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Wissen, was wir lesen Horizonte – Warum wir entdecken
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08. November 2021, 08:47 Uhr
Astro-Alex ist unser Held im All. Aber wussten Sie, dass Alexander Gerst genauso gern in Höhlen klettert und seine Leidenschaft Vulkane sind? In diesem Bildband nimmt uns MacGyver-Fan Gerst mit auf Entdecker-Tour – von der Antarktis über die ISS bis zum Mars.
Wenn Sie wissen wollen, wie es ist, auf der ISS zu leben, dann müssen Sie sich nur beim Camping im Zelt oder Wohnwagen die Frage stellen: Würde ich das auch sechs Monate lang aushalten? Auf so wenig Platz, mit immer denselben Menschen? Das zumindest empfiehlt Alexander Gerst. Es sind auch diese kleinen Bilder, die das neue Buch von Alexander Gerst und Lars Abromeit so kurzweilig machen. Gerst ist gleichzeitig Abenteurer, Entdecker, mutiger Weltallflieger, der zwischendurch aber wieder komplett geerdet ist, die Füße hochlegt – bis es ihn wieder hinaustreibt zur nächsten Expedition.
Ein einziges, langes Gespräch
Das ganze Buch ist ein einziges Gespräch, und das nicht nur im übertragenen Sinne. Gerst und sein Freund Abromeit unterhalten sich auf 200 Seiten. Ein wenig wie zwei Jungs, die besprechen, welche Abenteuer sie als nächstes unternehmen. Nur, dass es hier nicht zum Fröschefangen an den Teich geht, sondern ins ewige Eis oder den Weltraum. Unterbrochen wird das von wunderschönen Bildern – viele davon hat Gerst im All gemacht – und kleinen Bild- und Textausflügen zu den großen Abenteurern und Entdeckern. Kennengelernt haben sich die beiden mitten in der Antarktis. Alexander Gerst hat dort den Vulkan Mount Erebus untersucht, für seine Doktorarbeit. Und Lars Abromeit war als Reporter für das Magazin Geo dabei. Denn dort ist er der Experte für Expeditionen.
Die Antarktis kann einsamer sein als das Weltall
Während dieser Expedition war Gerst auf einem Gletscherfeld unterwegs, um eine Seismometerstation zu reparieren. "800 Kilometer vom nächsten mehrzelligen Lebewesen entfernt, also sogar noch einsamer, als wir Astronauten es auf der ISS sind." Eine Botschaft, die Gerst wichtig ist. Nicht nur das Weltall, die unendlichen Weiten halten Neues bereit. Noch immer gibt es viele unentdeckte Orte auf der Erde, hunderte Gipfel hat noch nie ein Mensch betreten, kilometerweite Höhlensysteme warten unerforscht unter der Erde, und die Tiefsee zu erforschen ist immer noch eine der größten wissenschaftlichen Herausforderungen.
Was wir (vielleicht) schon immer wissen wollten
Natürlich gibt das Buch auch besondere Einblicke in das Leben des Astronauten. Gerst spricht Russisch. Gut, das wissen viele bereits, schließlich ist er mit Sojus-Raumschiffen zur ISS geflogen und wieder zurück. Aber wie gut er es wirklich kann, zeigte sich, als er beim zweiten Rückflug die Kapsel sicher zur Erde steuerte. Dabei war er nicht mal der Pilot. Doch bei Sergey Prokoyev löste sich direkt nach dem Abdocken das Kommunikationskabel. Also musste Gerst mit der Bodenstation reden und die Sojus-Kapsel steuern.
Und was wissen wir jetzt noch? Gerst ist MacGyver-Fan und bastelt selbst gern – sei es bei der neuen Radarpistole für Vulkanmessungen oder wenn auf der Internationalen Raumstation ein Loch geflickt werden muss. Apropos ISS. Dort wird sonnabends geputzt und beim Heimkino-Abend auf der Station darf es auch heftig zugehen, wenn zum Beispiel "Deadpool" läuft. Der Tagesablauf ist klar geregelt, Feierabend ist Feierabend, aber die Tage sind gut gefüllt mit vielfältigen Experimenten, von Quantenphysik bis Medizin – und dafür muss man sich schon mal einen kleinen Muskelfaden aus der Wade ziehen, Biopsie für Raumfahrer.
Warum wir entdecken
Das ist die eigentliche große Botschaft des Buches. Die Geschichte der Entdecker, in deren Fußstapfen, besser gesagt, auf deren Schultern stehend Gerst sich begreift, geht immer weiter. Weil wir neugierig sind. Weil wir damit uns und unsere Welt immer besser verstehen, die so verletzlich ist und die wir erhalten müssen. Was Gerst sich dafür wünscht, ist ein Apollo-Moment der heutigen Generation, bewegend, historisch. Vielleicht wird das ja unser Flug zum Mars.
Und ich bin mir sicher: das wird nicht mehr allzu lange dauern.
PS für die Layouter: Dunkelblaue Schrift auf schwarzem Untergrund ist eine echte Herausforderung.
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