Vektorimpfstoff Johnson & Johnson Forscher: Im Juli 75 Prozent Geimpfte möglich
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02. Juni 2021, 09:53 Uhr
Bis Ende Juli können 75 Prozent geimpft sein, wenn alle versprochenen Impfdosen geliefert werden. Das Tempo hängt aber vom Vektorimpfstoff von Johnson & Johnson ab, weil hier eine Dosis genügt.
Wirtschaftswissenschaftler der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung (HBS) haben errechnet, dass bereits Mitte Juli 75 Prozent aller Berechtigten in Deutschland mindestens eine Impfdosis erhalten haben könnte. Damit rückt die Herdenimmunität, die eine Zirkulation der Coronaviren unterbricht und damit ein Ende der Regeln und Einschränkungen in greifbare Nähe.
Sebastian Dullien und Andrew Watt vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der HBS haben die zugesagten Impfstoff-Lieferungen und das beobachtete Impftempo in die Berechnungen einbezogen. Demnach könnten bis Anfange Juli bereits 75 Prozent aller Deutschen über 18 Jahre, als etwa 52,1 Millionen Erwachsene, mindestens eine Impfung bekommen haben. Bis Mitte Juli könnte das auch für 75 Prozent der 12 bis 17-Jährigen passiert sein, das entspricht etwa 3,4 Millionen Menschen.
Zentral dafür sei aber, dass der Vektorimpfstoff von Johnson & Johnson vollständig geliefert und auch an unter 60-Jährige verimpft werde. Nur so bleibe genügend mRNA-Impfstoff für die Jugendlichen übrig, denn klinische Daten zur Sicherheit der Impfung bei 12 bis 15-Jährigen und eine Notfallzulassung in den USA und der EU gibt es bisher nur für den Biontech/Pfizer Impfstoff.
Für Juni ist die Lieferung von 28,6 Millionen Dosen der mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna angekündigt, etwa die Hälfte davon (13,4 Millionen Dosen) werden für Zweitimpfungen benötigt. Auch weitere 2,9 Millionen Dosen könnten für Zweitimpfungen benötigt werden für Menschen unter 60 Jahren, die zunächst den Vektorimpfstoff von Astrazeneca erhalten haben und die Zweitimpfung nun aus Sicherheitsgrünen mit einem mRNA-Impfstoff erhalten sollen.
Um das Impfziel von 75 Prozent zu erreichen müssten im Juni aber 1,1 bis 4 Millionen Menschen eine Vektorimpfung mit Astrazeneca oder Johnson & Johnson bekommen. Das sei möglich, wenn rund 2,4 Millionen Dosen (Astrazeneca) und 500.000 Dosen (Johnson & Johnson) geliefert würden. Bei Johnson und Johnson ist nur eine Dosis für die vollständige Impfung nötig, was das Tempo insgesamt deutlich erhöht. Der amerikanische Konzern hatte insgesamt 10,1 Millionen Dosen bis Ende Juni zugesagt, sei bisher aber eher unzuverlässig, schreiben die Forscher.
Ein Zustand der Herdenimmunität kann bisherigen Schätzungen zufolge erreicht werden, wenn über 70 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft sind. Das ist zwar erst nach Abschluss aller Zweitimpfungen der Fall, was sich durch die empfohlenen langen Abstände bei Astrazeneca noch bis in den September hinziehen kann. Allerdings bietet schon die Erstimpfung Schutz von einer Infektion mit Covid-19, was die Zahl der Neuinfektionen in den kommenden vier Wochen weiter senken könnte, auf das Niveau des Sommers 2020 und darunter. Dadurch könnten viele Beschränkungen etwa für Urlaubsreisen aufgehoben werden.
Problematisch an dieser Rechnung ist, dass dafür viele Menschen ein geringes Risiko auf die Nebenwirkung einer Thrombose mit Blutplättchenmangel eingehen müssten, das bei einer Impfung mit einem Vektorimpfstoff besteht. Die tritt nach aktuellen Berechnungen bei Menschen unter 60 Jahren etwa einmal alle 50.000 Impfungen auf, kann in der Regel gut erkannt und behandelt werden, hat aber in einigen sehr seltenen Fällen schon zum Tod der Geimpften geführt.
Dullien, Watt: Impftempo in Deutschland Hängt am Impfstoff von Johnson & Johnson, Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung
(ens)
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