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Wissen, was wir lesen Unsere Welt neu denken. Eine Einladung
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07. Februar 2021, 15:00 Uhr
Unser Buch der Woche bietet "neue Denkansätze für Wirtschaft und Gesellschaft, die den heutigen Umständen gerechter werden sollen". MDR WISSEN-Redakteur Daniel Schlechter hat das Buch gelesen und kann es empfehlen. "Unsere Welt neu denken" zeige sehr eindrücklich, so sein Resümee, "dass auch die Interpretationen unserer wirtschaftlichen Vordenker einmal gründlich überdacht werden sollten."
Worum geht es?
"Dieses Buch ist kein Klimabuch." Das stellt die Autorin Maja Göpel gleich auf den ersten Seiten klar. Es geht ihr um sehr viel mehr: Sie schlägt in ihrem Buch eine Rundumerneuerung unseres Wirtschaftssystems vor. Ausgehend von dem bekannten Problem, dass unsere Ressourcen begrenzt sind und gleichzeitig die ökologischen Folgen unseres Handelns immer deutlicher werden, verfolgt die Autorin zurück, auf welche Denkweise dieses Handeln eigentlich zurückgeht – und wie ein zeitgemäßes Update aussehen könnte.
Wie schafft es das Buch, mich zu fesseln?
Unser Wirtschaftssystem basiert auf ein paar Grundpfeilern: Wettbewerb, Arbeitsteilung, Profitorientierung, freier Handel und so weiter. Als Politökonomin zeigt Maja Göpel sehr anschaulich auf, aus welchen Umständen diese vermeintlichen Selbstverständlichkeiten eigentlich geboren wurden. Das allein ist schon eine lesenswerte Kurzform der Menschheitsgeschichte. Sie macht verständlich, warum wir uns vor hunderten von Jahren, in einer Zeit, in der wir wenige und unsere Ressourcen scheinbar unendlich waren, für unser heutiges ökonomisches System entschieden haben.
Vor diesem Hintergrund bietet die Autorin neue Denkansätze für Wirtschaft und Gesellschaft an, die den heutigen Umständen gerechter werden sollen.
Wenn wir doch wissen, dass unser Handeln weitaus mehr Kosten verursacht, als ursprünglich gedacht, dass wir nicht mehr wenige, sondern viele und unsere Ressourcen eben doch endlich sind, wie sollten wir dann mit Dingen wie Konsum, Wachstum oder technologischem Fortschritt umgehen? Hierfür liefert die Autorin mehrere interessante Denkanstöße ohne dabei die Grundsätze von Demokratie und Freiheit infrage zu stellen.
Wer hat's geschrieben?
Prof. Dr. Maja Göpel, geboren 1976, ist die Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderung (WBGU) und gehört zu den prominentesten Nachhaltigkeitsforscherinnen unserer Zeit. Als Politökonomin betrachtet sie die Schnittstellen von Politik, Wissenschaft und Gesellschaft. Im März 2019 stellte sie der Öffentlichkeit die Initiative Scientists for Future vor.
Wie ist es geschrieben?
Maja Göpel erzählt ihr Buch auf kurzweilige, anekdotenhafte Art und Weise. Wer Politikwissenschaft, Geschichte oder Ökonomie studiert hat, wird hier nicht viel Neues erfahren, aber dennoch eine sehr anschauliche Herleitung unserer heutigen Art zu wirschaften und dazu ein paar interessante Denkanstöße für die Zukunft bekommen. Häufig arbeitet die Autorin hier stark vereinfachend und lässt die eine oder andere Komplexität der Welt außen vor – allerdings vereinfacht sie an keiner Stelle mehr, als es die ökonomischen Grundpfeiler unseres heutigen Wirtschaftssystem auch tun.
Was bleibt hängen?
Relativ früh im Buch wird deutlich, dass die geistigen Väter unseres Wirtschaftssystems womöglich gar nicht so einverstanden damit wären, was wir aus ihren Lehren gemacht haben. Adam Smith sah seine Konzepte von Arbeitsteilung und freiem Wettbewerb in einem eklatant anderen Kontext als wir es heute tun, genauso wie David Ricardo seine Grundsätze des Freihandels. Ähnlich wie Charles Darwins Idee vom Survival oft he Fittest häufig als Überleben der Stärkeren missverstanden wird, obwohl er eigentlich das Überleben der Anpassungsfähigsten meint, zeigt das Buch, dass auch die Interpretationen unserer wirtschaftlichen Vordenker einmal gründlich überdacht werden sollten.
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