Mohnblumen blühen auf einem Feld.
Mohnblumen blühen auf einem Feld bei Magdeburg. Obwohl es im Frühling wieder wärmer wird, sind dann die Gedanken an Suizid am höchsten, wie eine aktuelle Studie ergeben hat. Bildrechte: IMAGO / Krauthöfer

Internationale Studie Darum passieren die meisten Selbstmorde im Frühling

16. Mai 2023, 14:35 Uhr

Auch wenn viele Menschen die kalten Monate im späten Herbst und Winter mit Suiziden in Verbindung bringen, geschehen die meisten Selbstmorde im Frühling. Ein Forscherteam hat untersucht, was die Gründe dafür sind.

Das Ergebnis: Die suizidalen Gedanken entstehen zwar im Winter, brauchen aber dann ein paar Monate bis zu einer Art "Kipppunkt", an dem sie in die Tat umgesetzt werden. Dabei spielt auch der Vergleich mit anderen Menschen eine Rolle, denen es im Frühling vermeintlich viel besser geht als einem selbst.

Daten von rund 10.000 Probanden untersucht

"Es ist bereits gut dokumentiert, dass der Winter eine Zeit ist, in der Menschen mit mentalen Problemen mit noch mehr negativen Gedanken und Depressionen zu kämpfen haben", erklärt der Studienautor Brian O’Shea. "Darum könnte es überraschen, dass der Frühling - bei dem man davon ausgeht, dass die Gedanken der meisten Menschen dann positiver werden - tatsächlich die Zeit ist, in der sich auch die meisten Menschen das Leben nehmen wollen." Die Gründe dafür seien komplex, aber die Untersuchung hätte gezeigt, dass die suizidalen Gedanken im Dezember am stärksten und im Juni am schwächsten seien. Dazwischen gäbe es einen Kipppunkt, wenn der eigene Antrieb steige und die Selbstmordgedanken noch aktiv seien.

Die Forschenden nutzten dafür die Daten von rund 10.000 Probanden aus den USA, Kanada und Großbritannien, die über einen Zeitraum von sechs Jahren regelmäßig Fragebögen ausfüllten, in denen sie zu ihren Gedanken und ihrem Gemütszustand befragt wurden. Die Teilnehmer wurden dazu in drei Gruppen aufgeteilt: Menschen, die bereits einen Selbstmordversuch unternommen hatten, Menschen, die Selbstmordgedanken hatten und/oder sich selbst verletzt hatten und solche, die noch keine derartigen Gedanken hatten und sich auch nicht selbst verletzt hatten. Dabei zeigte sich ein genereller Anstieg von negativen Gedanken der Selbstverletzung über die sechs Jahre unabhängig von den Jahreszeiten - besonders bei jenen, die bereits einen Selbstmordversuch hinter sich hatten.

Sie haben suizidale Gedanken oder eine persönliche Krise?

Die Telefonseelsorge hilft Ihnen! Sie können jederzeit kostenlos anrufen unter 0800 111 0 111, 0800 111 0 222 oder 116 123. Auf der Webseite telefonseelsorge.de finden Sie weitere Hilfsangebote, etwa per E-Mail oder im Chat. Weitere Angebote bietet die Deutsche Depressionshilfe, etwa auf der Website maennerberatungsnetz.de.

Wissen

Lange Staus und stockender Verkehr im Stadtzentrum Berlin Mitte.
Lange Staus und stockender Verkehr in Berlin-Mitte. Dadurch kann sich langfristig das Risiko für Suizide erhöhen, wie eine Schweizer Studie ergeben hat. Bildrechte: IMAGO / Dirk Sattler