Bandscheibenprobleme Schon Tyrannosaurus Rex hatte "Rücken"
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26. August 2020, 14:17 Uhr
Millionen haben "Rücken". Allein 70.000 bis 80.000 Menschen von ihnen werden in Deutschland jedes Jahr an der Bandscheibe operiert. Doch das Problem ist schon viele Millionen Jahre alt. Eine Wissenschaftlerin aus Bonn hat jetzt herausgefunden, dass sogar der Tyrannosaurus Rex Probleme mit der Bandscheibe hatte.
Der Mensch richtet sich auf in den aufrechten Gang, setzt sich so von den anderen Säugetieren ab und nimmt die Spitze der Evolution ein. Das Non-Plus-Ultra. Der Mensch als Goldstandard. Gerne geglaubt, aber völlig falsch. Das zeigt ausgerechnet unsere Wirbelsäule, die den aufrechten Gang überhaupt erst ermöglicht hat, erklärt Tanja Wintrich vom Anatomischen Institut der Universität Bonn:
Jeder kennt Bandscheibenvorfälle. Das Problem mit der Bandscheibe ist, dass sie sich selber nicht wieder regenerieren kann. Das heißt, ist die Bandscheibe einmal kaputt, dann bleibt sie auch kaputt.
Fossilienfunde zeigen verrätersiche Abdrücke
Die Bandscheibe sitzt wie ein Puffer zwischen den Wirbeln der Wirbelsäule. Sie ist der bewegliche Teil des Ganzen. Geht sie kaputt, tut das nur zu oft ganz schön weh. Ein Leid, dass nicht nur die Menschheit ertragen muss, hat Tanja Wintrich jetzt herausgefunden. Sie hat die Evolution der Bandscheibe nachverfolgt und konnte zeigen: Auch der Tyrannosaurus Rex kannte wahrscheinlich den Bandscheibenvorfall:
Bei einem Bandscheibenvorfall gibt es manchmal Eindrücke, wenn die Bandscheibe kaputt geht, die sich in dem Knochen wiederspiegeln. Und genau das sehen wir an einzelnen Fossilfunden. Wir können auch tatsächlich sagen, dass einzelne Urreptilien Bandscheibenvorfälle gehabt haben.
Reptilien besitzen ein Bandscheiben-Update
Und das ist eine Überraschung. Lange dachte man nämlich, dass nur Menschen und andere Säugetiere Bandscheiben besitzen. Heute ist das nämlich so. Das ist aber keine Auszeichnung: Evolutionstechnisch sind wir stehengeblieben. Die Biologin Tanja Wintrich konnte jetzt anhand von Fossilien nachvollziehen, dass sich zum Beispiel Reptilien dagegen weiterentwickelt haben. Sie besitzen schon das Update: ein Kugelgelenk. Auch wir haben Kugelgelenke, zum Beispiel in der Hüfte. Das hat viele Vorteile:
Dass da der Druck, der darauf ausgeübt werden kann, deutlich größer ist als bei einer Bandscheibe, ist schon sehr wahrscheinlich und es gibt mir vielleicht sogar mehr Beweglichkeit. Wenn ich zum Beispiel an eine Schlange denke, die sich langschlängelt, ergibt natürlich ein Kugelgelenk mehr Sinn als eine Bandscheibe.
Die Biologin geht davon aus, dass die Bandscheibe eher einen Übergang darstellt. Erst gab es das erste primitive Bewegungselement, das man sich noch vorstellen kann wie einen Gummistrang. Dann die Bandscheibe und dann die momentane Spitze der Evolution: Das Kugelgelenk. So stabil übrigens, dass die Langhalssaurier nur mit diesem Gelenk so riesig werden konnten.
Link zur Studie
Die Untersuchung "Tanja Wintrich, Martin Scaal, Christine Böhmer, Rico Schellhorn, Ilja Kogan, Aaron van der Reest & P. Martin Sander: Paleontological evidence reveals convergent evolution of intervertebral joint types in amniotes" ist in Scientific Reports erschienen. Hier können Sie sie nachlesen.
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