Artemis II Diese vier Artemis-Astronauten fliegen 2024 zum Mond
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11. April 2024, 15:57 Uhr
Lange hat es gedauert, doch nun hat die Nasa die ersten vier Mond-Kandidaten verkündet. Bereits im November 2024 sollen sie zum Erdtrabanten aufbrechen. Sie sind aber nicht die einzigen Astronauten und Astronautinnen, die in den nächsten Jahren zum Mond geschickt werden. Was sind die Herausforderungen für Artemis II und Artemis III? Fliegen auch Europäer zum Mond? Und was haben private Firmen mit Mond-Kolonisierung zu tun?
Der neue Aufbruch zum Mond war mit Artemis I ein Erfolg, doch nun sollen auch Menschen zum Erdtrabanten fliegen. Vier Personen dürfen ab November 2024 mit dem Orion-Raumschiff der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa für einen Rundflug um den Mond in den Weltraum aufbrechen. Artemis II wird die erste bemannte Mondmission seit der Apollo-Ära sein. Wer werden die ersten vier Menschen an Bord des Orion-Raumschiffes sein?
Eigentlich wollte die Nasa die Astronauten und Astronautinnen für die zweite Artemis-Mission kurz nach der erfolgreichen Rückkehr des Raumschiffs zur Erde bekanntgeben.
Doch die Behörde ließ sich Zeit – bis heute. Am 3. April 2023 um 17 Uhr (MESZ) verkündigte die Nasa via YouTube-Live-Stream die ersten vier Menschen, die zum Mond fliegen dürfen: Christina Hammock Koch, Jeremy Hansen, Victor Glover und Reid Wiseman.
Die vier ersten Mond-Astronauten der Artemis-Ära
Die Bekanntgabe der zukünftigen Mond-Astronauten wurde von der Nasa mit einem großen Event gefeiert, bei dem im Johnson Space Center in Houston (Texas, USA) auch ehemalige Apollo-Astronauten geladen waren. Doch um die ging es nicht. "Die Mission zum Mond wird vier Pioniere in den Weltraum bringen. Aber sie wird mehr als Astronauten transportieren. Artemis II wird die Hoffnung von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt mit sich führen", erklärt Nasa-Administrator Bill Nelson, bevor er die vier Artemis-Astronauten vorstellte.
Als Erstes rief er Christina Hammock Koch auf die Bühne – die Frau, die den ersten rein weiblichen Weltraumspaziergang absolvierte. Sie wurde am 29. Januar 1979 in Grand Rapids (Michigan, USA) geboren und ist seit 2013 Astronautin bei der Nasa. Im Weltraum war sie zwar bis jetzt nur einmal, dafür belegt sie mit 328 Tagen und fast 14 Stunden den siebten Platz auf der Rangliste der längsten Raumflüge.
Dann folgte Jeremy Roger Hanson. Er ist der einzige Kanadier, der mit Artemis II zum Mond fliegen wird. Zwar war bereits vorher klar, dass bei Artemis II ein Kanadier mitfliegen wird, doch es ist keiner, der bereits im Weltraum war. Der am 27. Januar 1976 in London geborene Kanadier – nicht in der britischen Hauptstadt, sondern der kleinen Stadt im kanadischen Ontario – ist bereits seit 2009 Astronaut bei der kanadischen Raumfahrtbehörde CSA. Sein erster Weltraumflug wird ihn direkt zum Mond führen.
Dann durfte Victor Glover auf die Bühne kommen. Er ist seit 2013 Nasa-Astronaut. Zuvor hat der am 30. April 1976 in Pomona (Kalifornien, USA) geborene Afro-Amerikaner als Commander bei der U.S. Navy gedient. Während seines ersten Weltraumfluges (SpaceX Crew 1 in 2020/2021) durfte er auf vier EVA-Einsätzen in den freien Weltraum hinaus. Bei Artemis II wird er als Pilot fungieren.
