Infektion und Immunität Was leisten Corona-Schnelltests?
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26. März 2020, 17:47 Uhr
Aktuell werden Corona-Verdachtsfälle in Deutschland mit der PCR-Methode auf das Virus getestet. Jetzt stehen auch eine Reihe von Bluttests in den Startlöchern, die schneller sein sollen. Doch was können sie leisten?
Update 02.02.2020: Das Leibniz-Institut für Photonische Technologien in Jena hat ebenfalls einen Corona-Antikörpertest vorgestellt.
Deutschland gilt derzeit als eines der Länder, in denen die meisten Tests auf das neuartige Sars-Coronavirus-2 (Sars-CoV-2) durchgeführt werden. Der Virologe Christian Drosten von der Berliner Universitätsklinik Charité schätzt, dass die Labore aktuell etwa eine halbe Millionen Proben pro Woche testen. Und dennoch wünschen sich noch weitaus mehr Menschen, sich auch testen lassen zu können. Aber der Zugang ist beschränkt. Nur wer Kontakt zu einem bestätigten Coronapatienten hatte oder wer aus einem Risikogebiet zurück nach Deutschland gereist ist, wird getestet.
Corona-Schnelltests vor der Markteinführung
Deswegen stehen jetzt eine Reihe von Forschungsgruppen und Unternehmen in den Startlöchern, die in den kommenden Wochen Corona-Schnelltests auf den Markt bringen wollen oder bereits gebracht haben. Unter anderem verkauft das Thüringer Unternehmen Senova aus Weimar einen solchen Streifentest, den Forscher des Leibniz-Insituts für Photonische Technologien in Jena entwickelt haben. Aber wie sinnvoll sind diese Tests und können Sie Infektionen auch zuverlässig nachweisen?
Bei den jetzt in Deutschland gängigen Tests wird die sogenannte PCR-Methode angewendet, die Polymerase-Kettenreaktion. Dafür nehmen Mediziner einen Abstrich an der Rachenschleimhaut von Verdachtspatienten, also dort, wo sich das neuartige Virus vor allem vermehrt. Die Testmaschine vermehrt dann die Erbinformationsmoleküle der Viren, so dass die Virus-RNA anschließend sicher und stabil nachweisbar ist. So identifiziert der PCR-Test also alle Patienten, die Viren über Husten oder Atem an die Umwelt abgeben. Das passiert bereits ein bis zwei Tage vor Auftreten der ersten Symptome.
PCR-Tests können nur in Laboren durchgeführt werden
Ein Nachteil der Methode liegt darin, dass sie nur von Laboren durchgeführt werden kann, weil die PCR-Geräte dafür nötig sind. Die Testanalyse selbst dauert zwar nur ein paar Stunden. Dennoch warten Patienten derzeit einige Tage auf ihr Ergebnis, einfach weil die Laborkapazitäten beschränkt sind.
Ein weiterer Nachteil: Im Rachenabstrich befinden sich nur in der ersten Woche nach Beginn der Symptome genügend Viren für den Nachweis. In der zweiten Woche hat ein Patient in der Regel noch immer Symptome. Die Viren sind jetzt aber vor allem in der Lunge aktiv. Das gilt auch für diejenigen, bei denen die Covid-19-Krankheit einen eher milden, einer Erkältung ähnlichen Verlauf nimmt. Einen Abstrich in der Lunge zu machen ist allerdings deutlich komplizierter und ohne Fachpersonal praktisch nicht durchführbar.
Corona-Schnelltests weisen Antikörper im Blut nach
Bei den jetzt kurz vor der Einführung stehenden Schnelltests handelt es sich in den meisten Fällen um sogenannte serologische Tests. Das bedeutet, eine Blutprobe wird auf Antikörper gegen Sars-CoV-2 getestet. Die Durchführung ist unkompliziert wie ein Schwangerschaftstest. Ein Tropfen Blut und das etwa stiftgroße Testgerät genügen. Bereits nach etwa 20 Minuten zeigt ein Strich auf einem kleinen Display an, ob einer von zwei Typen Antikörpern gefunden wurden.
Bereits einige Tage nach Beginn der Symptome befinden sich die IgM-Antikörper im Blut. Später sind es dann IgG-Antikörper, die recht lange nachweisbar bleiben. Wie lange genau ist derzeit noch unbekannt, aber Experten gehen mindestens von einigen Wochen bis Monaten aus. Ig steht dabei für Immunglobuline, das sind Proteine, die wir als Antikörper im Immunsystem bilden.
Schnelltests erfassen nicht akute ansteckende aber symptomfreie Corona-Infektionen
Hier liegen Vor- und Nachteil der Methode. Vorteil: Mit den serologischen Tests lassen sich auch Immunitäten nachweisen. Wer also an Covid-19 erkrankt ist und es nicht bemerkt hat, vielleicht weil nur wenige bis gar keine Symptome spürbar waren, kann mit einem solchen Test herausfinden, dass bereits eine Immunität vorliegt. Das wäre vor allem für Mitarbeiter in Arztpraxen und Kliniken extrem hilfreich, weil die Dienste an erkrankten Patienten dann vor allem von bereits immunem Personal durchgeführt werden könnten.
Der Nachteil dieser Tests besteht darin, dass sie erst einige Tage nach Beginn der Symptome anschlagen. Sie sind also weniger als die PCR-Tests dazu geeignet, akute Infektionen nachzuweisen. Für die Suche nach angesteckten Kontaktpersonen von bereits infizierten Menschen sind sie also eher ungeeignet.
Wie viele Menschen sind bereits immun gegen Sars-CoV-2?
Dagegen könnten serologische Tests helfen, eine wichtige Frage für die Forschung zu beantworten: Wie viele Menschen haben die Krankheit unbemerkt bekommen und sind deshalb bereits immun?
(ens/gp)