Rundfunkgeschichte Kurze Chronik zum Rundfunk in Mitteldeutschland
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27. Mai 2009, 14:56 Uhr
Am 1. März 1924 ging in Leipzig die "Mitteldeutsche Rundfunk-A.-G. - Gesellschaft für drahtlose Unterhaltung und Belehrung" auf Sendung - als zweite Rundfunkanstalt in Deutschland. Wie sahen die Voraussetzungen aus, wie verlief die Entwicklung?
(Eine Familie in der Kleinstadt beim Anhören der in der entfernt liegenden Großstadt gespielten Oper, Quelle: Illustrirte Zeitung, 1924)
1920
Die LORENZ-"Versuchsfunkstelle" in Eberswalde nimmt regelmäßige Experimentalsendungen mit Sprach- und Musikprogrammen auf. Ab Mitte des Jahres sendet Königs Wusterhausen tägliche Probesendungen mit Sprache und Grammophonmusik.
Am 2. November ist Sendebeginn des ersten regulären Unterhaltungs-Rundfunksenders der Welt, der Station KDKA in Pittsburgh (USA).
Am 22. Dezember bringt Königs Wusterhausen das erste "Instrumentalkonzert" mit Geige, Harmonium und Chorgesang. "Akteure" waren die diensthabenden Telegrafenbeamten!
1922
Im April wird der telegrafische "Wirtschaftsrundspruch" auf einen "radio-telephonischen Dienst" umgestellt, also auf nunmehr gesprochene Presse- und Börsenmeldungen. Er wird auch "drahtloser Fernsprecher" genannt.
Im November beginnen regelmäßige Sendungen der englischen B.B.C. aus London. Inzwischen gibt es auch erste Musiksendungen über den Eiffelturm-Sender Paris.
1923
Am 29. Oktober, 8 Uhr abends, Geburtsstunde des regelmäßigen Rundfunkprogramms in Deutschland: "Die Sendestelle Berlin, Voxhaus" beginnt mit der Ausstrahlung ihres Programms, das
"Unterhaltungsrundfunk" genannt wird.
1924
Am 22. Januar Gründung der "Mitteldeutschen Rundfunk-A.-G.", der MIRAG in Leipzig (Aktienkapital 80.000 Goldmark), die sofort bei der Reichs-Telegraphen-Verwaltung eine Sendelizenz beantragt.
Am 1. März 1924 Nachmittag feierliche Eröffnung des Sendebetriebs der MIRAG mit dem im Johannishospital aufgebauten "Meßamtssender der Reichs-Telegraphen-Verwaltung". Verwaltung und Senderäume der MIRAG befinden sich am Markt im Gebäude der Alten Waage und in der Alten Börse am Naschmarkt. Zahlreiche Außen-Studios in Leipzig und im mitteldeutschen Sendebezirk, genannt "Besprechungsstellen", unterstützen den Programmbetrieb.
Im April wird die Teilnehmergebühr von 60 Goldmark im Jahr auf 2 Mark im Monat gesenkt.
1926
Am 17. Juni Einweihung des ersten "Großsenders" für Leipzig.
1933
"Gleichschaltung" des deutschen Rundfunks durch die nationalsozialistische Regierung, die sich sofort unter der Parole "Rundfunk in jedes deutsche Haus" dieses Mediums als Machtinstrument bedient. Zur Unterstützung der politischen Volksbeeinflussung und Verbreitung ihrer Propaganda wird ein billiger "Volksempfänger" (im Volksmund: "Goebbelsschnauze") entwickelt, dessen Herstellung allen 28 Radiofirmen befohlen. Das erste Modell und weitere Typen tragen wesentlich zur Steigerung der Rundfunkteilnehmerzahlen bei: Zwischen 1933 und 1941 erhöhte sich die Zahl der Radiogeräte in deutschen Haushalten von 25 auf 65 Prozent.
1934
Aus der selbständigen Rundfunkgesellschaft MIRAG wird im März befehlsgemäß der vom Reichspropagandaministerium gesteuerte "Reichssender Leipzig".
In Deutschland gibt es jetzt 5 Mio. angemeldete Rundfunkteilnehmer.
1939
Deutschland hat bei Kriegsbeginn 12 Mio. Rundfunkteilnehmer. Das Abhören ausländischer Sender ist ab 1. September unter Androhung drakonischer Zuchthausstrafen verboten. Für eine Wiederholung der "Rundfunkverbrechen" oder für die Weiterverbreitung abgehörter Nachrichten konnte die Todesstrafe verhängt werden.
1940
Starke Einschränkung des Eigenprogramms des Reichssenders Leipzig infolge kriegsbedingter Reduzierung des Mitarbeiterstabes. Nur wenige Beiträge ergänzen als Zuspielungen das im Juni eingeführte zentrale "Reichsprogramm".
Während des Krieges sind Radios Mangelware. Es gibt sie es nur für die Wehrmacht und den Export. Volksempfänger werden auf Bezugsschein an Kriegsgeschädigte abgegeben. Die Industrieproduktion ist fast völlig auf Funkgeräte für die Front umgestellt.
