Auf dem Weg zum Impfstoff Einzigartige Stelle auf dem Virus macht Sars-CoV-2 so gefährlich
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06. Mai 2020, 17:43 Uhr
Um Medikamente und Impfstoffe gegen das neuartige Corona-Virus zu entwickeln, muss man verstehen, wie das Virus überhaupt funktioniert. Das heißt, wie es in die Zellen gelangt und sich dort ausbreitet. Wissenschaftler aus Göttingen haben die Schaltstelle auf dem Virus gefunden, die das Sars-CoV-2 so gefährlich für uns macht.
Viren sind keine Lebewesen. Sie leben nicht. Trotzdem ist auch ihr großes Ziel: Vermehren, vermehren, vermehren! Das können sie aber alleine nicht, dafür brauchen sie eine lebendige Zelle. In die müssen sie sich einschleusen und deren Fortpflanzung übernehmen, erklärt Stefan Pöhlmann, Leiter der Abteilung für Infektionsbiologie am Deutschen Primatenzentrum in Göttingen.
Es parasitiert also, wenn man so möchte, die Funktionen der Zelle, um seine Vermehrung sicherzustellen.
In so eine Zelle hineinzukommen ist aber gar nicht so einfach. Die Zelle ist schließlich nicht dazu gedacht, Brutstätte für Viren zu sein. Knackpunkt ist also: Wie kommt das Virus in die Zelle? Deswegen ist das Coronavirus auch nach diesem Knackpunkt benannt: Es ist seine Krone, die dem Virus den Eintritt ermöglicht. Geformt wird sie durch ein Eiweiß.
Das Virus braucht Unterstützung
Aber auch dieses Eiweiß, Spike-Protein genannt, ist zunächst völlig nutzlos, denn es ist inaktiv. Wir erinnern uns: Das Virus lebt ja nicht! In die Zelle kommt es also nur, wenn das Spike-Protein aktiviert wird. Das gelingt dem Sars-CoV-2-Virus, weil unser Körper ihm dafür die nötigen Stoffe zur Verfügung stellt.
Der entscheidende zweite Schlüssel
Diese Enzyme, Proteasen, oder einfach Botenstoffe, passen auf das Virus wie ein Schlüssel ins Schloss. In diesem Fall braucht das Virus zwei Schlüssel, um zwei Schlösser auf dem Virus zu aktivieren. Dann kommt das Virus in die Zelle und kann sich vermehren. Bisher waren ein Schlüssel und ein Schloss bekannt. Dazu läuft schon vielversprechende Forschung für ein Medikament, das dort ansetzt.
Neu ist jetzt das Wissen über Schlüssel und Schloss Nummer zwei. Das könnte entscheidend sein für eine Impfung. Denn gerade das Schloss, also die Aktivierungsstelle auf dem Virus, macht es so gefährlich, sagt Infektionsbiologe Stefan Pöhlmann: "Denn die findet man nicht bei eng verwandten Coronaviren. Die ist einzigartig. Die findet man nur bei diesem Coronavirus, das sich jetzt global ausbreitet und für die Covid-19-Pandemie verantwortlich ist."
Zweite Andockstelle machte Übertragung auf Menschen möglich
Diese zweite Andockstelle auf dem Virus ist also der Grund, warum Covid-19 in unserem Körper überhaupt eine Chance hat. Wahrscheinlich ist es auch genau diese Veränderung auf dem Virus, die nötig war, damit das Virus vom Tier auf uns überspringen konnte. Davon gehen die Forscher aus.
Das Virus ohne zweites Schloss wäre also kaum gefährlich und deswegen wie gemacht für einen Impfstoff. Die Idee: Man entfernt diese zweite, gefährliche Aktivierungsstelle vom Virus und konfrontiert unser Immunsystem nur mit dem harmlosen Rest. Auf diese Weise bereitet man es vor auf die gefährliche Variante.
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