Wissen, was wir lesen Die Natur. Entdecke die Wildnis vor deiner Haustür
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06. Dezember 2020, 15:00 Uhr
"Dieses Buch weckt die Abenteuerlust und die Begeisterung für die Wildnis." Davon ist MDR WISSEN-Redakteurin Ines Drahonovsky überzeugt. Das Buch ist "ein Natur-Verführer, der die Aufmerksamkeit auf Themen lenkt, aber nicht überfrachtet ist." Es erinnert sie an die Zeit, in der sie als Kind selbst in der Natur unterwegs war und deren unendliche Schätze entdecken konnte. Etwas, was sie jedem jungen Menschen wünscht, der sich mit diesem Buch an die Erkundung der "Wildnis vor der Haustür" macht.
Worum geht es?
Der Buchtitel ist Programm! Es geht um die (Wieder-)Entdeckung der Natur in unserem direkten Umfeld und um das, was Natur ausmacht: um Pflanzen und Tiere, um Wolken, Wind und Regen, um Sonne, Mond und Sterne, um Gesteine, um Wald und Wiesen, Bäche, Seen und Meere – und um uns und unser Verhältnis zur Natur.
Wie schafft es das Buch, mich zu fesseln?
Das Buch weckt die Abenteuerlust und die Begeisterung für die Wildnis. Deshalb erinnert es mich an meine Kindheit, in der ich viel Zeit draußen in der freien Natur verbracht habe: im großen Garten meiner Eltern, im Wald, der hinter dem Gartenzaun begann, am Dorfbach und an Tümpeln und kleinen Teichen, die sich in einer stillgelegten Kiesgrube gebildet hatten. Ich bin auf Bäume geklettert und mit Freunden durch den Wald gestromert, habe Tiere beobachtet, Spuren gesucht, Federn, Schnecken, Blüten und Blätter gesammelt, Froschlaich gerettet und verletzte Vögel gepflegt. Ganz ohne Anleitung, ohne Naturführer, ohne Apps... So war das Leben als Landkind in den 1970er-Jahren – und es war großartig! Beim Lesen kamen die Erinnerungen.
Außerdem habe ich aus diesem Buch jede Menge Dinge gelernt, zum Beispiel wie unterschiedlich sich Schlangen fortbewegen, die keineswegs nur schlängeln, sondern gerade kriechen oder springen oder mit Ziehharmonikabewegungen unterwegs sind. Völlig neu war für mich auch, dass sich beim Feuersalamander die Brut im Ei entwickelt, das aber noch im Mutterleib steckt. Die Jungen schlüpfen aus dem Ei und werden danach geboren. Ovovivipar ist das Fachwort dafür.
Trotz der vielen interessanten Fakten: Es ist kein anstrengend-didaktisches Fachbuch, sondern ein Natur-Verführer, der geschickt die Aufmerksamkeit auf einzelne Themen lenkt und nicht überfrachtet ist. Noch dazu werden die Augen mit Illustrationen erfreut, die vor allem in Grau, in Blau-Schwarz-Weiß oder Orange-Schwarz-Weiß daherkommen, aber dennoch das Original in der Natur deutlich machen.
Die Begeisterung der Autoren für die Abenteuer in der Natur überträgt sich vermutlich nicht nur auf mich, sondern auf Leser und Leserinnen verschiedener Altersgruppen – mit und ohne Naturerfahrung.
Wer hat's geschrieben?
Es gibt hier die zwei Autorinnen Inês Teixeira do Rosário und Maria Ana Peixe Dias sowie den Illustrator Bernardo P. Carvalho, die sich für dieses Buch auch wissenschaftliche Beratung bei vielen Experten holten.
Inês Teixeira do Rosário hat Biologie an der Universität Lissabon studiert und dort dann im Fach Ökologie promoviert. Maria Ana Peixe Dias interessierte sich schon als Kind für Insekten, Pflanzen und Gärten. Sie ist heute bei der Vogelschutzorganisation BirdLife International tätig. Bernardo P. Carvalho hat Kunst in Lissabon studiert und wurde für seine Illustrationen mehrfach ausgezeichnet. Das Buch ist zunächst in Portugal erschienen.
Die Daten zum Buch
Maria Ana Peixe Dias / Inês Teixeira do Rosário: Die Natur.
