Wissen, was wir lesen Reine Nervensache. Wie das Nervensystem unser Leben bestimmt
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21. Februar 2021, 15:00 Uhr
Ein faszinierendes Netzwerk innerhalb unseres Körpers bildet unser Nervensystem. Wie es aufgebaut ist und wie es funktioniert, zeigt Neurologe Armin Grau am Beispiel von realen Krankengeschichten. MDR WISSEN-Redakteur Albrecht Wagner hat sein Buch gelesen und findet, dass Grau eine "für das medizinisch nicht vorgebildete Lesepublikum wunderbar zugängliche, sehr menschliche Darstellung unseres Nervensystems" geschrieben hat.
Worum geht es?
Um unser hochkomplexes, faszinierendes Nervensystem und seine vielfältigen Funktionen und Fähigkeiten. Bei allem, was wir tun, erleben oder empfinden, sind Nerven beteiligt. Sie steuern jede Bewegung, jede Wahrnehmung, jede Reaktion. Gehirn, Rückenmark und die unzähligen Nerven, die unseren ganzen Körper durchziehen, bilden ein Netzwerk, das über Abermillionen Schaltstellen unseren Körper und unser Persönlichkeit funktionieren lässt.
Ansatz des Buches sind die Momente, wo irgendwas in dem Netzwerk hakt. Autor Armin Grau ist Neurologe und beschreibt anhand von neurologischen Krankheiten von Schlaganfall bis Parkinson, wie das Nervensystem aufgebaut ist und welche Funktion jeweils bei den einzelnen Krankheiten gestört ist.
Wir bekommen ein Bild des gesamten Nervensystems und lernen gleichzeitig, was sich hinter vielen Krankheiten, deren Namen häufig zu hören sind, konkret verbirgt.
Wie schafft es das Buch, mich zu fesseln?
Durch die lebendige und lebensnahe Erzählweise. Jedes Kapitel ist eine konkrete Patient*innen-Geschichte, die Armin Grau aus den für die Erkrankung typischen Elementen vieler Krankheitsgeschichten zusammensetzt. Wir erleben mit den Menschen, was in ihren Körpern und in ihrem Leben durch die Krankheit geschieht, und bekommen zwischen Notaufnahme, Erstuntersuchung, Laborbefund, MRT und Therapie den theoretischen medizinischen Hintergrund, der die jeweiligen Symptome und Behandlungsansätze erklärt.
Alles findet in der authentischen Szenerie des Krankhausbetriebes und speziell des Alltages auf einer neurologischen Station statt, geschildert aus Patient*innensicht und aus Sicht des medizinischen Personals. Autor Armin Grau nutzt als langjähriger Neurologie-Chefarzt sein Fachwissen und seine große Praxiserfahrung zu einer für das medizinisch nicht vorgebildete Lesepublikum wunderbar zugänglichen, sehr menschlichen Darstellung unseres Nervensystems.
Wer hat's geschrieben?
Prof. Dr. Armin Grau ist Chefarzt der Neurologischen Klinik am Klinikum Ludwigshafen. Sein Forschungsschwerpunkt ist der Schlaganfall. 2018 und 2019 war er 1. Vorsitzender der Deutschen Schlaganfallgesellschaft, deren Vorstandsmitglied er ist. Er forscht u.a. zu Zusammenhängen zwischen Krankheit und sozialer Situation und engagiert sich für ein gerechteres, auf die Patientenbedürfnisse gerichtetes Gesundheitssystem.
Wie ist es geschrieben?
Leicht verständlich und erzählerisch. Armin Grau geht immer vom Menschen und von persönlichen Geschichten aus. Damit gibt er allen medizinischen Hintergründen ein "Gesicht" und schafft eine persönliche Verbindung zum Thema. Die Theorieexkurse sind überschaubar und fassbar, alle Fachbegriffe werden erklärt. Skizzen und CT- bzw. MRT-Bilder zeigen die Strukturen, um die es jeweils geht, und mögliche Störstellen oder Krankheitsherde. Das Buch richtet sich an medizinische Laien und vermittelt praktisches substanzielles Alltagswissen über das Nervensystem und neurologische Erkrankungen, immer mit Tipps zur Vorbeugung.
Was bleibt hängen?
Unsere Nerven jagen Signale mit bis zu 250 km/h durch unseren Körper. Und unser Gehirn ist kein Supercomputer, auch wenn das Bild gern benutzt wird. Ein Computer verarbeitet Informationen möglichst präzise und vollständig, während das Gehirn von vornherein auswählt und gewichtet und so für jeden von uns eine individuelle Wirklichkeit schafft.
Zum Nachdenken bringt der Zusammenhang zwischen Pestiziden und Parkinson, der in Frankreich schon zur Anerkennung von Parkinson als Berufskrankheit in Landwirtschaft und Weinbau geführt hat. Und es gibt auch verblüffende Momente, die für Außenstehende fast skurril wirken, wie der Fall einer Frau, bei der sich ein drohender epileptischer Anfall darin zeigt, dass sie als konsequente Vegetarierin in der Kantine plötzlich zur Currywurst greift.
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