Erstes Studio in der "Alten Waage"
Mit einem Gründungs-Kapital von 80.000 Goldmark überstieg die Mirag anfangs im Vergleich zu den anderen regionalen Sendegesellschaften deutlich die von der Post gesetzte Mindestgrenze von 60.000 Goldmark.
Nicht nur personelle Parallelen gab es zwischen der Sendegesellschaft und Körperschaften in der Stadt Leipzig. Die ersten Studios und Verwaltungsbüros kamen in der "Alten Waage" (Am Markt 4) unter, dem damaligen Messamt. Schon aus dieser räumlichen Nähe rührte nicht zuletzt der Begriff Messamtssender her.
Dicht besiedelte Empfangsgebiet
Mit einer Bevölkerungsdichte von 185 Einwohnern je Quadratkilometer waren die Bedingungen günstiger als im Reichsdurchschnitt mit 134 Einwohnern. Als sicher gilt, dass der erste Leipziger Sender von verstärkerlos arbeitenden Detektorempfängern bis zu einem Umkreis von 30 Kilometern empfangen werden konnte. Damit blieb die Mirag für Besitzer dieser recht preiswerten Empfänger zunächst eher ein Leipziger Stadtradio.
Die Zahl der Rundfunkhörer stieg schon im ersten Jahr an. Ende Dezember 1924 registrierte die Post in ihrem Direktionsbezirk Leipzig allein 48.000 Gebührenzahler. Wieviel sogenannte Zaungäste (Schwarzhörer) genau das Programm verfolgten, ist nicht erwiesen. Aber bereits im Ende Juni 1924 widmeten die "Leipziger Neusten Nachrichten" diesem Phänomen einen Artikel, in dem allein in der Stadt Leipzig die Zahl von rund 6.000 genannt wird. Zum gleichen Zeitpunkt weist die Statistik rund 10.000 angemeldete Hörer aus.
Eine wachsende Sendeleistung, die Inbetriebnahme des Nebensenders Dresden im Februar 1925, sinkende Verkaufspreise für Empfangsgeräte sowie nicht zuletzt der Senkung der Rundfunkgebühren von jährlich 60 Goldmark auf monatlich zwei Mark ab April 1924 führten zu einem Anstieg der Hörerzahlen, die im Juni 1925 die 100-tausender Grenze überstieg.
Radio-Hörer zunächst nur in den Großstädten
Das soziale Spektrum der Mirag-Hörerschaft der ersten Jahre ist kaum bekannt. Deutschlandweit waren 1928 insgesamt 80 Prozent der Hörer in 26 Städten konzentriert. Die starke Verstädterung im mitteldeutschen Sendebezirk lässt den Schluss zu, dass zunächst Beamte und Angestellte zu den ständigen Hörern gehört haben dürften, hingegen Einwohner des ländlichen Raums eher unterrepräsentiert waren.
Zunächst war 22:00 Uhr Sendeschluss
Was wurde ihnen im ersten Sendejahr geboten? Zunächst waren es in den ersten Wochen täglich zwei bis drei Sendestunden, bei denen sich zeitmäßig Musik und Wort die Waage hielten. Den Auftakt machten um 10:00 Uhr eine Viertelstunde Wirtschaftsnachrichten mit Börsennotierungen. 12:45 Uhr folgten unter dem Titel "Was die Zeitung bringt" Nachrichten, die laut Leserbriefen in Rundfunkzeitschriften vornehmlich vorgelesene Zeitungsnachrichten waren. Um 20:15 Uhr folgte ein weiterer Programmpunkt, meist ein eineinhalbstündiges Konzert der "Hauskapelle". Den Abschluss bildeten die Pressemeldungen bis 22:00 Uhr.