Fußball | Regionalliga DFB-Spitze steigt bei Debatte um Regionalliga-Reform ein
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13. April 2025, 17:25 Uhr
Die Debatte um eine Regionalliga-Reform in Deutschland ist neu entfacht. Am 17. April wird sich DFB-Präsident Bernd Neuendorf persönlich mit der Initiative "Aufstiegsreform" aus dem Fußball-Osten an einen Tisch setzen.
Hintergrund: Bisher steigen nur vier von fünf Regionalliga-Meistern in die 3. Liga auf. Seit Jahren gibt es darüber Streit, weil die Erstplatzierten aus West und Südwest nach jeder Saison hoch dürfen und die Sieger im Norden, Nordosten und Bayern nur alle drei Jahre. Die beiden übrigen Meister dieser drei Staffeln werden sonst in eine Relegation geschickt.
Daher haben sich nun 16 von 18 Regionalligisten im Nordosten zusammengeschlossen und eine Reform-Initiative gestartet. Diese wird vom Nordostdeutschen Fußball-Verband (NOFV) unterstützt und vorangetrieben. Auf einem sogenannten Aufstiegsgipfel in Berlin hatten sich Verband und NOFV-Klubs auf zwei Lösungsmodelle verständigt, wovon eines eine viergleisige Regionalliga und ein anderes die 3. Liga einbezieht.
NOFV-Boss Winkler: Treffen mit DFB-Präsident Neuendorf
NOFV-Präsident Hermann Winkler sagt: "Ich hatte nach dem Treffen mit unseren Vereinen in Berlin noch ein Telefonat mit Bernd Neuendorf. Dort hat er mir mitgeteilt, dass er auch selbst beim Gespräch mit dem DFB am 17. April in Frankfurt am Main vor Ort dabei ist. Das war zuvor nicht ganz klar. Ich habe ihm ausdrücklich gesagt, dass es ein gutes Signal in dieser Sache ist."
Tatsächlich war der Termin zunächst mit Manuel Hartmann, DFB-Geschäftsführer Spielbetriebe, vorgesehen. Neuendorf hatte eine Führungsrolle in der Regionalliga-Frage abgelehnt, scheint jetzt aber vor einer Kehrtwende zu stehen. Die Vorschläge aus dem Nordosten sollen eine Basis bieten, auf der neu verhandelt werden könnte.
Verbände sind gesprächsbereit
Dazu erklärt Winkler: "Ich bin noch einmal an die Kollegen der anderen Regionalverbände herangetreten. Mir wurde von allen Seiten nun angekündigt, dass man bereit ist, mit uns über das Thema zu sprechen. Sie sind gespannt auf die neuen Vorschläge, bei denen nun auch erstmals bestehende Strukturen zur Disposition stehen."
Gerade, dass der Osten bereit ist, mit anderen Verbänden Spielbetriebs-GmbHs für eine Vier-Staffel-Lösung zu gründen, hat die Lage verändert. So müsste sich beim neuen Zuschnitt nicht zwingend an Regionalverbands- oder Bundesländergrenzen gehalten werden.
Die Hauptidee ist, durch die erhöhte Medienpräsenz, attraktivere Gegner und größere Zuschauereinnahmen, Hessen für einen Wechsel aus der Südwest-Staffel in eine neue Regionalliga Ost zu gewinnen. Im Gegenzug würde man Mecklenburg-Vorpommern in den Norden abgeben. Im Süden sollen Bayern und Baden-Württemberg gemäß eines bayerischen Vorschlags von 2018 zusammengehen. So entstehen vier Staffeln mit jeweils 20 Mannschaften.
Skepsis bei Regionalliga Südwest GmbH
Bei den anderen Verbänden und Regionalliga-Trägern muss jedoch noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Maximilian Ziegler-Freisinger von der Regionalliga Südwest GmbH meint: "Man kann es sicherlich prüfen, ob es ein Vorschlag ist, der mehrheitsfähig ist. Wir haben aber keinen persönlichen Antrieb, vertreten nur die Interessen der Vereine." Positiv ordnet er die Form ein, mehrere Landesverbände über eine GmbH den Spielbetrieb abdecken zu lassen. Ziegler-Freisinger erklärt: "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es unsere Liga als Modell stabilisiert und professionalisiert hat."
