etwa einer Milliarde Jahren eine bislang unbekannte Gruppe einzelliger Lebewesen in großer Zahl auf der Erde tummelte. Die Forschenden wiesen in bis zu 1,6 Milliarden Jahren altem Gestein Spuren bestimmter Moleküle, sogenannte Protosteroide, nach.
Die Urfette sollen von frühen Formen der Eukaryonten stammen. Das sind Lebewesen mit komplexer Zellstruktur und Zellkern, zu denen neben etlichen Einzellern alle Tiere, Pflanzen und Algen zählen. Moderne Eukaryonten produzieren gewöhnlich fettartige Sterole. Die Forschenden konzentrierten sich bei der Suche nach Eukaryonten früher also auf den Nachweis solcher Stoffe. Für diese reichen die Belege etwa bis 800 Millionen Jahre zurück. Aber es gibt ältere Eukaryonten. Die Forschenden schlussfolgerten also bisher, dass diese vorher möglicherwiese selten waren.
Die Forschenden des Nature-Artikels widersprechen dieser Schlussfolgerung aber. Sie fanden in verschiedenen Erdregionen Hinweise auf Protosteroide im Gestein, das bis zu 1,64 Milliarden Jahre alt ist. Das deutet darauf hin, dass diese Ur-Eukaryonten im Gegensatz zu früheren Annahmen zu jener Zeit sehr reichlich im Wasser waren. Die Forschenden schlussfolgern, dass ihr Zellaufbau und ihr Stoffwechsel demnach an eine Welt angepasst waren, die damals weitaus weniger Sauerstoff in der Atmosphäre aufwies als heute. Dann, vor rund 800 Millionen Jahren, tauchten die modernen Eukaryonten auf. Laut der Forschenden sei das einer der tiefgreifendsten ökologischen Wendepunkte in der Geschichte unseres Planeten gewesen.