1945
Wenige Wochen nach Kriegsende entsteht als Interim "Radio Leipzig", genehmigt zunächst als Stadtfunk für Bekanntmachung der sowjetischen Militär-Administration. Im September wird "Radio Leipzig" zur Außenstelle des "Berliner Rundfunks", mit einem kleinen "Fenster" für wichtige lokale Meldungen. Ab 2. September ist damit der Leipziger Großsender auf Mittelwelle wieder auf Sendung.
Am 20. November Gründung des neuen "Mitteldeutschen Rundfunks", der am 7. Dezember über den Landessender Dresden, an den der Leipziger Sender angeschlossen ist, seine Sendungen aufnimmt.
Im Dezember wird der Rundfunk in der Sowjetischen Besatzungszone der neu gegründeten "Zentralverwaltung für Volksbildung " unterstellt.
Radio ist nach dem Ende des Krieges zum wichtigsten Informationsmittel geworden, doch sind viele Geräte zerstört oder defekt. Es kommt zur "Wiedergeburt" des "guten alten" Detektors, mit dem man auch bei Stromsperre hören kann. Aus Wehrmachtsteilen zusammengebaute Radios sind wertvolle Tauschobjekte.
1946
Der Landessender Weimar erhält am 1. Juli Senderstart des "Landessenders Weimar" aus dem neuen Funkhaus in der Humboldtstraße.
Am 3. Juni ist Programmbeginn für die neue Sendeanstalt "Mitteldeutscher Rundfunk, Sender Leipzig". Er startet im neu eingerichteten Funkhaus in der Springerstraße das 2. Vollprogramm in der Sowjetischen Besatzungszone neben dem "Berliner Rundfunk". Im September sendet man täglich bereits 12 Stunden. Einbezogen werden die Landessender Dresden und Weimar, später auch Halle.
1950
Mit dem Inkrafttreten des Kopenhagener Wellenplans im März wird Deutschland auf Lang- und Mittelwelle stark benachteiligt. Das ist der Grund für die 1949 begonnene Nutzung des UKW-Bereichs und den zielstrebigen Ausbau eines neuen Sendernetzes.
1952
Reorganisierung und Zentralisierung des DDR-Rundfunks im Zusammenhang mit der Abschaffung der Länder Bildung des "Staatlichen Komitees für Rundfunk beim Ministerrat der DDR". Im Funkhaus Berlin werden ab 14. September für die gesamte DDR die Ganztags-Programme Berlin I, II und III produziert. Das Leipziger Funkhaus wird zum "Bezirksstudio". Die wichtigsten Klangkörper und ein erheblicher Teil der Hörspiel- und Musikproduktion verbleiben jedoch in Leipzig.
1953
Im Mai wird der erste Leipziger UKW-Sender in Betrieb genommen.
Im August gibt es erste Eigensendungen von 30 Minuten Dauer aus Leipzig und anderen Bezirksstudios.
1956
Einführung eines mehrstündigen Regionalprogramms von "Radio DDR, Sender Leipzig" am Morgen, zunächst nur über Mittelwelle.
1963
Erstes deutsches Stereo-Rundfunkkonzert vom "Sender Freies Berlin" während der Berliner Funkausstellung. DDR-Stereosendungen auf der "Berliner Welle" beginnen am 15. September.
1986
Im Januar beginnt das Leipziger Nachmittagsprogramm von 17 Uhr bis 19 Uhr.
1987
Mit der Programmerweiterung am Vormittag bis 13 Uhr beträgt die tägliche Sendezeit aus Leipzig – bis auf Samstag und Sonntag – jetzt 11 Stunden.
1989
Am 9. Oktober wird im Nachmittagsprogramm des Senders Leipzig und über den Stadtfunk der "Appell der Sechs" verlesen, ein Aufruf von sechs Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens der Stadt Leipzig (darunter Kurt Masur, Bernd Lutz Lange) an die Teilnehmer der Montagsdemonstration und an die Ordnungskräfte, in dem alle Seiten zu Besonnenheit und Verzicht auf Gewalt aufgerufen werden.
1990
Bis Ende 1991 erfolgt die endgültige "Abwicklung" des gemäß Paragraph 36 des Einigungsvertrages als "Einrichtung" bezeichneten DDR-Rundfunks.
1991
Bis Ende 1991 erfolgt die endgültige "Abwicklung" des gemäß Paragraph 36 des Einigungsvertrages als "Einrichtung" bezeichneten DDR-Rundfunks.
1992
Am 1. Januar ist Sendestart des MITTELDEUTSCHEN RUNDFUNKs, der ARD-Dreiländeranstalt für Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Er sendet nun rund um die Uhr sieben Hörfunkprogramme und ein Fernsehprogramm. Nach 1924 und 1945 wird der Mitteldeutsche Rundfunk zum dritten mal neugegründet.