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Fußball | Regionalliga-Reform Ostklubs schreiben Brandbrief an DFB-Präsident Bernd Neuendorf

07. März 2025, 14:17 Uhr

Die Initiativgruppe zur Aufstiegsreform von der Regionalliga in die 3. Liga hat in einem offenen Brief an DFB-Präsident Bernd Neuendorf appelliert. Die 17 Nordost-Regionalligisten wollen, dass die Führungsspitze des deutschen Fußballs die Problematik "zur Chefsache" macht. Derweil gibt es neue Unterstützung von Fanszenen aus Bayern.

 Benjamin Duda (Trainer CFC) 1 min
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Direkt vor dem nächsten Regionalliga-Spieltag haben die Ostklubs ein neues Zeichen gesetzt und sich am Freitag (7. März) mit folgenden Worten an DFB-Präsident Bernd Neuendorf gewandt: "Die derzeitige Übergangsregelung benachteiligt offenkundig drei von fünf Regionalligen und widerspricht dem Fairplay-Gedanken, der als zentraler Wert des DFB verankert ist. Eine derartige Wettbewerbsverzerrung kann nicht länger hingenommen werden. Daher fordern wir Sie auf, diese Problematik endlich zur Chefsache im deutschen Fußball zu machen und sich mindestens in einer vermittelnden und moderierenden Rolle zwischen den Regional-/Landesverbänden aktiv für eine nachhaltige Lösung einzusetzen."

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Die Ostvereine stehen in der Reformdebatte eng zusammen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Hintergrund: Während die Meister der Staffeln Südwest und West jedes Jahr aufgrund höherer Mitgliederzahlen im Amateurfußball direkt aufsteigen dürfen, kommt dieses Recht Bayern, dem Norden und Nordosten nur alle drei Jahre zugute. Stattdessen müssen die jeweils verbliebenen zwei Regionalliga-Sieger in einer Relegation den vierten Drittliga-Aufsteiger ausfechten.

Menschen be einer Sitzung 2 min
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"Delegation an die Regionalverbände ist gescheitert"

Bisher war es Aufgabe der Regionalverbände, die bis auf eine Spielbetriebs-GmbH im Südwesten auch Träger der vierten Ligen sind, eine Reform auszuhandeln. Diese Herangehensweise ist aus Sicht der Ostvereine nicht zielführend.

Sie erklärten: "Der DFB hat in der Vergangenheit die Verantwortung für eine Reform an die Regionalverbände nach unten delegiert. Doch die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass dieser Weg nicht zum Erfolg geführt hat. Die bisherigen Versuche, eine Lösung auf dieser Ebene zu erarbeiten, sind gescheitert. Nun ist es an der Zeit, dass der DFB selbst Verantwortung in der Sache übernimmt und sich in den weiteren Prozess mit seinen eigenen Expertinnen und Experten einbringt, um gemeinsam eine tragfähige und faire Reform bis zum Sommer zu erarbeiten, damit dann beim DFB-Bundestag im November ein mehrheitsfähiger Beschluss getroffen werden kann." Die Viertligisten sprechen von "weiteren Blockaden und Verzögerungen", die sich durch die bisherige Praxis ergeben hätten.

Tommy Haeder 2 min
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MDR FERNSEHEN Mi 12.02.2025 14:26Uhr 02:07 min

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Nächste Eskalationsstufen der Vereine möglich

Neuendorf und der DFB geraten nun unter Zugzwang, sich zum Brief der Vereine zu positionieren. Zeigen der Verband und der DFB-Boss den Ostklubs die kalte Schulter, könnte es zu weiteren Eskalationsschritten kommen. Nach SPORT IM OSTEN-Informationen bereiten sich die Regionalligisten auf Protestaktionen an Spieltagen vor.

Schon bei der Auftakt-Pressekonferenz der Reformbewegung am 12. Februar hatte Tommy Haeder vom Chemnitzer FC gedroht: "Der Ball kann auch mal ruhen." Obendrein kündigt Ralph Grillitsch, Präsident von Carl Zeiss Jena, an: "Die organisierten Fanszenen aller Vereine stehen zu 100 Prozent hinter uns und sind untereinander im Austausch. Wenn es mit den Verbänden nicht vorwärts geht, wird es – ohne dass wir da etwas steuern – von sich aus zu Aktionen in der Regionalliga Nordost kommen."

Fabian Gerber 1 min
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MDR FERNSEHEN Fr 07.03.2025 21:19Uhr 00:47 min

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Unterstützung aus Fankurven in Bayern

Fakt ist, dass die Ost-Initiative – wie SPORT IM OSTEN berichtete – bei Vereinen in fast allen Himmelsrichtungen und gerade in Bayern nun auch auf Resonanz in Fankreisen gestoßen ist. Beim Regionalliga-Spiel des FC Bayern II gegen die Würzburger Kickers vergangene Woche hing auf Seiten der Münchner im Grünwalder Stadion ein großes Transparent über ein Drittel der Tribünenseite. Die Aufschrift darauf: "Meister müssen aufsteigen! BFV-Privileg eigener Regionalliga abschaffen!" Gemeint ist hier der Bayrische Fußball-Verband, der nach Meinung bayrischer Fans auf eine alleinige Staffel verzichten soll.

