Buchtipp der Woche Raritas. Die geheime Welt einzigartiger Inseltiere
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30. Oktober 2022, 15:00 Uhr
Was macht das Fingertier mit seinem langen Mittelfinger? Was hat es für einen Sinn, wenn Komodowarane sich Boxkämpfe liefern? Ein neues Buch führt an abgelegene Orte, wo sich Hase und Kurzschnabeligel Gute Nacht sagen. MDR WISSEN-Autorin Klara Fröhlich stellt es vor.
Fünf Arten, besonders zu sein.
Auf Inseln leben kuriose, fesselnde Bewohner. "Raritas" widmet sich ihrer Einzigartigkeit und ihrem Erfindungsreichtum und bringt Leserinnen und Leser so zugleich an ungewohnte Ziele. Das Buch entführt an abgelegene Orte wie die Spitzbergen-Inseln oberhalb von Norwegen, wo Zwergen-Rentiere leben, zu Riesenschildkröten auf den Galapagos-Inseln oder Paradiesvögeln in tropischen Regenwäldern. Dabei unterteilt es in fünf große Gruppen: verzwergte oder auffällig große Tiere, "lebende Fossilien", also Tieren aus Urzeiten, deren Umgebung sich kaum veränderte, weil sie unter keinem Anpassungsdruck standen (wie Schildkröten) und Vogel-Arten, deren Flügel über die Zeit mutierten, weil ihre Umgebung den unmittelbaren Nutzen nicht mehr erzwang. Und jenen Tieren, die schwierig einer übergeordneten Kategorie zuzuteilen sind, weil sie sehr individuelle Eigenschaften haben (wie Beuteltiere).
Klopf, klopf!
Es sind die vielen kuriosen Beispiele, die in "Raritas" beschrieben werden, die das Lesen zur Freude machen. Das Fingertier zum Beispiel klopft auf die Rinde des Baums, um herauszufinden, ob es darunter hohl ist, weil Maden ihn zerfressen haben, und bohrt sich anschließend ein Loch, aus dem es die Maden herauspuhlen kann. Der Große Paradiesvogel tanzt bei der Balz in Gruppen von älteren und jüngeren Männchen vor einem Weibchen in einem abgestimmten Reigen. Der Sparringpartner könnte dazu beitragen, dass das Weibchen von den Qualitäten des Männchens überzeugt wird.
Der Band porträtiert die Lebensweise der Inselbewohner mittels unterhaltsamer und informativer Texte und ausdrucksstarker Fotografien. Es ist fast mehr als ein Bildband, dank der fachlichen Expertise von Autor Mario Ludwig, der seine Texte mit wissenschaftlichen Fakten anreichert wie z.B., dass Inseln für den Erhalt der biologischen Vielfalt auf unserer Erde etwa neunmal wertvoller sind als ein von der Größe her vergleichbares Stück Festland.
Biologiekommunikator
Mario Ludwig ist Autor zahlreicher Sachbücher über die Tier- und Pflanzenwelt. Er ist häufiger Gast in verschiedenen Radio- und Fernsehsendungen und erklärt im Podcast "Wie die Tiere" (Bremen Zwei) Phänomene der Natur. Mario Ludwig wurde in Karlsruhe geboren und promovierte in Biologie. Er ist Kolumnist mehrerer Tageszeitungen und außerdem als Wissenschaftskommunikator und Vortragsredner aktiv.
Fakten und Hintergründe kurz und prägnant
Mario Ludwig schreibt kurz, prägnant und sprachgewandt, mit einer großen Fähigkeit, das Unterhaltsame mit Wissenswertem zu verbinden. Mit nur wenigen Sätzen über den Wombat z.B. holt Mario Ludwig Leserin und Leser ab:
"Wombats gehören ganz klar zu den absoluten Lieblingen aller Australienbesucher. Die flauschigen Beuteltiere, die immer ein bisschen an einen kleinen, freundlichen, etwas pummeligen und tiefergelegten Bären erinnern, haben aber deutlich mehr zu bieten, als 'nur' putzig und flauschig auszusehen."
Aus seinen Zeilen ist eine Verbundenheit zur Tierwelt herauszulesen. Aber es wird auch das Fundament gelegt, um später wissenschaftliche Fakten zu vermitteln. Die Texte sind informativ, aber nicht überladen; sie machen Lust, sich über die Tiere selbst zu informieren. Seinen Preis von knapp 40 Euro ist der Band auch aufgrund einer stimmigen Bildauswahl wert. Die Fotografien der Tiere stammen von der Nature Picture Library, einem Anbieter, der mit einem Teil der Erlöse Naturschutzprojekte unterstützt.
Botschaft: Artenreichtum!
Seltene Tiere sind nicht nur fesselnd oder witzig. Sie sind schützenswert, und haben etwas Verletzliches. Mario Ludwig scheut sich nicht, diese verletzliche Seite einzubinden. Zum Beispiel, wenn er erklärt, dass bedrohte Spitzbergen-Rentiere in Norwegen seit 1925 unter Schutz stehen, weil ihr Fleisch bei Minenarbeitern beliebt war. Und dass diese Maßnahme dazu beigetragen hat, dass ihre Population sich erholen konnte. Viele seltene Inselbewohner wie etwa Komodowarane sind heute bedroht vom Menschen und brauchen unseren Schutz. Der Band macht Mut, dass wir in Zukunft mehr darein investieren, was unseren Planeten lebenswert macht. Denn ein Grund dafür ist sein unglaublicher Artenreichtum!
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