Covid-19-Studie Corona: Wie das Immunsystem Kinder vor Viren schützt

21. August 2021, 05:00 Uhr

Kinder erkranken deutlich seltener schwer an Covid-19. Laut Forschern aus Berlin, Leipzig und Heidelberg ist das kindliche Immunsystem in den oberen Atemwegen wesentlich stärker aktiv gegen Viren als bei Erwachsenen.

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Kinder erkranken deutlich seltener schwer an Covid-19. Laut Forschern aus Berlin, Leipzig und Heidelberg ist das kindliche Immunsystem in den oberen Atemwegen wesentlich stärker aktiv gegen Viren als bei Erwachsenen.

MDR KULTUR - Das Radio Do 19.08.2021 18:50Uhr 03:03 min

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Wenn es um die Abwehr des Coronavirus geht, sind Kinder den Erwachsenen deutlich überlegen. Sie können es offenbar schneller abtöten und haben dadurch meist nur kurze, milde Krankheitsverläufe. Das Forschungsteam um Irina Lehmann vom Berlin Institute of Health in der Charité wollte herausfinden, woran das liegt. "In unserer Studie haben wir entdeckt, dass sich gesunde, nicht infizierte Kinder mit ihrem Immunsystem in den Atemwegen überraschenderweise ganz stark unterscheiden von gesunden Erwachsenen", sagt die Professorin für Epigenetik und Lungenforschung. Die Ergebnisse sind jetzt im Journal "nature" veröffentlicht worden.

Kindliche Schleimhautzellen sind auf das Virus vorbereitet

Denn in der Nasenschleimhaut von Kindern sind nämlich schon alle nötigen Immunzellen für die Abwehr von Viren und anderen Erregern vorhanden. Bei gesunden Erwachsenen dagegen finde man dort dagegen fast keine Immunzellen, so Lehmann. "Und der zweite, vielleicht sogar noch wichtigere Befund, war, dass die Epithelzellen in der Nasenschleimhaut, und zwar genau die, die den Rezeptor tragen, über den das Virus in die Zellen eindringen und sie infizieren kann, diese Epithelzellen sind schon quasi in Alarmbereitschaft bei den Kindern." Auf diese Weise können die kindlichen Zellen das Virus viel schneller erkennen und bekämpfen.

Das Immunsystem von Kindern wird also nicht völlig unvorbereitet von der Infektion überrascht, es kann das Virus schnell eliminieren. Für die Untersuchung hat das Forschungsteam eine vergleichende Analyse von gesunden und infizierten Kindern und Erwachsenen gemacht. Dafür haben sie einzelne Zellen aus Abstrichen der Nasenschleimhaut isoliert und anschließend analysiert, welche Gene darin aktiviert sind.

"Wir haben insgesamt über 80 Probanden untersucht und am Ende um die 270.000 Zellen einzeln analysiert. Also ein riesiger Datensatz, der uns auch die Sicherheit gibt, dass das, was wir da gesehen haben, keine Zufallsbefunde sind, sondern repräsentativ und dadurch allgemeingültig", so Lehmann.

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Lässt sich der neu entdeckte Mechanismus also vielleicht sogar für Erwachsene nutzen? Sie könne sich vorstellen, dass man etwa ein spezielles Nasenspray entwickle, dass präventiv genau diese Immunabwehr aktiviert, die das Team jetzt entdeckt hat, meint die Professorin. Die starke, antivirale Immunität der Atemwege halte etwa bis zum Alter von 18 bis 20 Jahren an. Dann falle sie ab und bleibe bis ins hohe Alter in etwa gleich.

Trotz dieses neu entdeckten Alarm-Zustands, der die Kinder schützt, warnt die Lungenforscherin davor, die Ergebnisse falsch zu interpretieren und sich jetzt in trügerischer Sicherheit zu wiegen. "Wenn man sich die Zahlen, die von europäischen Gesundheitszentren veröffentlicht werden, mal anschaut, dann findet man, dass immer noch eins von zehntausend Kindern, die infiziert sind, schwer krank wird", sagt Lehmann. "Von den schwer kranken Kindern, die auf einer Intensivstation landen, stirbt jedes dritte Kind." Betrachte man die derzeit hohen Infektionszahlen, dann seien es durchaus viele Kinder, die schwer krank werden und auch sterben könnten. "Und deswegen glauben wir, dass Impfungen ganz, ganz wichtig sind, dass jedes Kind, das geimpft werden kann, tatsächlich auch geimpft wird", stellt sie klar.

Keine Entwarnung für Kinder vor Corona

Die Studie soll auf keinen Fall dazu benutzt werden, um zu sagen, dass Kinder überhaupt nicht gefährdet seien und nicht geimpft werden sollten, mahnt Lehmann. Sie erkläre nämlich lediglich die Ursache, warum nicht-vorerkrankte Kinder nicht so schwer krank werden wie Erwachsene.

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