Buchtipp der Woche Das Buch vom Dreck. Eine nicht ganz so feine Geschichte von Schmutz, Krankheit und Hygiene.
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23. Dezember 2022, 11:03 Uhr
10.000 Menschen im Schloss, Glanz und Prunk überall, aber nur 300 Nachttöpfe vor Ort und kein einziges Klo in Versailles? Eine von vielen spannenden Geschichten rund um Schmutz und Sauberkeit, Krankheit und Hygiene. MDR WISSEN Autorin Jana Rehse empfiehlt ein neues Kinderbuch, das auch mit großformatigen, liebevoll gezeichneten Bildern kleine wie große Menschen gleichermaßen anspricht.
Dreck klingt doch viel besser als Hygiene
Fast drei Jahre Pandemie liegen hinter uns – und die Bedeutung von "Hygieneregeln" kennt inzwischen jedes Kind. Warum also nicht mal ein Sachbuch den Kleinen präsentieren, das die Geschichte der Hygiene in allen Facetten über die Jahrtausende beleuchtet? "Das Buch vom Dreck. Eine nicht ganz so feine Geschichte von Schmutz, Krankheit und Hygiene" zeigt, warum Hygiene nicht erst seit Corona wichtig ist – und warum es auch Zeiten gab, in denen sich die Menschen lieber nicht gewaschen haben.
Insgesamt werden in über 200 Seiten 31 Themengebiete aufbereitet. Das fängt mit Sprichwörtern an, geht von den alten Ägyptern und der Badekultur des Hamam über die Pest, Perücken und Bärte bis hin zum Thema Waschen im Weltall und der Frage: "Wie viel Waschen schadet?"
Starke Illustrationen, verpackt in spannende Geschichten
Das Buch fesselt die Kids dabei in erster Linie durch seine Größe und die vielen – teils lustigen – Bilder. Auf jeder Seite sind großformatige Illustrationen, die Lust darauf machen, die Texte dahinter zu verstehen.
Neben den Bildern ist es aber auch tatsächlich der Inhalt, der Groß und Klein fasziniert: Seit wann gibt es Toiletten? Warum sagen wir Seifenopern? Wie oft konnten Ritter eigentlich baden? Und, apropos Baden: Warum gingen alte Griechen und Römer viel selbstverständlicher mit ihrer Nacktheit um als wir heute? All diese Fragen (und noch viele mehr) beantwortet dieses Buch.
Polnische Autoren mit eigener Handschrift
"Das Buch vom Dreck" stammt von zwei polnischen Autoren. Piotr Socha studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Warschau. Er arbeitet als Illustrator für diverse bekannte Zeitungen und Zeitschriften und bebilderte bereits zahlreiche Bücher. Für sein Sachbilderbuch "Bienen" erhielt er 2017 den Deutschen Jugendliteraturpreis.
Monika Utnik-Strugala ist Co-Autorin des Buches und studierte ebenfalls in Warschau. Sie arbeitet als Journalistin, Redakteurin und Autorin für verschiedene Magazine und Verlage.
Ab 10 Jahren selbst lesen
Das Autorenduo schafft eine wunderbare Symbiose von Bild und Wort.
Die Illustrationen – teils eine ganze Doppelseite groß – bringen jedem das jeweilige Thema näher. Sogar mein sechsjähriger Sohn hat das Buch mehrmals von sich aus aufgeschlagen, oft gelacht und gefragt, was die Zeichnungen bedeuten.
Neben den Bildern gibt es aber auch immer viel Text. Um alles zu lesen muss man eine ordentliche Menge Zeit einplanen. Wir haben angefangen, zuerst von jedem Kapitel den Vorspanntext zu lesen, um einen tollen Überblick zu bekommen. Mein großer Sohn hat dann die Kapitel, die er besonders spannend fand, selbst gelesen. Ab 10 Jahren ist das gut möglich.
Ein Dank an alle Menschen, die uns das Leben viel einfacher gemacht haben
Einige Dinge sind Kindern wie Erwachsenen natürlich schon geläufig – das Milchbad von Kleopatra ist meinen Jungs aus einem Asterix-Film bekannt.
Neu war für mich aber, dass es im französischen Versailles am Anfang für 10.000 Bewohner keine einzige Toilette gab, sondern nur 300 Nachttöpfe. Die Bewohner, die keine Nachttöpfe zur Verfügung hatten, erleichterten sich nicht nur im prachtvollen Garten, sondern auch im Palast selbst – in den Ecken, hinter Vorhängen oder auch im Treppenhaus.
Auch, dass einem Wiener Arzt Mitte des 19. Jahrhunderts noch nicht geglaubt wurde, dass mit Desinfektionen Menschenleben gerettet werden können, war erschreckend neu für mich.
Aber eigentlich hatte mich das Vorwort schon überzeugt: "Ich möchte dieses Buch den Männern und Frauen widmen, die als Ingenieure, Konstrukteure und Erbauer von Wasser- und Abwassernetzen unser Leben durch ihre Arbeit so viel einfacher und angenehmer machen, auch wenn wir uns dessen nur selten bewusst sind." Was gibt es dem noch hinzuzufügen?
Die Rezensentin Jana Rehse schaut sich für uns Wissens- und Sachbücher für Kinder an: "Mit zwei kleinen Kindern im Vor- und Grundschulalter lese und entdecke ich gern Wissensbücher für die Kleinen. Was mir dabei sehr wichtig ist: Ich will den Kindern von Anfang an zeigen, dass Sachbücher per se nichts Langweiliges sind, sondern die Welt der Wissenschaft spannendere Informationen bereit hält als so manche Kindergeschichte."
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