Studie aus Halle/S. Einstellung der Lehrerin wirkt sich auf gesamte Klasse aus
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25. August 2020, 11:50 Uhr
Lehrerinnen beeinflussen nicht nur das Lernverhalten einzelner Schüler, sondern mitunter das der ganzen Klasse, wie Forscherinnen der Uni Halle herausgefunden haben. Dabei spielt auch das Schulklima eine wichtige Rolle.
Die Studien-Autorinnen Nancy Tandler und Claudia Dalbert - derzeitige Umweltministerin Sachsen-Anhalts - befragten insgesamt 43 Lehrerinnen für Mathematik und Deutsch von fünften Klassen in 22 Schulen in Sachsen-Anhalt. Dabei wurden Männer explizit ausgeklammert.
"Ein Grund dafür war, dass es einfach zu wenige männliche Lehrer in diesen Klassenstufen bei den angefragten Schulen gab", erklärt Tandler gegenüber MDR Wissen. Ein weiterer sei gewesen, dass Männer Schülerinnen prinzipiell schlechter bewerteten, wie frühere Studien ergeben hätten. Dieser Effekt sollte herausgefiltert werden - um den Preis, dass die Studie dadurch nicht repräsentativ ist, sondern sich nur auf weibliche Lehrer bezieht.
Schüler zu Motivation und Versagensangst befragt
Die Ergebnisse sind dennoch sehr interessant. So hat eine grundsätzlich positivere oder negativere Einstellung der Lehrerinnen nicht nur Auswirkungen auf einzelne Schüler, wie schon mehrfach bewiesen wurde. Sie wirken sich auch auf die Klasse als Ganzes aus.
Die Forscherinnen befragten für ihre Studie die Schülerinnen und Schüler zweimal im Abstand von vier Monaten zu ihrer letzten Note, ihrer Motivation im Unterricht, ihrer Beziehung zu der Lehrerin und zu der Angst, in der Schule zu versagen. Die Lehrerinnen wiederum sollten drei zufällig ausgewählte Schüler aus ihrer Klasse in einem kurzen Text beschreiben, wobei im Anschluss die Anzahl der positiven und negativen Bewertungen ausgewertet wurde.
Was mich am meisten überrascht hat, war, dass nur die Zahl der negativen Einstellungen der Lehrerinnen Einfluss auf die Motivation der Klasse hatten.
Einfluss positiver Lehrerinnen besonder groß
Bei den abgefragten Aspekten gab es große Unterschiede: Eine positive Wahrnehmung der Lehrerinnen konnte die Motivation nicht verbessern und die Angst, in der Schule zu versagen nicht verringern - die schulische Leistung dagegen schon erhöhen. Dabei hätten die Lehrerinnen auch nicht prinzipiell bessere Noten verteilt, wie Nancy Tandler betont: "Der Effekt kommt nicht daher, dass positiv eingestellte Lehrerinnen von Anfang an besser benoten."
Auch die Schulen selbst unterschieden sich stark hinsichtlich der Einstellungen ihrer Lehrkräfte, was sich im negativen Fall dann auch auf die Motivation und die Versagensängste der Schüler auswirkte. Der Einfluss positiv eingestellter Lehrerinnen war dagegen innerhalb einer Schule zu sehen - die Leistung ihrer Klassen war besser als die anderer Klassen derselben Schule.
Das Klima der Schule wirkt sich offenbar entscheidend auf die Einstellung der Lehrerinnen aus.
Schulungen im Studium und Weiterbildung können helfen
Aus ihren Erkenntnissen leitet Tandler auch einige Handlungsempfehlungen ab. Demnach sollten die Lehrerinnen bereits im Studium geschult werden, wie viel Bedeutung ihre Einstellungen in der täglichen Arbeit haben können. Auch später sei dies noch im Rahmen von Weiterbildungen möglich.
Da auch mögliche Erschöpfungssymptome der Grund für negative Einstellungen sein könnten, sollte auch der hohe berufliche Stress, dem Lehrkräfte teilweise ausgeliefert sind, mitbedacht werden. Letztlich sollte durch ihre Studie kein zu negatives Bild der Lehrerinnen vermittelt werden, erklärt Nancy Tandler: "Sie machen einen wichtigen Job und der ist schwer genug."
cdi
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