Ein neuentdeckter Komet ist Ende Mai bis Anfang Juni mit dem bloßen Auge am Himmel zu erkennen. Der genaue Zeitpunkt ist noch nicht klar, da der Komet C/2020 F8 erst vor kurzem von einem Hobby-Astronomen entdeckt wurde. Am 27. Mai wird er vermutlich am hellsten leuchten.

Moderne Weltraumteleskope, Computerauswertungen, festangestellte Astronomen: In den letzten Jahrzehnten hat die Astronomie einen riesigen Schritt nach vorn gemacht. Allein das Weltraumteleskop Hubble hat unsere Vorstellung vom Universum revolutioniert. Doch manchmal bringen auch Hobby-Astronomen Licht ins Dunkel.

So auch der Australier Michael Mattiazzo. Er durchstöberte die veröffentlichen Ultraviolett-Bilder eines Weltraumobservatoriums, das von der europäische Raumfahragentur ESA und der US-amerikanischen Weltraumbehörde NASA betrieben wird. An Bord des Sonnen- und Heliosphären-Observatoriums SOHA befindet sich ein Instrument, das den Sonnenwind untersucht: Solar Wind ANisotropies (SWAN).

Das Instrument vermisst ultraviolette Wellenlängen. Speziell den "Lyman alpha"-Bereich, auf dem man Wasserstoffatome messen kann. Diese werden von der Sonne ins Universum ausgespuckt und genau diese erfasst SWAN.

Darüber hinaus ist SWAN zum effektiven Kometen-Entdecker geworden, da diese ebenfalls Wasserstoffquellen sind. Dies liegt am Wasserdampf, der von Kometen ausgeschüttet wird. Der eisige Kern des Kometen wird nämlich von der Sonne erwärmt. Die Sonnenstrahlen bewirken zusätzlich noch die Zerlegung von Wassermolekülen in Sauerstoff und Wasserstoff. Somit werden Kometen von einer Wasserstoffwolke umgeben, die für SWAN sichtbar ist.

Am 27. Mai wird der Komet der Sonne am nächsten kommen. Für ihn wird es eine heiße Angelegenheit, durch die er auseinander brechen könnte. Ende Mai wird der Komet leuchtstärker erscheinen, da er mehr Sonnenlicht reflektieren wird. Der Blick sollte dabei zum hellen Stern Capella wandern, der im Sternbild Wagenlenker (Auriga) zu finden ist. Der Komet kann mit bloßem Auge erkannt werden – ein Teleskop ist somit nicht zwingend notwendig.

Laut einem Bericht der ESA vom 13. Mai 2020 wird es vermutlich das einzige Mal sein, dass man den Kometen zu Gesicht bekommt. Seine Umlaufbahn um die Sonne wird auf Tausende oder Millionen Jahre geschätzt.

Die veröffentlichen Karten von SWAN  sind eine abgespeckte Version des Himmels. Die bekannten Planeten und Sterne werden aus den Karten entfernt. Dadurch sind nur noch Objekte sichtbar, die sich nur zeitweise im interstellaren Raum befinden – wie Kometen, die über das Bild huschen. Diese "Kometen-Tracker-Karten" werden regelmäßig online gestellt und sind frei abrufbar.

Seit 1996 wurden aus diesen Daten bereits zwölf dieser Kometen von Amateur-Astronomen entdeckt. Acht davon alleine von Mattiazzo. Der zuletzt entdeckte Komet C/2020 F8 streut pro Sekunde 1.300 Kilogramm Wasserdampf aus – wie der Kometenexperte Michael Combi von der University of Michigan am 15. April geschätzt hat. Im Vergleich zu anderen Kometen ist das viel.

Vielleicht überlebt C/2020 F8 sein Flugmanöver um die Sonne und kann auch in den folgenden Tagen nach dem 27. Mai weiter beobachtet werden.