Bayern-Fans gegen Würzburg, Banner für Regionalliga-Reform
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Dazu solidarisierten sich Fans von Greuther Fürth bei einem Zweitliga-Spiel mit einem Plakat: "Meister müssen aufsteigen - Pro Regionalliga-Reform!" Ähnliche Bekundungen gab es in der Bundesliga bei Union Berlin und in der 3. Liga bei Erzgebirge Aue. Jena-Boss Grillitsch erklärt: "Die Fankurven sind auch überregional in Kontakt, es gibt viele Unterstützungsbekundungen und Solidarität bundesweit."

Rico Schmitt, Trainer FSV Zwickau im Interview 2 min
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Die aktuelle Aufstiegsregelung in den Regionalligen hat dem heutigen Zwickau-Trainer 2015 mit den Kickers Offenbach den Aufstieg in die 3. Liga gekostet. Er spricht sich ganz klar für eine Reform der Regelung aus.

MDR FERNSEHEN Fr 07.03.2025 21:29Uhr 02:23 min

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1860-Trainer Glöckner: "Wichtig, dass eine Lösung kommt!"

Vor allem aber ließ der Wortlaut der Bayern-Fans gegen Würzburg laufhorchen. Denn die Ostvereine befürworten eine Vier-Staffel-Lösung mit jeweils 20 Mannschaften, bei der der Nordosten seine Liga beispielsweise mit Teams aus Hessen aufstockt und Bayern laut einem eigenen Vorschlags-Beschluss von 2018 mit Baden-Württemberg eine Regionalliga Süd bilden könnte. Dadurch wäre gesamt Verhandlungsspielraum gewonnen, um einer Gebietsaufteilung für vier Staffeln näher zu kommen. Der Spielbetrieb könnte – so bestätigt es der DFB theoretisch – über GmbHs wie in der Regionalliga Südwest und damit indirekt über die jeweils beteiligten Regional- und Landesverbände abgedeckt werden, die entsprechend ihr Personal für die jeweiligen GmbHs abstellen.

Trainer Patrick Glöckner
Patrick Glöckner könnte mit 1860 München ein Abstieg in die Regionalliga ereilen. Bildrechte: IMAGO / Noah Wedel

Patrick Glöckner, Coach von Drittliga-Abstiegskandidat 1860 München, sagte: "Generell ist es ja mal wichtig, dass man überhaupt zu einer Lösung kommt. Wir Trainer sind uns alle einig, dass der Meister am Ende aufsteigen soll. Es ist entscheidend, dass man nach einer langen Saison auch den Lohn ernten darf."

Ostklubs führen Gespräche mit Regionalligisten bundesweit

Die Ostklubs begrüßten derweil in dem Brief an den DFB "die Initiative des NOFV-Präsidenten Herrmann Winkler, bereits Ende März 2025 einen großen Aufstiegsreform-Gipfel zu veranstalten", bei dem Nordostvereine von der 3. Liga bis zu ambitionierten Oberligisten eingeladen werden. Ein Termin ist laut NOFV konkret in Planung, im Moment läuft die Suche nach einem entsprechend großen Sitzungssaal.

Darüber hinaus ließ sich die Vereinsgruppe in dem Schreiben an den DFB die Option offen, dass "die 3. Liga möglicherweise ein Teil der Gesamtlösung wird." Außerdem hieß es von der Reformbewegung: "Parallel dazu führen Vertreter unserer Initiative bereits Gespräche mit Vereinen aus den anderen vier Regionalliga-Staffeln, um eine breite Unterstützung für eine faire Reform zu erzielen. Dabei gibt es bereits sehr viele Signale der Solidarität und Unterstützung auf Arbeitsebene, was uns optimistisch stimmt."

Einweihung der Flutlichtanlage im Poststadion, Hermann Winkler Präsident des NOFV bei seiner Rede, 19.03. 2021
Hermann Winkler will sich für eine Reform beim DFB einsetzen. Bildrechte: imago images/Matthias Koch

"Klare Führung und Entschlossenheit" von Neuendorf gefordert

Im Schlussabsatz sprachen die Ostklubs den früheren SPD-Politiker Bernd Neuendorf, der seit 2022 an der Spitze des DFB steht, noch einmal persönlich an: "Der deutsche Fußball benötigt in dieser Frage eine klare Führung und Entschlossenheit. Der Status quo kann nicht fortbestehen, darin sind sich alle Beteiligten einig. Die Zeit des Verschiebens und Verzögerns ist vorbei. Wir rufen Sie daher mit Nachdruck in unserem offenen Brief auf, sich unverzüglich mit ganzer Kraft in diesen Prozess einzubringen und gemeinsam mit allen Beteiligten eine faire Lösung zu erarbeiten."

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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SPORT IM OSTEN | 08. März 2025 | 14:00 Uhr

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