COP26 Schluss mit der Schönrechnerei: Weltklimakonferenz in den Startlöchern
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26. Oktober 2021, 05:00 Uhr
Nicht nur Olympia und die Euro mussten der Corona-Pandemie weichen. Auch die Weltklimakonferenz wurde im vergangenen Jahr ausgesetzt – unter deutlicher Kritik. Der Gipfel in Glasgow wird jetzt nachgeholt. Immer noch unter Pandemiebedinungen, aber die Zeit drängt nun mal. Was sind die Erwartungen an COP26 und was muss passieren, dass sie ein Erfolg wird?
Wenn man so auf COP26 drauf schaut, diese drei Buchstaben und zwei Zahlen, die spätestens ab kommendener Woche wieder in aller Munde sein werden, dann sagen die einem zweierlei Dinge: Diese Abkürzung COP – Conference of the Parties, zu Deutsch Konferenz der Beteiligten – klingt nach gehörigem Understatement. Und die 26 heißt: Da gab es schon 25 UN-Klimakonferenzen vorher. Langsam müssten wir mal zu Potte kommen.
Das ist im Grunde auch die Frage und die damit verbundene Erwartung, die über allem schwebt: Kriegen wir die Kurve? Also wir, die Länder dieses Planeten? COP26 könnte einen besseren Namen vertragen: Neo-COP vielleicht. Oder COP0. Denn statt zu resümieren, was in den vergangenen Jahren in Sachen Klimaschutz passiert ist, wird das Weichenstellen für das nächste Jahrzehnt im Vordergrund stehen.
Vorab noch eine Hiobsbotschaft
Die Konferenz wird im Vorfeld von aktuellen Zahlen überschattet – oder sagen wir besser: einer erneuten Hiobsbotschaft –, die die Weltwetterorganisation (WMO) der Vereinten Nationen am Montag veröffentlicht hat: Drei wichtige Treibhausgase, die stark zur Aufheizung unseres Planeten beitragen, haben im vergangen Jahr Rekordwerte erreicht. Die Rede ist von CO2, Methan und Lachgas. Die Zuwächse seien 2020 zudem überdurchschnittlich hoch gewesen. Und das, obwohl der CO2-Ausstoß durch die Corona-Pandemie etwas geringer als im Vorjahr war.
COP26 — Die Eckdaten
- UN-Klimakonferenz 2021 in Glasgow, Schottland
- 31. Oktober bis 12. November 2021
- ursprünglich für Dezember 2020 geplant
- Teilnehmende: Mitgliedsstaaten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen; 197 Vertragspartner
Bis 2030 sollen die weltweiten Treibhausgasemissionen um die Hälfte reduziert werden – und so muss es in den darauffolgenden Jahrzehnten auch weitergehen. Bis zur Mitte des Jahrhunderts soll die Menschheit klimaneutral leben. Davon ist die Weltgemeinschaft weit entfernt: Derzeit emittieren wir doppelt so viel wie wir sollten, um das 1,5-Grad-Ziel von Paris aus dem Jahr 2015 zu erreichen. Demnach soll der globale Temperaturanstieg zwischen 1850 und 2100 auf 1,5 Grad begrenzt werden. Passiert ist bisher: zu wenig.
Wer zahlt?
"Die Problemlage ist wie vor drei Jahren", sagt Reimund Schwarze vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UfZ) in Leipzig in einem Gespräch des Science Media Centers mit Medienvertreter*innen. "Wir sind an den entscheidenden Bruchstellen nicht weitergekommen." Zu den großen Fragen, die es ab kommenden Sonntag zu klären gilt, zähle auch die Klimafinanz, das betont Niklas Höhne vom Kölner New Climate Institute. Also: Wer soll das alles bezahlen? Etwa die Banken? "Wir wollen Treiber sein", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken, Christian Ossig am Montag. Der Klimawandel als Geschäftsmodell? Wenn 70 Prozent aller Investitionen z.B. in Europa kreditfinanziert sind, dann sicherlich, so Ossig. "Mit geschätzten zusätzlichen 350 Milliarden Euro Investitionen pro Jahr, wird die Transformation der Wirtschaft ohne Banken nicht gelingen."
Hier sind vor allem die wohlhabenden Industriestaaten gefragt, schnelle Lösungen zu finden. Denn, die Reduzierungen der Emissionen ist von jetzt an Aufgabe eines jeden einzelnen Landes auf der Welt. Auch jener, die keine Hauptverantwortlichen sind. Nur eben, dass der Globale Süden – der Teil der Welt, der besonders stark von den Folgen des Klimawandels betroffen ist – sich ein Handeln nicht ohne Weiteres finanziell leisten kann. Vor allem die für den Klimawandel maßgeblich verantwortlichen Länder müssen hier für Ausgleich sorgen.
Kann ein Erfolg werden – sollte es auch dringend
Damit COP26 ein Erfolg werde, brauche es neben Lösungen zur Klimafinanzierung auch Einigungen zu den Regeln des Pariser Klimaschutzabkommens sowie Initiativen im Bereich konkreter Themenbereiche wie Ausstiege aus Kohleenergie und Verbrennungsmotor, betont Niklas Höhne. Schlussendlich seien auch die einzelnen Länder gefragt, ihre Klimaschutzpläne nachzujustieren und neue Ziele vorzulegen. Staaten wie Japan, Neuseeland und Südkorea hätten das zuletzt in einer Kehrtwende getan, Australien, Russland, die Schweiz oder Brasilien seien eher Beispiele für Stillstand.
Nach den Worten von Reimund Schwarze vom UfZ liegt der Fokus jetzt auf einer Revitalisierung des Klimaschutzes nach einer schweren Störung – der Covid-19-Pandemie. Dabei gehe es auch darum, Mechanismen zu schaffen, Missbrauch zu verhindern. Also Schlupflöcher zu stopfen, die es Ländern ermöglichen, ihre Emissionen schönzurechnen.
Ob sich dieser Wunschzettel erfüllen lässt, wird sich in zweieinhalb Wochen abzeichnen. Was jetzt schon sicher erscheint: Ein späteres Datum fürs klimapolitische Wünschdirwas wird es nicht mehr geben.
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