Covid-19 Wann die Omikron BA.5 Welle vorbei ist - und was im Herbst und Winter droht
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03. April 2024, 14:51 Uhr
BA.5 hat sich in Deutschland durchgesetzt, die Sommerwelle rollt. Trotzdem erwarten Forscher nicht, dass Kliniken überlastet werden. Das könnte sich aber ändern, wenn im Herbst eine neue Immunfluchtvariante auftaucht.
Die Corona-Sommerwelle rollt: Die Zahl neuer Ansteckungen in der letzten Juniwoche übertrifft den Höhepunkt der Delta-Welle im Herbst wieder deutlich. Nach aktuellem Datenstand lag sie am Dienstag (28. Juni) bei 683 neuen Infektionen pro Woche und 100.000 Einwohnern. Grund dafür sind die neuen Omikron-Subtypen B.A4 und BA.5., die laut RKI spätestens seit der Woche nach Pfingsten die Mehrheit der Neuansteckungen verursachen und inzwischen das Infektionsgeschehen dominieren.
Die Gruppe von Modellforschern um Professor Kai Nagel von der Technischen Universität Berlin lag mit ihren Einschätzungen in der Vergangenheit meist sehr dicht an der später tatsächlich beobachteten Infektionsdynamik. Jetzt hat das Team einen neuen Bericht zur Sommer- und später drohenden Herbstwelle veröffentlicht.
Sommerwelle mit BA.5 wird voraussichtlich weniger heftig als BA.2
Das akut wichtigste Ergebnis zuerst: Die Forscher gehen zwar von einer weiterhin steigenden Inzidenz aus, glauben aber nicht, dass diese zu einer Überlastung des Gesundheitssystems führen wird. "Basierend auf dem aktuellen Stand der Forschung bezüglich Übertragbarkeit und Krankheitsschwere von BA.5 berechnet unser Modell zwar steigende Infektionszahlen, die daraus resultierende 'Welle von Infektionen' wird das Gesundheitssystem allerdings voraussichtlich nicht überlasten", so der Bericht.
Aufgrund der Sommereffekte und der anlaufenden vierten Impfungen von Risikogruppen gehen die Forscher davon aus, dass die Höhe der Welle nur etwa 2/3 der BA.2 Welle erreicht, also bei Inzidenzen zwischen 1.000 und 1.500 ihren Scheitelpunkt überschreitet.
Herbstwelle könnte 3.000er Inzidenz erreichen
Anders sieht es bei einem hypothetischen Szenario aus, dass die Wissenschaftler für den kommenden Herbst und Winter simuliert haben. Darin gehen sie zunächst von einer erneuten BA.5 und dem gleichzeitigen Auftauchen einer neuen Coronavariante aus, deren Immunflucht noch stärker ist.
Im ungünstigen Fall – eine neue Variante tritt auf, es gibt aber keine neue Impfkampagne und auch die Coronaregeln werden nicht wieder verschärft – geht die Rechnung aktuell davon aus, dass die Zahlen der Omikronwelle im vergangenen Frühjahr um den Jahreswechsel zu 2023 noch einmal um den Faktor 1,5 überschritten werden. Das könnte für Deutschland Inzidenzen von 3.000 und mehr bedeuten, wenn man den Faktor auf die gemeldete Inzidenz im vergangenen März anwendet.
Einschränkungen von Gastronomie und Freizeit bringen im Worst-Case spürbare Entlastung
Schon eine Impfkampagne mit einem Omikron-Booster könnte die Welle deutlich abmildern. Eine neue Maskenpflicht im Einzelhandel und der Erhalt der Maskenpflicht im ÖPNV sowie eine Rückkehr vieler Arbeitnehmer ins Homeoffice sowie Masken und Lüften in Schulen könnten die Winterwelle auf ein Niveau deutlich unterhalb der Omikronwelle im Frühjahr senken. Insgesamt könne der R-Wert, also der Vermehrungswert des Virus, um bis zu 20 Prozent gesenkt werden. "Das ist bereits erheblich, reicht aber für die angenommene Virusvariante nicht aus, um den R-Wert unter 1 zu bringen", schreiben die Autoren.
Noch stärker würden Beschränkungen für Restaurants, Clubs und Bars aber auch private Feiern wirken. Sie könnten den R-Wert um zusätzliche 15 Prozent senken und würden die Welle damit möglicherweise kleiner halten als die derzeit beobachtete Sommerwelle. Welche Maßnahmen dann wirklich notwendig werden, hänge aber stark von der Krankheitsschwere und damit der Belastung der Krankenhäuser ab.
Neue gefährliche Virusvariante: Zwei Wochen für den Beschluss neuer Maßnahmen
Um zu ermitteln, welche Zeit die Politik hat, um auf eine neue Variante zu reagieren, haben die Modellierer zunächst betrachtet, wann solche Virusmutationen bisher überhaupt als problematisch erkannt wurden. Das war meist bei einem Überschreiten von 5 Prozent der neuen Infektionen der Fall. Und zudem bezogen sie die mindestens einwöchige Verzögerung ein, mit der dieses Wachstum neuer Varianten erkannt wird. Daraus ergibt sich für die Forschenden, dass Politiker etwa 14 Tage Zeit haben, um scharfe Maßnahmen einzuführen, wenn eine gefährliche neue Variante festgestellt wird.
(ens)
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