Citizen Science Schwarze Löcher und Galaxien: Freizeitforscher gesucht
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28. Februar 2020, 06:00 Uhr
Mit dem größten je gebauten Radioteleskop LOFAR (Low Frequency Array) haben mehr als 200 Forscher aus 18 Ländern eine neue Himmelskarte erstellt. Sie enthält etwa 500.000 Objekte, die nun bestimmt werden müssen. Dafür hoffen die Wissenschaftler auf die Unterstützung von Freiwilligen. Sie sollen die Aufnamen des Radioteleskops mit bereits vorhandenen Bildern vergleichen und so vielleicht sogar bislang unentdeckte Galaxien identifizieren.
Neue Technik bringt neue, gigantische Datenmengen mit sich, die die Wissenschaft allein nicht mehr auswerten kann. Das ist nicht nur in der Astronomie so, sondern auch in vielen anderen Fachbereichen. "Citizen Science", die "Bürgerwissenschaft", hat deshalb in den vergangenen Jahren in der Forschung immer mehr an Bedeutung gewonnen. In der Astronomie gibt es bereits gute Erfahrungen damit. Für die Sternwarte Hamburg ist das jedoch Neuland. Sie ist gemeinsam mit der Universität Bielefeld Federführerin des Projekts "Radio Galaxy Zoo: LOFAR".
"Zwillinge" gesucht - Teleskopaufnahmen im Vergleich
In dieser Hinsicht also kann künstliche Intelligenz den Menschen noch nicht ersetzen. Für Leute mit Lust auf Neues aus dem All gibt es daher jede Menge Arbeit: In nur sechs Monaten sollen mehr als 500.000 Aufnahmen des Radioteleskops "LOFAR" mit Aufnahmen herkömmlicher optischer Teleskope verglichen werden. So werden bekannte Objekte bestimmt - oder unbekannte entdeckt. Besondere Vorkenntnisse braucht man dafür nicht, nicht einmal ein Teleskop. Ein Computer mit Internetzugang und ein bisschen Konzentrationsfähigkeit reichen aus, um beim "Galaxien-Puzzle" mitzumachen. Ein Nervenkitzel für passionierte Sternengucker, denn kein Mensch weiß bis jetzt, was das neue Radioteleskop in den unendlichen Weiten so alles im Bild festgehalten hat:
Vielleicht entdeckt jemand ja auch ein völlig neues Phänomen am Himmel.
1.203 Freiwillige haben sich bereits gemeldet und sind im Puzzle-Fieber. Bislang - Ende Februar - wurden nach Angabe der Macher 7.083 Objekte abgearbeitet. Wieviel Zeit jede/r aufwenden möchte, um sich an dem Projekt zu beteiligen, bleibt jedem selbst überlassen. Ein bestimmtes "Soll" gibt es nicht, dafür jedoch eine ausführliche Anleitung auf der Webseite des Projekts oder hier im Video.
Das Besondere am Radioteleskop ist, dass es Signale aufzeichnet, die größtenteils von Galaxien stammen und teilweise Milliarden von Lichtjahren zurückgelegt haben, bevor sie die Erde erreichen. Zu sehen sind dann sogenannte Jets, also tausende Lichtjahre lange Strahlen aus sehr heißem Gas. Angetrieben werden diese Strahlen von sehr massereichen Schwarzen Löchern in den Zentren von Galaxien.
Diese Erkenntnisse helfen den Forscherinnen und Forschern zu verstehen, welche Wirts-Galaxien solche Radioquellen verursachen, wie stark diese sind und wie riesige Mengen an Material mit bisher unbekannten Energiemengen in den Weltraum geschleudert werden. Zugleich liefern die Aufnahmen und die dadurch entstandene Karte wichtige Ergebnisse für weitere Forschungsgebiete, darunter die Physik der Schwarzen Löcher und die Ursprünge von Magnetfeldern.
Nächster Schritt: Entfernung messen
Schon in vier Monaten geht das Projekt in die nächste Phase. Dafür steht in La Palma ein spezielles Teleskop bereit, das die Entfernung der neu entdeckten Himmelskörper messen soll. Dafür muss ein Großteil der vorhandenen Daten bereits ausgewertet sein.
Radioteleskop LOFAR setzt Vermessung des Himmels auch in Thüringen fort
Bisher hat es an all seinen Standorten vier Millionen Radioquellen entdeckt. Deutschland ist neben den Niederlanden mit sechs Stationen der größte internationale Partner bei LOFAR. Die Radio-Teleskop-Stationen werden von der Universität Hamburg, der Ruhr-Universität Bochum, der Universität Bielefeld, dem Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn, dem Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching, der Thüringer Landessternwarte und dem Astrophysikalische Institut Potsdam betrieben. Gefördert wird LOFAR in Deutschland von der Max-Planck-Gesellschaft, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, den jeweiligen Bundesländern und von der Europäischen Union.
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