Wissen, was wir lesen Checker Tobi – Der große Digital-Check: Smartphone, Internet, Social Media
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04. Juli 2021, 15:00 Uhr
"Jede Menge Fakten, aber nie ohne eine Geschichte, eine passende Illustration oder einen Mitmach-Check", so das Urteil von MDR WISSEN-Redakteur (und Vater) Matthias Vorndran über ein Buch, das kindgerecht Wissen über die digitale Welt vermittelt. Kein Thema wird ausgelassen und so ist diese Neuerscheinung nicht nur spannend für den Nachwuchs, sondern auch "eine hilfreiche Basislektüre für alle Papas und Mamas".
TV-Held der kindgerechten Wissensvermittlung
Wer Kinder im KiKA-fähigen Alter hat, kommt kaum um sie herum: die TV-Helden der kindgerechten Wissensvermittlung, an die man als Vater zumindest Teile der elterlichen Bildungsarbeit gerne delegiert, weil es vermessen wäre zu glauben, man könnte es besser. Ob "Wissen macht Ah!", "Pur+" mit Eric, "Timster" oder das Checker-Team – die KiKA-Kollegen aus Erfurt haben mit viel Sorgfalt und Herzblut ein Portfolio aus Sendungen aufgebaut, das Papa auch deswegen kennt (und schätzt), weil er oft genug kleben bleibt und mitguckt.
Mit Checker Tobi war das am Anfang, ehrlich gesagt, so eine Sache. Er hatte nämlich einen Vorgänger, Checker Can. Der war in seinen Sendungen derart lässig und cool, dass alle, die danach kamen, erst mal irgendwie über diese Hürde drüber mussten. Spätestens seit seinem großartigen Kino-Film "Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten" ist besagter Tobi allerdings auch bei meinen Töchtern in die Checker-Champions League aufgestiegen und regelmäßiger virtueller Gast in unserem Wohnzimmer. Man kann es getrost als medialen Ritterschlag sehen, dass der absolut non-linear sozialisierte Nachwuchs Samstagabend nach der Uhrzeit fragt und auf die Info, es sei so Viertel nach Sieben, mit "Oh Mann, jetzt kommt doch Checker Tobi!" reagiert.
Längst besteht das Checker-Universum nicht mehr nur aus TV-Sendungen. Neben dem erwähnten Kinofilm gibt es noch einen ganz frischen Podcast und eine Reihe von Büchern wie dieses hier.
Alle für Kinder und Jugendliche relevanten Aspekte der Digitalisierung
Vorweg: Der Titel "Der große Digital-Check" ist keine Übertreibung. Auch wenn das Buch im harmlos wirkenden Bilderbuch-Format daherkommt, hat es es auf den zweiten Blick durchaus in sich. Auf über 100 zum Teil gut vollgepackten Seiten schaffen es Tobi und sein Team (dazu später mehr), wirklich alle für Kinder und Jugendliche relevanten Aspekte der Digitalisierung zu erklären, zu bebildern und (im Rahmen der Möglichkeiten eines Druckwerks) erlebbar zu machen.
Wer möchte, erfährt beim Stöbern nicht nur, wie Computer, Games, Social Media und Künstliche Intelligenz funktionieren, sondern auch, wie sie entstanden sind, wo Probleme und Gefahren lauern und welche Fachbegriffe man kennen sollte, wenn man in der Welt der Großen mitreden möchte.
Wie spricht ein Computer? Wie funktionieren Suchmaschinen? Was machen Influencer? Nichts, wirklich nichts wird ausgelassen, und alleine für die Gründlichkeit gebührt den Machern des Buchs schon jede Menge Respekt.
Die Wissensvermittlung funktioniert übrigens auch prima auf einer anderen Ebene: Papa liest sich Klugsch**ßer-Wissen an und erwähnt es beiläufig an mehr oder weniger passender Stelle. "Ach Mensch, Super Mario ist ja jetzt auch schon 40 Jahre alt…!" Das kommt, ehrlich gesagt, meist eher semi-gut an, verleiht uns Vätern aber zumindest kurz ein gewisses Gefühl der Überlegenheit…
Checker Tobi, Gregor Eisenbeiß und Carolin Flammang
Nein, Checker Tobi aka Tobias Krell hat’s nicht geschrieben. Er ist in diesem Fall "nur" die Gallionsfigur, das Aushängeschild, der Kinder-Eyecatcher für den Spontankauf im Bücherladen. Das meine ich in dem Fall gar nicht despektierlich. Sie haben dieses Buch gekauft, nur weil Checker Tobi drauf zu sehen ist? Alles richtig gemacht!
