Klima und Covid-19 Corona: Je näher am Äquator, desto weniger Infektionen
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12. Mai 2021, 12:16 Uhr
Ein saisonaler Effekt der Corona-Pandemie wird immer wahrscheinlicher. Wie eine Wiener Studie bestätigt, sind die Zahlen der Covid-19-Infektionen umso geringer, je näher ein Land am Äquator liegt – die weitere Entwicklung hängt aber noch von anderen Faktoren ab, wie sich etwa in Brasilien zeigt.
Das internationale Forscherteam um Prof. Klaus Prettner von der Wirtschaftsuniversität Wien untersuchte für die in "Scientific Reports" erschiene Studie den Zusammenhang zwischen der Corona-Pandemie und klimatischen Bedingungen mithilfe von statistischen Schätzverfahren. Bestätigte Covid-19-Fälle wurden dafür ins Verhältnis zur Einwohnerzahl gesetzt, dazu weitere Faktoren wie Bevölkerungsdichte, Flugreisen, Verkehrsdichte, Einkommen, Testintensität, Gesundheitsausgaben und Altersstruktur mit einbezogen.
Daten aus dem Vorjahr bestätigt
Im Ergebnis weist ein Land, das 1.000 Kilometer näher am Äquator liegt, durchschnittlich 33 Prozent weniger Fälle pro eine Million Einwohner auf. Dieser Zusammenhang wurde schon während der ersten Corona-Welle beobachtet, konnte nun aber auch nochmal für die Zeit bis Januar 2021 bestätigt werden.
Über die Gründe für diesen Effekt können die Forschenden aber nur mutmaßen. Neben direkten klimatischen Auswirkungen sind auch indirekte Effekte möglich: Etwa dadurch, dass das Immunsystem im Winter anfälliger für Infektionen ist oder dass sich Menschen im Sommer weniger in Innenräumen treffen.
Je näher am Äquator, desto höher sind tendenziell die Luftfeuchtigkeit, die Temperaturen und die Intensität der UV-Strahlung. Dies zu wissen ist wichtig, um entsprechende Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Covid-19-Virus zeitlich optimal zu planen. Unsere Ergebnisse bedeuten insgesamt jedoch nicht, dass Länder, die näher am Äquator sind, gar nicht von der Pandemie betroffen sind oder das Virus im Sommer ganz verschwinden wird.
Dabei fällt der (vermeintliche) Widerspruch auf, dass Länder wie Brasilien und Indien, die direkt oder nah am Äquator liegen, mit hohen Infektionszahlen zu kämpfen haben. Dazu erklärt Prof. Prettner auf Anfrage von MDR WISSEN, dass zwar die absoluten Zahlen der Covid-19-Erkrankungen dort sehr hoch sind, relativ zur Bevölkerungsgröße aber immer noch eher niedrig. Laut dem Portal "Our World Data" liegt Brasilien aktuell ungefähr gleichauf mit Italien und Großbritannien, während Indien weit dahinter folgt. Mit Abstand die meisten Infektionen in Bezug zur Bevölkerungszahl haben dagegen Tschechien, Slowenien, Schweden und die USA.
Zudem haben die Experten auch weitere Faktoren wie etwa politische Maßnahmen mit einberechnet. "Gerade in Brasilien waren die Politikreaktionen auf die Pandemie verhältnismäßig gering ausgeprägt", erklärt Prof. Prettner. "Dies ist sicher auch ein Grund, warum die Pandemie in Brasilien zu relativ vielen Ansteckungen führte." Und letztlich konnte der Einfluss der neuen Mutanten von Sars-CoV-2 noch mit einkalkuliert werden, da die genutzten Daten nur bis zum Januar dieses Jahres gingen. Es könnte sich also im weiteren Verlauf der Pandemie noch etwas an der Rechnung ändern.
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