Last, but not least: Reid Wiseman. Die Überraschung des Events, denn als möglicher Artemis-Astronaut wurde er nicht gelistet. Nun wird er der Commander der Mission sein. Wiseman wurde am 11. November 1975 in Baltimore (Maryland, USA) geboren und ist seit 2009 Astronaut der Nasa. Im Weltraum war er bisher einmal in 2014 mit der Sojus TMA-13M-Missionen. Dort hat er 165 Tage verbracht und war zwölf Stunden lang auf zwei Weltraumspaziergängen.
Artemis II: Rundreise zum Mond anders als bei Artemis I
Die vier Artemis-Astronauten könnten ihre Reise sogar verlängern. Zumindest hat die erste Artemis-Mission gezeigt, dass das Raumschiff weniger Sprit als angenommen verbraucht. Deswegen könnte Orion auch mehr Fracht transportieren oder länger unterwegs sein – zumindest theoretisch. Dass die Nasa ihren bisherigen Plan verändert, ist eher unwahrscheinlich. Jedoch hat die Behörde dadurch mehr Flexibilität. Die Reisedauer ist nämlich abhängig vom Startzeitpunkt.
Das ist einer der Gründe, warum sich Artemis I immer wieder verschoben hatte. Selbst wenn der Start beispielsweise wegen schlechter Wetterbedingungen um einen Tag verschoben wird, kann sich die Reise aufgrund der Himmelsmechanik dadurch deutlich verlängern.
Anders als bei der ersten Mission wird das Orion-Raumschiff die Erde öfters umrunden, bevor es zum Mond aufbricht. Damit wollen die Ingenieure und Technikerinnen der Nasa, aber auch die der europäischen Raumfahrtbehörde Esa, alle Geräte auf ihre Funktionen testen. Immerhin sind nun die lebenserhaltenden Maßnahmen wie Sauerstoff und Temperaturregelung tatsächlich lebenswichtig. Die Nasa vertraut dabei ganz auf das Know-how der Esa, denn diese hat das Antriebsmodul ESM (European Service Module) überwiegend in Bremen bei Airbus gebaut.
Das ESM ist nicht nur für die Strom-, Wasser- und Sauerstoffversorgung zuständig. Es ist auch das Raketentriebwerk des Orion-Raumschiffes. Ohne das ESM würde es keine Reise zum Mond geben. Und um nicht am Mond vorbeizufliegen, braucht es auch ein Navigationsgerät, das ebenfalls in Deutschland gefertigt wurde: der Startracker von Jena-Optronik.
Artemis: Erst unbemannt, nun bemannt, bald mit einer Landung
Auch wenn bei diesem Flug keine deutschen oder europäischen Astronauten an Bord des Orion-Raumschiffes sein werden, fliegt Deutschland zumindest mit seiner Technik zum Mond. Vielleicht ist es auch besser so. Immerhin wird Artemis II nur einen Rundflug um den Mond veranstalten. Dabei wird sich das Raumschiff auch nicht zu weit von der Mondoberfläche entfernen – anders wie bei Artemis I und der kommenden Artemis-III-Mission.
Die dritte Artemis-Mission soll voraussichtlich 2025 in den Weltraum aufbrechen. Diesmal sogar mit einer Mondlandung. Auf zwei der Kandidaten wird das umgebaute Starship vom privaten Raumfahrtunternehmen SpaceX warten. Das Human Landing System HLS soll mit der ersten Frau und der ersten farbigen Person auf der Mondoberfläche landen.
Die beiden anderen Artemis-Kandidaten werden im Orion-Raumschiff bleiben und den Mond auf einer stark elliptischen Umlaufbahn umrunden. Diese Umlaufbahn entspricht dem zukünftigen Orbit des Lunar Gateway, einer kleinen Raumstation am Mond. Bis zum Start von Artemis III wird das Gateway nicht betriebsbereit sein. Es ist sogar fragwürdig, dass die ersten Bauteile und Module bis dahin bereits die Mondumlaufbahn erreicht haben – aber vielleicht überraschen die Nasa und Esa die Welt bis 2025 noch.
