Buchtipp der Woche Reise in die Welt der Rohstoffe
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22. Mai 2022, 15:00 Uhr
Über Rohstoffe wird in diesen Tagen viel gesprochen. Trotzdem, oder gerade deshalb, ist es gut, dass die TU Freiberg ein Buch veröffentlicht, das eine solide Basis für diese Diskussionen bietet, meint MDR WISSEN-Redakteurin Peggy Grunwald. "Wenn wir lernen, woraus all die Dinge unseres Alltags gemacht sind, wissen wir diese Produkte viel mehr zu schätzen."
Ein umfassender Überblick
Der Titel trifft es auf den Punkt, es geht um Rohstoffe. "Darüber habe ich in letzter Zeit zu viel gehört", denke ich: Eine Fehleinschätzung, denn dieses Buch liefert einen wirklich umfassenden Überblick zum Thema.
Ich erfahre zunächst, was Rohstoffe sind und werde gleich zu Beginn mit einer unbequemen Tatsache konfrontiert: "Ich nutze zu viele Ressourcen!" Rund 44 Kilo verbraucht der Durchschnittsdeutsche täglich!
Dann erfahre ich, dass in einer 100-Quadratmeterwohnung rund 7.500 Kilo Metall verbaut sind. Mit dieser Information geht man ganz anders vom Wohnzimmer in die Küche. (Schauen Sie sich zu Hause einfach mal um!)
Im Buch geht es weiter mit einem Blick auf unsere gesamte Welt. Ich erfahre, wo Rohstoffe lagern, welche wir nach Deutschland importieren und bekomme vor Augen geführt, dass unsere Heimat eigentlich über eine ganze Menge eigener Rohstoffe verfügt.
Weitere Themen spannen den Bogen von der Rohstoffgewinnung über Lieferketten bis hin zu Ideen für einen Ausweg aus unserer Wegwerfgesellschaft.
Ein aktuelles Thema
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs hören wir quasi täglich von Rohstoffknappheit, Abhängigkeit und Gefahr für unser bisheriges Leben. Es ist also durchaus ein aktuelles Thema, mit dem sich das Buch auseinandersetzt. Eine schiere Datenflut wird ausgewertet und mit großer Liebe zum Detail graphisch aufbereitet. Ich erfreue mich auf jeder neuen Seite an tollen Bild-Ideen und lerne mehr und mehr über die Rohstoffe unseres Planeten dazu. Vieles wusste ich schlicht noch nicht: Zum Beispiel, dass in Deutschland schon vor der Rohstoffgewinnung feststehen muss, wie die Landschaft nach dem Bergbau aussehen soll.
Das Team der TU Freiberg
Der Herausgeber des Buchs – Carsten Drebenstedt – ist von Beruf Bergingenieur, er lehrt an der TU-Freiberg. In einem Interview spricht er über seinen Beruf als "den schönsten Beruf der Welt". Mit diesem Buch möchte er die mineralischen Rohstoffe von ihrem Aschenputtel-Image befreien. "Keiner mag sie und trotzdem braucht sie jeder", schreibt er im Vorwort.
Es ist dem Team um Drebenstedt gelungen, durch unzählige Datenauswertungen die Grundlage für eine eigene Meinungsbildung zu schaffen. Das gelingt besonders gut, weil Anke Meschede hier ein zeitgemäßes Design geliefert hat und Ute Baumgarten dieses mit klaren Texten unterstützt.
Eine solide Datenbasis für alle
So stelle ich mir ein gutes Lehrbuch vor! Vielleicht wird der ein oder andere Lehrende darauf aufmerksam, er könnte seinen Unterricht damit bereichern. Ansonsten halte ich dieses Buch für junge und alte Menschen gleichermaßen geeignet. Für all jene, die sich für unsere Erde und die Zusammenhänge interessieren, denen die lauten Töne aus der Politik und von Demonstranten manchmal zu viel sind, die sich gerne auf Datenbasis eine eigene Meinung bilden.
Mehr Wertschätzung für die Gegenstände des Alltags
Wir müssen anders hinsehen! Die Rohstoffe, die jeder (!) von uns tagtäglich nutzt, werden in anderen Ländern gewonnen. Wir machen es uns sehr leicht, indem wir die Augen vor diesem Problem verschließen. Was nützt uns unser Umweltschutz, wenn wir dafür die Umwelt anderer Menschen zerstören? Weniger ist mehr! Achten wir auf die Dinge, die wir besitzen und lernen sie zu schätzen. Damit wäre unserer Welt etwas geholfen, das kann man aus diesem Buch sehr gut herauslesen.