Entdecke die Wildnis vor deiner Haustür. Übersetzt aus dem Portugiesischen von Claudia Stein. Mit Illustrationen von Bernardo P. Carvalho, Beltz & Gelberg 2019, 368 Seiten, 22,95 €, ISBN:978-3-407-81214-8
Wie ist es geschrieben?
Das Buch führt in die Natur, aber es ist kein klassischer Naturführer. Es vermittelt viel Wissen vor allem für den Biologie- und den Geografie-Unterricht, aber es ist kein Lehrbuch. Es gibt klare Empfehlungen für Naturbeobachtungen, kleine Experimente oder kreative Projekte, aber es ist mehr als ein Fachbuch für Naturpädagogen. Vielmehr ist es ein Ratgeber und Begleiter für all jene, die raus an die Luft gehen und Natur entdecken wollen, vorzugsweise für Kinder und Jugendliche im mittleren Schulalter, die auch direkt angesprochen werden – mit "du".
Mit diesem Buch wollen wir dich nach draußen locken – oder dich zur Not auch ein bisschen schubsen.
Trotzdem ist dieses Buch auch eine prima Lektüre für Eltern und Großeltern, für Lehrerinnen, Erzieher und Freizeitbetreuerinnen, die hier jede Menge Anregungen für Aktivitäten in der Natur erhalten, zudem auch nützliche Antworten auf die Fragen ihrer Schützlinge.
Dieses Buch ist gut lesbar, verständlich erklärt, mit vielen Daten und Fakten auf 367 Seiten unterlegt, zudem künstlerisch hochwertig gestaltet und mit Inhaltsverzeichnis, Glossar, Zeittafel und Kontaktadressen ausgestattet. Das Glossar erklärt von "Art" bis "Zwitter" über 80 Begriffe. Die Zeittafel erinnert an wichtige Ereignisse, darunter an den Klimagipfel in Paris von 2015 oder an die Weltklimakonferenz 2017 in Bonn.
Ein großartiger Lesestoff für Naturmuffel und Stubenhocker, die ihr Leben ändern wollen, für Städter, die eine Birke nicht von einer Buche unterscheiden können, vor allem aber für die neugierigen Kinder (und ihre Eltern und Großeltern!), die wirklich Lust auf Entdeckungen haben, auf Expedition gehen wollen, aber bislang nicht so recht wussten, wie sie das machen könnten.
Was bleibt hängen?
Er sieht fast aus wie eine Nacktschnecke, ist aber ein nützlicher Schnegel: der Baumschnegel, den man offenbar in europäischen Wäldern finden kann. Schnegel an sich kenne ich, diesen aber noch nicht.
Auch das war mir neu: Kork ist die Rinde der Korkeiche. Da Korkeichen oft in Gebieten mit vielen Waldbränden wachsen, brauchen sie einen Hitze- und Feuerschutz. Genau dafür sorgt die Korkrinde.
Es gibt ein Tier, das Ichneumon heißt: ein eigenartiges Geschöpf, das gern Schlangen verspeist und deshalb im alten Ägypten als heiliges Tier verehrt wurde. Ich habe vorher noch nie davon gehört. Das gilt auch für den Pyrenäen-Desman. Das ist ein Maulwurf, der im Wasser lebt, auch nur nachts aus seinem Bau kommt. Dieses Tier lebt in den Pyrenäen zwischen Spanien und Frankreich, außerdem in einem Gebiet, das sich von Nordspanien bis nach Portugal zieht. Das Tier ist vom Aussterben bedroht, weil es saubere Fließgewässer braucht, die dort immer seltener werden.
Zugegeben: Pyrenäen-Desman, Ichneum und Korkeiche werden wir hierzulande nicht finden. Vermutlich wird es auch nicht ganz so einfach sein, einem Baumschnegel zu begegnen. Dafür gibt es viele andere Beispiele für Natur, die wir wirklich vor der Haustür entdecken können. Wir müssen einfach nur den Hintern hochkriegen und schon kann es losgehen – oder wie die Autorinnen schreiben: "Genau wie wir versuchen, eine Fremdsprache zu verstehen, können wir auch aufmerksam der Sprache der Natur lauschen: Wir müssen einfach nur mit allen Sinnen dabei sein. Dann begreifen wir, was uns die Pflanzen, Tiere, Sterne, Felsen und all die anderen Dinge in unserer Umwelt verraten."
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