Rentner mit Impfausweis
Ein Blick in den Impfausweis zeigt: Wie viel Impfschutz liegt noch vor? Bildrechte: IMAGO / Sven Simon

Impfungen Alles Corona? Mediziner mahnen – andere Krankheiten nicht vergessen

25. Februar 2021, 14:42 Uhr

Impfungen helfen dem Körper, sich früh mit Krankheitserregern auseinanderzusetzen. Mediziner raten Senioren zu einem Blick in den Impfausweis: Wie steht es um den Impfschutz vor Grippe, Pneumokokken und Keuchhusten?

Corona-Impfungen sind im Frühjahr 2021 das Thema schlechthin: Wer wird wann geimpft, wie gut und sicher wirkt welcher Impfstoff gegen eine Corona-Infektion? Aber was, wenn jemand einen Herzinfarkt hatte oder mit Herzrhythmusstörungen lebt?

Die Herzstiftung Herz-Kreislauf-Patienten rät zur Covid-19-Impfung mit den Wirkstoffen auf mRNA-Basis wie bei den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna als auch auf Basis des neu zugelassenen Vektor-Impfstoff von Astrazeneca. In Schottland haben inzwischen 490.000 Menschen den Astrazeneca-Impfstoff bekommen.

Herzkrank – trotzdem impfen?

Bezogen auf Menschen mit Herzkrankheiten, die Nebenwirkungen wie Schmerzen an der Einstichstelle, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Fieber fürchten, sagt Kardiologe Prof. Dr. Thomas Meinertz, die Schutzwirkung der Impfung vor einem schwerwiegenden Covid-19-Kranheitsverlauf überwiege die Risiken von Nebenwirkungen bei weitem.

Für Herzpatienten sind die drei zugelassenen Impfstoff-Präparate in ihrer Schutzwirkung vor einem schweren Covid-19-Verlauf gleich gut. Dies gilt sowohl für Patienten nach Herzinfarkt, mit implantierten Herzklappen als auch Herzschrittmachern und implantierbaren Defibrillatoren wie den ICD-/CRT-Geräten.

Prof. Thomas Meinertz, Kardiologe

Für Patienten mit einer mechanischen Herzklappe aus Metall, die blutverdünnende Medikamente nehmen, sollen dem RKI zufolge besonders feine Kanülen verwendet und die Einstichstelle fünf Minuten lang gedrückt werden. Herzinfarkt-Patienten sollten aber erst acht Tage nach einem Vorfall geimpft werden. Wer Medikamente nehme, solle die nicht eigenmächtig absetzen, sondern vor dem Impftermin mit dem Medizinpersonal darüber sprechen.

Fokus auf Corona – Gefahr andere Krankheiten aus dem Auge zu verlieren

Aus der Medizin werden aber jetzt auch andere Stimmen laut, die mahnen, bei all der Fokussierung auf Corona andere schwere Erkrankungen und die Möglichkeiten, gegen sie zu impfen, nicht aus dem Blick zu verlieren.

Mann in weißen Ärztekittel
Prof. Dr. Hans Jürgen Heppner Bildrechte: Marion Esser, Helios Klinikum

Je älter man ist, sagt zum Beispiel Professor Hans Jürgen Heppner, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie, um so höher die Infektanfälligkeit, die oft mit schweren Verläufen einhergeht. Auch in den späten Wintertagen bis März lohnt es sich seiner Auffassung nach noch, die Grippe-Impfung nachzuholen. Wer einen Impftermin für Corona hat, sollte einen Abstand von zwei Wochen zwischen den beiden Schutzmaßnahmen einhalten, rät der Mediziner.  

Pneumokokken – Auslöser schwerer Lungenentzündungen

Frau im Jackett
Dr. Anja Kwetkat Bildrechte: Dr. Anja Kwetkat

Das gilt nicht nur für die Grippe, sondern auch für andere (Atemwegs-)Krankheiten, gegen deren Erreger es vorbeugende Impfungen gibt, zum Beispiel gegen Pneumokokken, die zu Lungenentzündungen führen können. Die Ständige Impfkommission empfiehlt diesen Impfschutz standardmäßig für alle über 60 Jahre, die zu keiner Risikogruppe zählen. Ob der Impfschutz nach sechs Jahren aufgefrischt wird, sei dann eine Entscheidung der Hausärztin, je nach gesundheitlicher Verfassung, sagt Dr. Anja Kwetkat vom Uniklinikum Jena.

Sie verweist auch auf die Impfung gegen Pertussis, also Keuchhusten, für Senioren, die in Deutschland laut Ständiger Impfkommission alle zehn Jahre als Kombinationsimpfung zusammen mit Tetanus- und Diphterie-Impfung aufgefrischt werden sollte. Die Gürtelrose, medizinisch Herpes Zoster, ist zwar keine Atemwegserkrankung, sondern die reaktivierte "Kinderkrankheit" Windpocken – die im Erwachsenenalter oft mit chronischen Schmerzen verläuft. Auch gegen sie kann man sich impfen lassen.

lfw

Ein Porträt-Foto von Virologe Alexander Kekulé. 29 min
Bildrechte: MDR/dpa
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