Designer-Babys möglich Chemienobelpreis an Forscherinnen für Genschere Crispr-Cas9
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07. Oktober 2020, 15:35 Uhr
Die beiden Wissenschaftlerinnen Emmanuelle Charpentier (Frankreich) und Jennifer A. Doudna (USA) erhalten für die Entwicklung der Genschere Crispr-Cas9 den Chemienobelpreis. Crispr-Cas hat die Gentechnik revolutioniert.
Der Chemienobelpreis geht in diesem Jahr an zwei Frauen, die die Gentechnik revolutioniert haben. Emmanuelle Charpentier (Frankreich) und Jennifer A. Doudna (USA) haben erforscht, wie sich Bakterien genetisch gegen Virusinfektionen wehren. Dabei entdeckten sie ein Enzym, Crispr-Cas9, mit dem sich DNA und einzelne Gene darin gezielt verändern lassen - und zwar praktisch in allen Organismen der Welt.
Mit Hilfe der Genschere können ganz bestimmte Stellen im Genom angesteuert und editiert werden. Bakterien bekämpfen auf diese Weise Viren. Bei Menschen können damit aber auch genetische Krankheiten geheilt oder theoretisch auch Babys genetisch optimiert werden. Bakterien lassen sich ebenso beliebig verändern wie Pflanzen oder Tiere. So wurden Mini-Schweine gezüchtet, Rinder ohne Hörner, resistenter Weizen und mit Vitaminen angereicherte Orangen. Diese Möglichkeiten haben die Forschung in Euphorie versetzt, aber auch viel Kritik und Bedenken hervorgerufen. Die Technik gilt als so leicht handhabbar, so dass sich bereits selbst ernannte "Bio-Hacker" zu Wort gemeldet haben und sich selbst genetisch optimieren wollen.
Zudem haben Forscher entdeckt, dass Crispr auch Nebenwirkungen haben kann, wenn die Schere nicht nur an den gewünschten, sondern auch an beliebigen anderen Stellen des Genoms ansetzt. Auch wenn dabei keine neuen Gene eingeführt werden, handelt es sich um Gentechnik, urteilte der eurpopäische Gerichtshof 2018.
Klar ist, die Entdeckung des Crispr-Mechanismus hat die mikrobiologische Forschung verändert und völlig neue Felder eröffnet. "Mit dem Nobelpreis werden in diesem Jahr bahnbrechende Erkenntnisse im Bereich der Genomforschung gewürdigt, mit denen große Hoffnungen für die Anwendung in Medizin, Biotechnologie, Tier- und Pflanzenzucht verbunden sind. Ich freue mich, dass mit Emmanuelle Charpentier eine herausragende Kollegin der Max-Planck-Gesellschaft geehrt wird", sagte Leopoldina-Präsident Gerald Haug nach der Auszeichnung.
Emmenuelle Charpentier ist aktuell Direktorin der Max-Planck-Forschungsstelle für die Wissenschaft der Pathogene in Berlin. Sie ist außerdem Mitglied der Leopoldina, der nationalen Akademie der Wissenschaften in Deutschland.
(ens/dpa)
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