Studie Wie Treppensteigen das Gehirn in Schwung bringt
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22. November 2020, 10:00 Uhr
Von wegen, dumm gelaufen! Treppensteigen steigert das Wohlbefinden, sagt ein deutsches Forschungsteam. Wohl denen, die auf automatische Türöffner und den Aufzug verzichten. Ihre Laune wird es ihnen danken.
Eigentlich sind wir Menschen ja meisterhaft darin, Bewegungen aus unserem Alltag auszuklammern: Der Türöffner im Mietshaus sorgt dafür, dass wir nicht mehr die Treppe runter müssen, um jemandem zu öffnen; der Fahrstuhl, dass wir nicht schwitzend im Büro ankommen; der Wäschetrockner, dass wir nicht mehr Socke um Socke auf die Leine oder den Wäscheständer aufhängen, anklammern, abnehmen müssen. Licht, Heizung und Jalousien können zentral gesteuert und automatisch ein- und ausgeschaltet werden. Dem Mähroboter können wir, auf der Hollywoodschaukel lümmelnd, dabei zugucken, wie er den Rasen mäht. Hobbyhühnerhalter bauen sich elektronische Türklappen an ihre Ställe, damit sie nicht mit den Hühnern aufstehen müssen.
Alles geniale Erfindungen, die uns den Alltag erleichtern. Aber machen sie uns auch wirklich glücklich? Das wollten Forscherinnen und Forscher am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim, am Institut für Sport und Sportwissenschaft (IfSS) des KIT Karlsruhe und am Geoinformatischen Institut der Universität Heidelberg wissen. Sie untersuchten, wie sich alltägliche Aktivitäten wie Treppensteigen, Spazierengehen oder Zur-Straßenbahn-Laufen auf unser Wohlbefinden auswirken. Und stellten fest:
Schon das alltägliche Treppensteigen kann helfen, sich wach und energiegeladen zu fühlen und damit das Wohlbefinden zu steigern.
Die Forscher hatten bei 67 Personen im Alter zwischen 18 und 28 Jahren eine Woche lang per elektronischem Tagebuch erfasst, wie Alltagsaktivitäten sich auf Wachheit und Energiegeladenheit auswirkten. Ergebnis: Die Probanden fühlten sich direkt nach alltäglicher Aktivität wacher und energiegeladener. Spiegeln sich diese Prozesse im Gehirn wieder und wenn, ja, wie, fragten sich die Forscher. In einer zweiten Probandengruppe mit 83 Menschen wurden zusätzlich zu Smartphone-Abfragen und Bewegungsmessungen durch Sensoren noch Magnetresonanztomographien eingesetzt. So wurden zusätzlich Informationen über das Volumen der grauen Gehirnsubstanz generiert.
Alltagsbewegung und Wohlbefinden - die Großhirnrinde verrät es
Dabei fanden die Forscher heraus, dass die Größe eines bestimmten Areals in der Großhirnrinde eine wichtige Rolle spielt. Nicht nur, wie bisher geglaubt, für die Regulierung von Emotionen und Resilienz (Widerstandskraft) gegen psychiatrische Erkrankungen. Sondern auch, wenn es um das Zusammenspiel von Alltagsbewegung und Wohlbefinden geht. Menschen, bei denen dieses Areal kleiner war und die ein erhöhtes Risiko für psychiatrische Erkrankungen hatten, fühlten sich einerseits weniger energiegeladen, wenn sie körperlich inaktiv waren. Andererseits fühlten sie sich der Studie zufolge nach alltäglicher Bewegung aber deutlich energiegeladener als Personen, bei denen dieses Hirnareal größer war.
Was man noch nicht weiß, ob sich durch Bewegung gezielt das Wohlbefinden und das Hirnvolumen verändern lassen - und ob man so sogar psychiatrische Erkrankungen vermeiden oder therapieren könnte. Wenn man das untersuchen würde, könnte man gleich mal schauen, welche Alltagsaktivitäten besonders gut für unser Wohlbefinden sind. Und würde so indirekt auch rausfinden, bei welchen Tätigkeiten im Alltag wir getrost weiter auf unsere elektronischen Helfer setzen können, weil sie nicht wirklich etwas für unser Wohlbefinden tun.
(lfw)
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