Für die Inhalte zeichnet Gregor Eisenbeiß verantwortlich. Der unter anderem mit dem Bauhaus/Boje-Medienpreis der Akademie für Kindermedien ausgezeichnete Autor hat schon Drehbücher für Kinofilme ("Blacktape") und Serien ("Tiere bis unters Dach") geschrieben, kann aber auch Werbung und Erwachsenenfilme.
Zusammen mit Illustratorin Carolin Flammang, deren Stil die Zuschauer auch aus der Sendung kennen, schafft er das Kunststück, das Themenmonster "Digitalisierung" gut verdaulich zu präsentieren, ohne am Ende ein völlig überladenes Nachschlagewerk abzuliefern.
Wie ist es geschrieben?
Indem es genau das nicht tut: klugsch**ßen. "Der große Digital-Check" bietet zwar jede Menge Fakten, aber nie ohne eine Geschichte, eine passende Illustration oder einen Mitmach-Check. Wer die Fernsehsendung kennt und mag, wird sich im Buch schnell zuhause fühlen. Aus Fakten entstehen Fragen, die Checker-Fragen, und jede weiterführende Antwort wird eingeleitet mit dem Satz "Das check ich für euch!".
Was im Buch im Vergleich zur Sendung an Interaktion, lustigen Momenten und Spontaneität der Moderatoren vielleicht ein bisschen verloren gehen mag, macht "Der große Digital-Check" durch enorm viel Schauwert wieder wett. Historische Aufnahmen, charmante Illustrationen und Info-Grafiken sorgen dafür, dass der hohe Infogehalt nicht in Textwüsten ausartet, sondern immer sympathisch, locker und farbenfroh daherkommt. Wem gerade nicht nach Lesen ist, der kann auch mal ne Runde nur gucken oder spielen (zum Beispiel bei einem "Mitmach-Check" einen in Binärcode geschriebenen Satz entschlüsseln) – und nimmt trotzdem eine Menge mit. Am Ende darf sogar geschnibbelt werden, denn im Buch steckt ein ganzes Memory-Spiel zum Thema.
Digitalisierung – ein mächtiges und vielschichtiges Thema
Was für die Fernsehreihe gilt, darf auch dieses Buch für sich in Anspruch nehmen: Wichtiges, anwendbares Wissen wird gründlich und umfassend, dabei aber spannend und mit einer Portion Witz und Leichtigkeit ans Kind gebracht – und ist zudem eine hilfreiche Basislektüre für alle Papas und Mamas. Denn selbst für die aktuelle Elterngeneration, in der die digital immigrants langsam aber sicher von den natives verdrängt werden, dürfte durch die Qualitäten dieses Buches klar werden, dass das Thema Digitalisierung zu mächtig, zu vielschichtig und komplex ist, um es dem Schulunterricht, dem Klassenchat des Kindes oder – Gott behüte! - dem eigenen Halbwissen zu überlassen. Das Autorenteam liefert. Das Ergebnis hat zwar nicht ganz den Entertainment-Faktor der TV-Sendung, aber dafür deutlich mehr Substanz. Es eignet sich nicht nur zum Stöbern, Entdecken und explorativen Lernen, sondern auch prima als Wissens-Steinbruch für den nächsten Schulvortrag.
Der Rezensent Matthias Vorndran, Jahrgang 1970, war Reporter, Redakteur und Moderator bei den Jugendradios MDR SPUTNIK und FRITZ vom RBB, bevor er (auch, aber nicht nur aus Altersgründen) zu MDR WISSEN wechselte. Als Vater von zwei Töchtern weiß er, dass "von etwas Ahnung haben" und "Wissen vermitteln können" zwei grundlegend verschiedene Dinge sind – und ist deshalb mehr als dankbar für dieses Buch.
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