Wissen, was wir lesen Die unwiderstehliche Anziehung der Schwerkraft. Eine Entdeckungsreise zu den Schwarzen Löchern
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20. Februar 2022, 15:00 Uhr
Dass die Schwerkraft nicht nur ein selbstverständlicher Teil unserer Existenz ist, sondern auch Phänomene verursacht, die wir uns wenig bis gar nicht vorstellen können, zeigt diese Buchempfehlung. "Das Buch baut mit Leichtigkeit eine Brücke von den banalsten Alltagserfahrungen zu den unglaublichsten Artefakten und Vorgängen im Universum", sagt MDR WISSEN-Redakteurin Peggy Grunwald.
Alltäglich und fantastisch
Es geht – wie der Titel nahelegt – um die Schwerkraft, die Gravitation. Es geht um die einzige der vier Grundkräfte, die wir unmittelbar wahrnehmen können und für die wir bereits als Neugeborene ein instinktives Gefühl haben. Die Schwerkraft ist für uns alltäglich, prägt sie doch unsere Umgebung jede Sekunde, jeden Tag, ja unser ganzes Leben lang.
Auf der anderen Seite krümmt sie – wie Einstein entdeckt hat – Zeit und Raum und lässt nahezu unvorstellbare Gebilde wie Neutronensterne oder gar Schwarze Löcher entstehen. Gravitationswellen können das Universum so erzittern lassen, dass wir sein Beben auch noch nach Milliarden Jahren auf der Erde messen können. Fantastisch klingende Objekte wie Pulsare, Wurmlöcher, Gravastars und vieles mehr werden in diesem Buch immer mit dem Fokus auf der Gravitation erklärt.
Raum, Zeit und Schwerkraft, faszinierend beschrieben
Das Buch baut mit Leichtigkeit eine Brücke von den banalsten Alltagserfahrungen zu den unglaublichsten Artefakten und Vorgängen im Universum. Es erklärt sehr anschaulich die Unterschiede zwischen der Newton’schen Physik und dem relativistischen Verständnis der Physik Einsteins. Es berührt eine Vielzahl von verstandenen und weiterhin unverstandenen astrophysikalischen Phänomenen und schreckt auch vor Themen wie Quantengravitation und Singularitäten nicht zurück.
Der Zusammenhang von Raum, Zeit und Schwerkraft wird hier so klar beschrieben, dass man sich der Faszination nicht entziehen kann. Hochspannend und aus erster Hand beschreibt Rezzolla auch, wie mit dem Bild aus dem Zentrum von M87 im Jahr 2017 das erste Foto eines Schwarzen Lochs gelang.
Spezialist für Objekte im All
Der Autor Luciano Rezzolla ist Astrophysiker. Er stammt aus Italien, studierte dort und in den USA, kam dann an das Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik nach Potsdam und ist seit 2013 Professor für theoretische Astrophysik an der Universität Frankfurt am Main.
Rezzolla hat sich auf die verrücktesten Objekte im All spezialisiert: Neutronensterne und Schwarze Löcher. Als Mitglied des Event Horizon Telescope Teams war er maßgeblich daran beteiligt, 2017 das erste Foto eines Schwarzen Lochs aufzunehmen (zusammen mit Heino Falcke)
Anspruchsvolle Zusammenhänge, einleuchtend erklärt
Rezzollas große Stärke ist es, mathematisch anspruchsvolle Zusammenhänge sehr einleuchtend zu erklären. Er schreckt dabei nicht vor Formeln zurück, reduziert sie aber so gekonnt, dass sie leicht verdaulich und immer noch erhellend sind: Dadurch ist das Buch verständlich für all jene, die ein Grundinteresse für Astrophysik mitbringen.
Der Autor beschreibt die mathematisch- physikalischen Zusammenhänge konkret und klar und stellt so ein abenteuerliches Phänomen der Schwerkraft nach dem anderen vor.
Das Mysterium bleibt
Die Gravitation ist allgegenwärtig; sie prägt uns und die fernsten Ränder des Universums. Und dabei ist sie so viel mehr als einfach nur eine "schwere Kraft". Schon Newton konnte sie nahezu vollständig erklären und berechnen. Dank der Einsteinschen Gleichungen können wir sogar die Kollision von sich umkreisenden Schwarzen Löchern simulieren. Und doch will sie sich einfach nicht mit der Quantentheorie vereinbaren lassen. Sie bleibt ein perfekt kalkulierbares Mysterium.