Die Reaktionen in Hessen sind zwiegespalten. Hessen Kassel hatte die Ost-Regionalliga bereits als Alternative bezeichnet. Kickers Offenbach sieht es kritisch. "Der Vorstoß ist verständlich, aber wir brauchen eine größere Lösung", meint deren Sport-Geschäftsführer Christian Hock. Er erläutert: "Es ist eine wahnwitzige Idee, dass hessische Vereine vier bis fünfmal in der Saison nach Berlin fahren."
Offenbachs Geschäftsführer für zweigleisige 4. Liga
Hock hat einen Gegenvorschlag: "Wir müssen den DFB und die DFL ins Boot holen. Da kann die Lösung nur eine zweigleisige vierte Liga sein." Und der OFC-Boss wittert eine Art Wettbewerbsverzerrung durch die Reserveteams von Bundes- und Zweitligisten: "Wir haben einen Riesenproblem, was U23-Vertretungen angeht. Insgesamt gibt es in der 3. Liga und den vierten Ligen 21 zweite Mannschaften. Durch Abstellungen von Erstmannschafts-Spielern gibt es einen gravierenden Eingriff."
Offenbachs Sportchef würde eher die Regionalliga Bayern ins Visier nehmen. "Diese Liga ist von der Qualität sicher überbewertet. Es ist auch ein gangbares Thema, bayerische Teams im Südwesten zu integrieren. Das ist aber eine sportpolitische Geschichte."
NFV-Präsident sieht viele Probleme
Der Norddeutsche Fußball-Verband (NFV) betont die Schwierigkeiten, nicht die Chancen auf einen Aufstiegsplatz für die eigene Staffel. NFV-Präsident Ralph-Uwe Schaffert sagte: "Wir müssen schauen, wie wir das lösen wollen. Eine Aufteilung der Regionalliga Nordost, was weiß ich, vier Vereine gehen nach Bayern, vier kommen in den Norden und die restlichen zehn Vereine steigen ab in die Oberliga, ist, glaube ich, vom Nordosten auch nicht gewollt."
Der NFV-Boss bezieht sich bei seinen Zahlenspielen ausschließlich auf die gemeldeten Amateurteams im Männer-Spielbetrieb. Sportliche und infrastrukturelle Gründe oder die deutlich höheren Zuschauerzahlen im Osten lässt Schaffert außen vor. Zum Vergleich: Seine Nord-Regionalligisten bezahlen 10.000 Euro pro Saison, dass überhaupt TV-Bilder produziert werden. Der Nordosten ist dagegen permanent mit Live-Spielen im Fernsehen vertreten.
Sprecher der Ost-Initiative: "Schluss mit politischen Spielchen"
Auf das geäußerte Gedankenspiel von Schaffert reagiert Tommy Haeder als Sprecher der Ost-Initiative deutlich: "Indiskutable Bedrohungsszenarien helfen niemandem weiter. Im Gegenteil: Sie schaden. Im Sinne der Sache muss endlich Schluss sein mit politischen Spielchen. Was wir jetzt brauchen, ist keine weitere Problembeschreibung. Die kennen wir zur Genüge. Was wir brauchen, ist der gemeinsame Wille zur Lösung."
Die Diskrepanz zwischen Nord- und Nordost-Staffel zeigt sich auch im diesjährigen Relegationsduell der designierten Meister TSV Havelse und Lok Leipzig. Die Niedersachsen haben im Schnitt 749 Zuschauer, Ex-Europapokal-Finalist Lok 5.452. Die Sachsen bereiten sich mit viel Aufwand auf die 3. Liga vor, obwohl alles in zwei Spielen platzen kann. "Wir müssen infrastrukturell im Stadion einiges modernisieren: einen neuen Pressebereich, mehr Sitzplätze und eine verpflichtende Rasenheizung. Das ist eine Mammutaufgabe." Lok scheiterte 2020 schon einmal in der Relegation, Wiederholung möglich.
Die Ostklubs wollen auf dem DFB-Bundestag am 7. November 2025 eine Lösung, die möglichst einvernehmlich ausgehandelt wurde, beschließen lassen. Die Chancen dafür hängen auch daran, ob Bernd Neuendorf das seit Jahren umstrittene Thema endgültig vom Tisch haben möchte.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 14. April 2025 | 17:45 Uhr
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