Jesus Christus am Kreuz, Symbolfoto für Ostern.
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Auferstehung, Hölle oder Nirwana Das Leben nach dem Tod beschäftigt alle Religionen

02. April 2021, 15:00 Uhr

Zu Ostern feiern Christen die Auferstehung Jesus. Doch die Frage: Was kommt nach dem Tod, die haben wir uns wahrscheinlich alle schon mal gestellt. In den großen Weltreligionen gibt es darauf vielfältige Antworten, die sich in einigen Punkten stark ähneln, in anderen weit auseinander gehen und die sich vor allem im Laufe der Zeit auch verändert haben.

Dass wir zu Ostern Jesus Auferstehung feiern, ist alles andere als selbstverständlich. Denn immerhin war Jesus Jude und in dieser Religion gab es zur damaligen Zeit eigentlich keine ausgeprägte Vorstellung von einem Leben nach dem Tod. Man glaubte daran, dass die Toten in eine Art Schattenreich verschwinden und im Grunde zu nichts werden. Natürlich hatte Gott auch damals schon die Macht, Menschen aus dieser Welt zurückzuholen, aber das sollte erst am Ende der Zeit passieren. Eine andere Vorstellung fand aus dem griechisch-römischen Kulturkreis Eingang in den jüdischen Glauben: Die Idee der unsterblichen Seele, in der nur unser Körper stirbt, unsere Seele aber weiter-lebt. Diese Idee findet sich auch im Christentum und im Islam, sagt der Religionswissenschaftler Perry Schmidt-Leukel.

Die beiden Vorstellungen von einer Auferweckung am Ende aller Zeiten und auch die Vorstellung einer unsterblichen Seele werden dominant. Und es gibt dann in all diesen drei Religionen unzählige Varianten darüber, wie man diese beiden Versionen, die ja eigentlich nicht zusammenpassen, miteinander dann doch verknüpfen könnte.

Prof. Dr. Perry Schmidt-Leukel, Universität Münster

Die unsterbliche Seele und das Ende der Zeit

Immer wieder hat die Theologie versucht, diesen Konflikt zu lösen. Meistens so, dass die unsterbliche Seele bis zur Zeit der Auferweckung verschiedene Prozesse durchläuft. Und dann schließlich am Ende der Zeit einen neuen Leib bekommt und dass sie erst dann in einer himmlischen oder höllischen Welt leben kann.

Es waren aber nicht nur die beiden Alternativen Himmel oder Hölle, sondern es gibt noch einen weiteren Ort, den Limbus, in den Kinder, die vor der Taufe gestorben sind oder gottesfürchtige Heiden, die keine Christen werden konnten, kommen. Und dann gab’s noch die Idee, dass die Seele zwischen Tod und Auferweckung des Leibes in einen Läuterungsort gelangt, im Deutschen Fegefeuer genannt, das heißt, dass sie Entwicklungsprozesse durchlaufen muss, um fit zu werden für den Himmel.

Perry Schmidt-Leukel

Aus diesen jüdischen und christlichen Einflüssen geht auch der Islam hervor und bildet seine eigene Synthese, so Schmidt-Leukel, der an der Universität Münster die Professur für Religionswissenschaft und interkulturelle Theologie inne hat. "Zum einen finden wir die Idee, dass diese Seele unmittelbar nach dem Tod Visionen hat von Himmel und Hölle, aber das sie dann erstmal in eine Art Tiefschlaf fällt bis zur endgültigen Auferweckung. Wir finden aber auch in bestimmten Randgruppen die Idee der Wiedergeburt, der Reinkarnation in anderen Existenzformen."

Fünf Orte der Wiedergeburt

Diese Vorstellung kommt uns eher aus dem Buddhismus und Hinduismus bekannt vor. Dort gibt es fünf große Wiedergeburts-Bereiche: Die himmlische Welt, die Wiedergeburt als Mensch, als Tier, als Gespenst oder Dämon und die Wieder-geburt in höllischen Welten. Die Frage, in welcher Form man wiedergeboren wird, ist abhängig vom eigenen Karma – also davon, wie moralisch man gelebt hat.

Die eigentliche Erlösung ist dann die Befreiung aus dem Wiedergeburtenkreislauf und das wird im Buddhismus als Nirwana bezeichnet und im Hinduismus als Moksha. Dann geht man also in das ein, was in den abrahamischen Religionen als Himmel bezeichnet wird, das heißt, in einen Zustand der Glückseligkeit jenseits aller Zeit, in dem es auch keine weitere Entwicklung mehr gibt.

Perry Schmidt-Leukel

Die vielen Parallel zeigen, wie viel Einfluss die verschiedenen Religionen auf einander hatten. Und auch die einzelnen Religionen sind in sich keineswegs homogen, so der Religionswissenschaftler: "Es gibt eben nicht das Christentum oder das Judentum oder den Islam, sondern das sind breite, lebendige Traditionen, die sehr viele unterschiedliche Glaubensvorstellungen umfassen." Umso wichtiger sei es, interreligiös zu arbeiten, um die großen Fragen, wie die nach dem Leben nach dem Tod, noch besser beantworten zu können.

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