April-Dürre Klimawandel führt erneut zu Dürre

25. April 2020, 12:00 Uhr

Seit Mitte März hat es nicht mehr richtig geregnet in Deutschland. Wie in den vergangenen Jahren liegt die Ursache für das Wetter in den Jetstreams, globalen Windmustern, die sich durch den Klimawandel verändert haben.

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Das dritte Jahr in Folge regnet es zu wenig im Frühling. Landwirtschaft und Natur leiden unter der erneuten Dürre. Die Ursache dafür liegt bei den veränderten Windmustern, sagen Klimaforscher.

MDR AKTUELL Fr 24.04.2020 13:25Uhr 05:46 min

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Die Sonne scheint beinahe täglich, nur selten ziehen Wolken über den sonst stahlblauen Himmel. Wenn die Traktoren des Landguts Krosigk über die Felder nördlich von Halle fahren, ziehen sie lange Staubwolken hinter sich her. So trocken sind die Böden nach sechs Wochen ohne richtigen Regen. "Wir sehen das deutlich am Getreide, das jetzt dringend Regen braucht, um in die Länge zu wachsen und Ähren auszubilden. Aber seit Anfang März ist kein Wasser mehr da", sagt Björn Küstermann

Omega-Wetterlage kann über Wochen anhalten

Küstermann ist Geschäftsführer des Landguts und befürchtet erneute Ernteverluste. Denn es ist bereits der dritte Frühling in Folge, in dem es viel zu wenig regnet. 2018 folgte die extreme Sommerdürre. Auch 2019 war viel zu trocken. Die Folge: Geringe Ernten, leere Talsperren und Waldbrände. Auch jetzt im April 2020 gelten vielerorts die höchsten Waldbrand-Warnstufen.

Aber von Regen ist im Wetterbericht wieder nichts zu sehen. Denn über Europa hat sich eine sogenannte Omega-Wetterlage eingestellt: ein stabiles Hochdruckgebiet, das vom Atlantik kommenden Regen blockiert und für anhaltenden Sonnenschein sorgt. Auch 2018 und 19 trat dieses Phänomen auf. Andreas Friedrich ist Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst in Frankfurt und erklärt: "Das Problem ist, dass diese Wetterlage, wenn sie sich mal eingestellt hat, eine hohe Persistenz aufweist. Sie kann über Wochen anhalten und immer wieder ähnliches Wetter für uns hier am Boden verursachen."

Globale Temperaturkontraste zwischen Ozeanen und Landmassen verändern sich

Die Ursache ist die Klimaerwärmung, die die Jetstreams verändert, also die Höhenwinde über der Nordhalbkugel. Normalerweise bilden die Jets ein straffes Band, das in tieferen Schichten der Atmosphäre Regenwolken vom Atlantik über Europa lenkt. Bei der Omegawetterlage bilden sie aber eine Art Schlaufe um Europa herum. Feuchte Luft wird abgehalten.

Wissenschaftler Peter Hoffmann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung erwartet, dass solche Wetterlagen in Zukunft noch häufiger werden durch den Klimawandel. "Die Temperatur Kontraste Atmosphäre verändern sich. Einerseits erwärmt sich die Arktis stärker als der globale Durchschnitt. Andererseits werden Kontinente der Nordhemisphäre im Sommer schneller warm, als die Ozeanflächen. Das hat Auswirkungen auf die Windsysteme."

Stockende Wetterlagen überall auf der Nordhalbkugel

Davon ist nicht nur Europa betroffen. Die Wissenschaftler am Potsdam-Institut haben die globalen Windmuster im Dürre-Sommer 2018 analysiert. Damals blieb das Wetter an verschiedenen Stellen auf der Welt über Monate gleich. Nicht nur Europa litt unter Hitze und Trockenheit, auch in Japan und Kalifornien verdorrten die Ernten, brannten die Wälder. An der amerikanischen Ostküste wiederum kam es nach Dauerregen zu Überschwemmungen.

Wenn man sich das globale hemisphärische Bild anschaut, sieht man einige dieser Omega-Wellenmuster entlang des Globus. Sie verlagern sich nur langsam von West nach Ost. Die Wetterlagen verweilen dann lange an Ort und Stelle.

Dr. Peter Hoffmann, Potsdam-Insitut für Klimafolgenforschung

Bringt der Klimawandel nun regelmäßig Dürren?

Hinzu kommt: Die Jetstreamwellen zeigen oft die gleiche Phase. Man kann sich das wie bei einer Sinuskurve vorstellen, die Berge und Täler hat. Die Klimaforscher beobachten beim Jetstream, dass die Berge und Täler immer an den gleichen Stellen auftreten. Deshalb führen sie beispielsweise in Europa immer wieder zu Trockenheit und Hitze.

Ob aber durch den Klimawandel nun regelmäßige Dürren in Europa drohen, können die Forscher noch nicht mit Sicherheit sagen. Bislang seien die Niederschlagssummen über das gesamte Jahr hinweg stabil, sagt Hoffmann. Wenn es im Frühjahr und Sommer zu wenig regne, regne es im Hebst und Winter dafür umso mehr.

Auch Gewitter-Sommer möglich

Auch ob die Dürre den gesamten Sommer lang anhält ist unklar. Der Deutsche Wetterdienst gibt zwar regelmäßig Jahreszeiten-Prognosen heraus. Die lagen bisher aber nur in 60 Prozent der Fälle richtig. Für den kommenden Sommer sagt diese Vorhersage normale Niederschläge voraus. Meteorologe Andreas Friedrich hält Pessismisten daher entgegen: "Viele Medien spekulieren: Uns droht ein Horrorsommer. Das ist wissenschaftlich aber nicht haltbar."

Klimaforscher Peter Hoffmann verweist auf Unterschiede zwischen den vergangenen Jahren. Während 2018 und 19 trockene Sommer auf trockene Frühjahre folgten, war das 2017 nach anders. "Da gab es erhebliche Starkregenereignisse in Regionen, die eigentlich klimatologisch trocken sind, also eher im Osten Deutschlands."

Landwirte können sich anpassen, brauchen aber trotzdem Regen

Landwirte wie Björn Küstermann passen sich bereits an das veränderte Klima an. Sie pflügen ihre Felder nicht mehr, damit weniger Feuchtigkeit aus dem Boden verdunstet. Sie setzen auf Kulturen, die viel Trockenheit aushalten. "Es ist immer die Frage der Extreme. Im mitteldeutschen Trockengebiet, wozu unsere Region hier zählt, sind wir durchaus gewöhnt, mit wenig Niederschlag klarzukommen. Aber ganz ohne Niederschlag kommen wir nicht klar. Das werden auch neue Sorten nicht schaffen."

Wann es aber wieder Regen gibt, ist völlig offen. Aktuell sagen die Wetterdienste: frühestens im Mai.

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