Bildung für alle Nicht nur eine Frage der Technik: So geht es den Volkshochschulen in der Pandemie
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11. Februar 2021, 16:06 Uhr
Wir hören, lesen, sprechen in diesen Tagen ja ständig über Bildung und Lernen in der Pandemie, über Homeschooling und Online-Unterricht, über belastete und überforderte Kinder und Jugendliche, Eltern und Lehrkräfte. Auch die Volkshochschulen haben im Lockdown schließen müssen. Wie sieht dort die Situation jetzt aus? Wie geht es den Lehrkräften?
An mitteldeutschen Volkshochschulen heißt es momentan: Kurse dürfen nur digital stattfinden. Diese Umstellung war nicht immer einfach, die Herausforderungen vor allem technischer Natur. Die Pandemie bringt aber nicht nur Online-Unterricht, sondern manche Volkshochschulen auch näher zusammen. Die Volkshochschulen Burgenlandkreis, Halle und Saalekreis in Sachsen-Anhalt haben sich Anfang des Jahres zusammengetan und in Kooperation das Lockdown-Programm "VHS gegen Stress" entwickelt. Von Sport bis Computer gibt es jeden Tag einen anderen Kurs – natürlich digital.
Die Herausforderungen sind generell einmal die technische Ausrüstung und die Bereitschaft der Mitarbeiter, sich damit zu befassen. Es waren einfach Gegenstände anzuschaffen und Schulungen durchzuführen.
In Deutschland gibt es rund 900 Volkshochschulen, die jedes Jahr insgesamt um die 700.000 Veranstaltungen im Programm haben. Davon sind 16 Volkshochschulen in Sachsen, 15 in Sachsen-Anhalt und 23 in Thüringen. Das Weiterbildungsangebot reicht von Sport über Sprachkurse bis hin zu Seife sieden oder ayurvedisch kochen.
Doris Prätzel ist Dozentin an der Volkshochschule Burgenlandkreis. Sie gibt vor allem Computer-Kurse, zum Beispiel zu den Programmen Excel und Word. Der Umstieg auf Online-Kurse war für sie technisch unproblematisch, aber trotzdem eine Herausforderung:
Beim ersten Online-Unterricht war am schlimmsten, dass keiner eine Webcam hatte, dass auch die Nutzung der Headsets in dem Moment noch garnicht so geübt war. Und ich hatte das Gefühl, ich spreche mit der Wand. Das war eigentlich das Schlimmste.
Sportkurse mit allem, was es im Haushalt gibt
Für Dozentin Janka Daubner sind die Online-Kurse eine gute Alternative für die Zeit, in der persönliche Treffen nicht möglich sind. An der Volkshochschule Halle gibt sie verschiedene Sportkurse. Sie hat sich technisch darauf eingelassen, aber auch ihre Kurse daran angepasst, dass die Leute jetzt zuhause trainieren.
Das heißt, ich verwende definitiv Materialien, die zuhause vorhanden sind. Ob es Tücher sind, ob es Wasserflaschen sind, im Sinne von Gewichten, ein Stuhl oder auch Rutschmaterialien, und achte auch darauf, dass ich auf den Platzbedarf der Teilnehmer eingehe.
Fast ein Jahr nach Beginn der Pandemie haben sich die Online-Kurse bewährt. Viele kennen mittlerweile die Technik, haben Webcam und Headset bereits zuhause und nehmen die Angebote gut an. An dem bunten Programm von "VHS gegen Stress" haben in drei Wochen 212 Menschen teilgenommen. Und die Online-Kurse bieten den Teilnehmenden auch ganz neue Möglichkeiten:
Man kann sich ja jetzt an allen Volkshochschulen anmelden zu diesen Online-Kursen, egal wo die Volkshochschule ist. Und da ist das Angebot plötzlich viel größer.
VHS ist viel mehr als Lernen
Trotzdem sind Online-Kurse nicht immer das Ziel. Das hat Professor Olaf Dörner von der Universität Magdeburg gemerkt. Der Weiterbildungsforscher führt gerade eine Studie zum Thema Volkshochschulen in der Pandemie durch. Dazu befragen seine Arbeitsgruppe und er die Volkshochschulen in Sachsen-Anhalt. Bei ihren Interviews haben sie unter anderem gemerkt, dass es an Volkshochschulen nicht primär um Wissen geht.
Volkshochschulen sind ja auch Orte der Begegnung. Da geht es um soziale Kontakte, um Geselligkeit, um Austausch. Und das heißt, dass digitale Angebote nicht in allen Bereichen das tragende Element sind, beziehungsweise das Ziel.
Momentan sind sie aber die einzige Möglichkeit überhaupt ein Programm anzubieten. Und nach den guten Erfahrungen mit den Online-Kursen ist sich Volkshochschulleiterin Renate Schlüter auch sicher, dass die digitalen Angebote auch nach der Pandemie noch bleiben werden.
Es wird einfach ne Bildungslandschaft geben, die sowohl Präsenzangebote als auch digitale Angebote enthält. Die Akzeptanz von Online-Angeboten wird ne große Rolle spielen, weil sie eben auch für andere Zielgruppen interessant ist. Dennoch werden Präsenzangebote auch weiterhin laufen und wir sind wirklich sehnsüchtig auch, dass wir’s wieder machen dürfen.
Bis zum Ende des Lockdowns geht es aber erstmal online weiter. Die Volkshochschule Burgenlandkreis plant – wie viele andere – ihr Frühjahrsprogramm 2021 erstmal mit Präsenzveranstaltungen und hofft, dass diese wie geplant stattfinden können.
adz