Studie mit Cannabidiol CBD: Mit Cannabis gegen Cannabis-Abhängigkeit
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29. Juli 2020, 12:03 Uhr
Eine wachsende Zahl von Menschen leidet unter Cannabis-Sucht. Nun haben britische Forscher getestet, ob dagegen eine Therapie mit dem Cannabiswirkstoff CBD hilft. Die Ergebnisse sind ermutigend.
Unter den verbotenen Drogen ist Cannabis die Nummer eins in Deutschland. Laut dem Epidemiologischen Suchtsurvey haben 2018 rund 3,7 Millionen Deutsche Cannabisprodukte wie Marihuana oder Haschisch konsumiert, das entspricht 7,1 Prozent der Bevölkerung. Vorbei sind dabei die Zeiten, in denen Kiffen als ungefährlich galt. Denn die Droge ist in den vergangenen Jahren durch Züchtung immer potenter geworden.
Eine THC-Sucht ist zwar selten, kommt aber inzwischen häufiger vor. Schätzungen zufolge waren 2015 etwa 0,4 Prozent der Deutschen davon betroffen. Das sind zwar nur halb so viele wie beim Alkohol, aber wer jahrelang vom Cannabis nicht loskommt, trägt mitunter schwere psychische Schäden davon. Weltweit gelten aktuell etwa 22 Millionen Menschen als cannabisabhängig, ähnlich viele wie bei Opiaten.
CBD-Produkte werden populär
Mediziner suchen deshalb Methoden, die die THC-Entwöhnung leichter machen. Ein neuer Ansatz britischer Forscher lautet: Cannabis könnte gegen Cannabis helfen. Genauer: Cannabidiol (CBD) könnte es leichter machen, mit THC-Konsum aufzuhören. Eine erste klinische Studie zeigt positive Resultate.
Cannabidiol wird derzeit immer populärer: Es wirkt vor allem beruhigend, hat aber keine Rauschwirkung wie das THC. In vielen Ländern ist es deshalb legal, auch in Deutschland wurden in den vergangenen Jahren immer mehr CBD-Produkte wie Kapseln, Tees oder Öle verkauft. Mediziner testen, ob es sich für Schmerztherapien eignet. Andere Forscher glauben sogar, es könnte gegen die Corona-Krankheit Covid-19 eingesetzt werden. Die neue, im Fachjournal The Lancet Psychiatry erschienene Studie von Forschern um Tom Freeman schlägt CBD nun auch als Therapeutikum für Cannabis-Abhängige vor.
CBD gegen THC
Bei einer klinischen Studie an 82 Probanden testeten die Forscher, ob CBD sicher ist und hilft, den THC-Konsum zu reduzieren. Alle Teilnehmer wurden als süchtig nach Cannabis diagnostiziert, weil sie mindestens vier der insgesamt elf Symptome für eine Abhängigkeit zeigten. Alle hatten den Wunsch geäußert, den Konsum akut zu beenden. Anschließend wurde die Gruppe geteilt. Eine Hälfte erhielt zwei Kapseln mit CBD-Dosen zwischen 200 und 800 Milligramm pro Tag, die andere zwei Placebo-Tabletten. Alle Teilnehmer bekamen insgesamt sechs Beratungsgespräche, die ihnen beim Beenden des THC Konsums helfen sollten.
Wie viel THC die Teilnehmer weiter konsumierten, überwachten die Forscher mit Urintests. Außerdem wurden die Probanden befragt, an wie vielen Tagen pro Woche sie abstinent blieben. Nachdem die 200 mg Dosis keinen Effekt zeigte wurden die Teilnehmer zum Schluss in die Gruppen Placebo, 400 und 800 Milligramm eingeteilt.
Frei verfügbare CBD-Produkte oft zu niedrig dosiert
In beiden CBD-Gruppen gelang es den Teilnehmern häufiger, auf Cannabis zu verzichten. Interessanterweise fiel der Zuwachs an Abstinenztagen bei der 400 Milligramm Gruppe mit 0,5 Tagen pro Woche und Teilnehmer höher aus, als bei der 800 Milligramm Gruppe (0,3 Tage pro Woche und Teilnehmer). Im Vergleich mit der Placebogruppe zeigten sich keine Nebeneffekte.
Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass CBD-Dosen von 400 bis 800 Milligramm täglich das Potenzial haben, den Cannabiskonsum in klinischen Einrichtungen zu reduzieren. Höhere Dosen dürften aber keinen zusätzlichen Nutzen bringen. Es sind noch größere Studien erforderlich, um genau zu bestimmen, wie groß der Nutzen von täglichem CBD bei der Verringerung von THC-Konsum ist.
Die Forscher raten Cannabiskonsumenten davon ab, sich selbst mit CBD-Produkten aus dem freien Handel zu behelfen. Im Gegensatz zu den getesteten Varianten seien die frei verfügbaren CBD-Produkte deutlich niedriger dosiert und es fehle die Qualitätskontrolle, warnen sie.
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