Europas Weg zum Mond
Eines ist aber relativ sicher. Bei Artemis III werden Amerikaner auf der Mondoberfläche landen. Selbst die beiden Raumfahrenden, die im Orion-Raumschiff bleiben, werden voraussichtlich US-amerikanische Staatsbürger sein. Dennoch dürfen bisher sieben europäische Raumfahrende hoffen, zum Mond aufzubrechen: Thomas Pesquet (Frankreich), Tim Peake (Großbritannien), Andreas Mogensen (Dänemark), die beiden Italiener Luca Parmitano und Samantha Cristoforetti sowie Alexander Gerst und Matthias Maurer aus Deutschland.
Drei der Kandidaten werden einen Platz auf dem Lunar Gateway erhalten. Doch nur eine Person von ihnen darf die Mondoberfläche betreten. Mit einem von ihn hat MDR WISSEN bereits über seine mögliche Mondreise geredet. Matthias Maurer wäre auf jeden Fall dabei, selbst wenn er dafür ein Jahr auf dem Erdtrabanten verbringen müsste. Bis dahin wird es aber noch etwas dauern.
Zumindest war bereits eine deutsche Person an Bord des Orion-Raumschiffes: Helga. Wobei Person etwas weit hergeholt ist. Sie und Zohar sind zwei Phantompuppen, die bei Artemis I mitfliegen durften. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt wollte damit die Auswirkungen der galaktisch-kosmischen Strahlung auf den weiblichen Körper messen. Denn diese Strahlung kann das Risiko für Krebserkrankungen erhöhen.
Da bisher nur Männer zum Mond geflogen sind, ist unbekannt, ob Frauen vielleicht stärker von der Weltraumstrahlung betroffen sind als Männer. Der Grund dafür könnten die empfindlichen Fortpflanzungsorgane sein. Um die Strahlenbelastung zu messen, wurden etliche Detektoren in den künstlichen Organen und auf der Haut der Puppen verbaut. Mittlerweile sind die beiden Puppen des Mare-Projektes wieder in Deutschland, wo das DLR die Daten nun ausgewertet.
Aufbruch zum Mond
Dass Ende 2024 Artemis II zum Mond fliegen wird, scheint realistisch. Ob es aber zu einer Mondlandung in 2025 kommen wird, ist weiterhin offen. Immerhin vertraut die Nasa dabei auf das umgebaute Starship von SpaceX. Doch nicht einmal das normale Starship ist bisher für eine Rundreise um die Erde in den Orbit aufgebrochen. Der Testflug sollte bereits vor Monaten erfolgen. Der Jungfernflug könnte tatsächlich im April sein.
Wenn dieser erfolgreich ist, können eventuell auch die ersten Weltraumtouristen mit dem Starship und der Dear-Moon-Mission für eine Rundreise zum Mond aufbrechen. Immerhin war dieser Flug für das Jahresende geplant.
Immerhin konnte SpaceX nun einen Vertrag über den Transport von Nutzlast zum Mond unterzeichnen. Der Start soll Mitte 2026 erfolgen und den Flex-Rover vom privaten Raumfahrt-Startup Astrolab auf der Mondoberfläche absetzen. Der Rover ist etwas größer als der Nasa-Rover Perseverance, der derzeit auf dem Mars nach Spuren von vergangenem Leben sucht. Dennoch ist Flex schneller als Perseverance.
"Letztendlich ist es unser Ziel, eine Flotte von Rovern auf dem Mond und dem Mars zu haben, um als Katalysator für die Wirtschaft außerhalb der Erde zu fungieren", erklärt Jaret Matthews. Er ist der Gründer und Geschäftsführer von Astrol und hat früher bei der Nasa gearbeitet. Doch sein Rover ist nicht das einzige Fahrzeug, das über den Mond fahren wird.
Die Nasa will noch dieses Jahr Viper zum Trabanten schicken, damit dieser Rover nach Ressourcen auf dem Mond suchen und diese kartieren kann. Die Besiedlung des Mondes rückt allmählich in greifbare Nähe.
Links
Zur Nasa-Präsentation der Mondastronauten für Artemis II.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 03. April 2023 | 20:00 Uhr
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