Buchtipp der Woche Wachsen. Wie Tiere in die Welt kommen
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06. März 2022, 15:04 Uhr
Eigentlich sind Haustiere gar nicht ihr Ding. Trotzdem empfiehlt MDR WISSEN-Autorin Jana Rehse eine Neuerscheinung, die sich in großformatigen Fotos und spannenden Kurztexten mit der Entwicklung von Tieren beschäftigt. Und weiß jetzt, welches Tier rechteckige Pupillen hat, wann Katzenbabys ihre Augen öffnen oder wie sich Männchen und Weibchen beim Ritterfalter unterscheiden. Ihre Kinder finden’s gut.
So einfach wie genial
Die Idee dieses Sachbuches ist so simpel wie genial: Es werden von den ersten sieben Lebenswochen eines Tierbabys acht Fotos gemacht – eines kurz nach der Geburt und die restlichen mit jeweils einer Woche Abstand. So kann jeder die Entwicklung von Tierbabys verfolgen. Bei Tieren, die für ihre Entwicklung weniger oder mehr Zeit brauchen, wurde der Abstand entsprechend angepasst.
Auf den ersten Seiten gibt es nach dieser Struktur verschiedene Vogelkinder zu sehen, gefolgt von Säugetieren, Insekten, Reptilien, Fischen und einer Gruppe "anderer Tiere" wie Amphibien und Spinnen. Zu den meisten Tieren gibt es dann noch zusätzlich ein paar kurze spannende Informationen.
Hier ein besonders schönes Beispiel - die Entwicklung eines Schmetterlings, dargestellt auf drei Doppelseiten:
Ziegen mit Panoramablick
Haben Schmetterlinge eigentlich gleich ihre prachtvollen Farbe nach der Verpuppung? Wann öffnen Katzenbabys ihre Augen? Und ab wann können Hühner laufen? All diese Entwicklungsschritte, die man in der Regel nicht mit eigenen Augen verfolgen kann, zeigt dieses Buch.
Statt die Biologie der einzelnen Tiere in epischer Breite zu erklären, sprechen in diesem Buch die Bilder.
Der Hintergrund ist immer weiß, damit der Fokus ganz und gar auf den Tieren liegen kann. Die Infotexte dazu – übrigens in Englisch, Deutsch und Niederländisch – sind kurz und halten viele Überraschungen parat. So kann ich zwar kaum mehr zählen, wie oft ich mit meinen Kindern im Streichelzoo war – dass beispielsweise Ziegen aber rechteckige Pupillen haben, die ihnen einen Panoramablick ermöglichen, war mir gänzlich neu.
Autorin züchtete für das Projekt einige Tiere zu Hause
Die Niederländerin Marlonneke Willemsen ist Autorin des Buches. Sie hat sich beruflich vornehmlich auf Tierfotografie spezialisiert. Sie sagt selbst, dass es ihr dabei vor allem um zwei Dinge geht: kleine Details einzufangen, die für das menschliche Auge unsichtbar sind, und eine Geschichte zu erzählen. Das macht sie in diesem Buch mit vielen Tieren, die wir im eigenen Haushalt oder auch in Zoo und Tierpark regelmäßig sehen – und doch niemals in diesen Details wahrnehmen können.
Im Vorwort beschreibt sie, dass sie einige Tiere sogar selbst "züchtete" und sich extra für das Fotoprojekt ein Aquarium anschaffte. Sie achtete auch stets darauf, dass die Tiere dort fotografiert wurden, wo sie sich aus eigener Kraft heraus aufhielten – um Stress für Mutter und Kind zu vermeiden.
Ein Sachbuch für jung und alt
"Wachsen. Wie Tiere in die Welt kommen" kennt faktisch keine Altersgrenze. Jeder – egal ob 5 oder 99 – kann sich die hochwertigen Fotos anschauen und immer neue Details entdecken. Auch die kurzen Infokästen sind bereits für kleine Kinder verständlich – ohne die Großen zu langweilen. Dabei werden auch Themen beschrieben, die Kinder in der Schule lernen, beispielsweise, was Wiederkäuer sind, wie sich Raupen verpuppen, was Kaltblüter ausmacht oder warum Geckos ihren Schwanz abwerfen.
Meine Kinder haben sich dabei am meisten über die Namensherleitung von den Meerschweinchen gefreut. Demnach grunzen sie wie echte Schweine und mussten erst von Peru über das große Meer, um zu uns zu kommen.
Wahnsinnige Entwicklungssprünge
Jeder, der mich näher kennt, wundert sich an dieser Stelle, warum ausgerechnet ich mir ein Buch über Tiere näher angeschaut habe – denn egal wie niedlich sie sind; so richtig erweichen können sie mein Herz doch nicht. Haustiere hatte ich nie und auch meine Kinder werden wohl niemals in den Genuss kommen, eines zu haben.
Aber trotzdem – oder vielleicht auch gerade deshalb – fasziniert mich dieses Buch. Es stellt nicht die Niedlichkeit der Tiere per se in den Mittelpunkt, sondern deren Entwicklung. Die Leser können auf jedem Foto erkennen, was sich genau weiterentwickelt und welche wahnsinnigen Entwicklungssprünge die so unterschiedlichen Tiere in kürzester Zeit machen. Das ist in dieser Form einzigartig.
Zusätzlich erhalten Leser auch noch kurze einprägsame Informationen dazu, die auch Tierliebhaber ganz sicher nicht alle kennen. Hier zwei Beispiele:
- Männchen und Weibchen unterscheiden sich beim Ritterfalter durch einen einzigen Fleck auf dem Flügel.
- Brieftauben müssen bei Wettkämpfen bis zu 650 Kilometer am Tag zurücklegen und finden sogar anhand des Geruchs den Heimweg.
Die Rezensentin schaut sich für uns Wissens- und Sachbücher für Kinder an: "Mit zwei kleinen Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter lese und entdecke ich gern Wissensbücher für die Kleinen. Was mir dabei sehr wichtig ist: Ich will den Kindern von Anfang an zeigen, dass Sachbücher per se nichts Langweiliges sind, sondern die Welt der Wissenschaft spannendere Informationen bereit hält als so manche Kindergeschichte."
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