"Selbstbestimmt" | Jetzt in der ARD-Mediathek Was reizt uns am Extremen? - fragt Mathias Mester
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03. August 2023, 09:53 Uhr
Sie lieben das Gefühl des freien Falls, springen von hohen Klippen oder rasen mit dem Mountainbike bergab: Extremsportler begeben sich in Grenzsituationen. Was treibt sie an? "Selbstbestimmt"-Host Mathias Mester hat drei von ihnen getroffen: Nikolai Johann, der mit Querschnittlähmung Fallschirm springt, Stephan Büchler, der mit Bein-Prothese Downhill-Rennen fährt und Anna Bader, die Klippenspringen und Familienleben vereinbart. Wie, zeigt "Selbstbestimmt", das neue inklusive Format jetzt in der ARD-Mediathek:
ab 3. August 2023.
Menschen, die Extremsport betreiben, zeigen uns eine Welt jenseits des Alltags und der Normalität. Sie werden bewundert und manchmal auch kritisiert, sich Risiken bewusst auszusetzen. Der ehemalige Para-Speerwurfweltmeister Mathias Mester trifft als "Selbstbestimmt"-Host Menschen mit und ohne Behinderung, die eine Leidenschaft für Extrem- und Risikosportarten haben, um zu erfahren, was sie daran reizt, wo sie ihre Grenzen ziehen und welche Dinge wir von ihnen lernen können.
Extremsport mit Querschnittlähmung
Dem Extremsport ist Nikolai Johann schon seit langem verfallen. Als Jugendlicher fährt er Slopestyle-Mountainbike, springt über Rampen und vollführt Tricks in der Luft. Doch bei einem Trainingssprung verunglückt Niko mit 16 Jahren so schwer, dass er seitdem querschnittgelähmt ist. Niko sucht nach neuen Wegen, um sich sportlich zu betätigen und landet schließlich beim Monoskifahren. Dort wird er Nachwuchskader des paralympischen Teams und ist sogar bei den X-Games in Aspen dabei.
Niko Johann: Deutschlands erfolgreichster Para-Bob-Pilot und Fallschirmspringer
Aktuell ist der 34-Jährige Deutschlands erfolgreichster Para-Bob-Pilot und hat vor kurzem das Fallschirmspringen für sich entdeckt. Sein erklärtes Ziel ist es, selbständig Fallschirmspringen zu lernen. Damit betritt Niko Neuland, denn nur wenige Menschen mit einer Querschnittlähmung wagten sich bisher an diesen Sport.
Meine Realität besteht oft darin besteht, dass andere mir Grenzen auferlegen. Und beim Extremsport setze ich die Grenze, oder die Natur.
Für seinen ersten Sprung trainiert er korrekte Körperhaltungen im Freifall und im Windkanal, entwickelt mit seinen Lehrern auch spezielle Knieschützer, die seine Beine im Flug fixieren und schützen sollen. So will er auch helfen, ein Schulungssystem für andere Querschnittgelähmte zu entwickeln: "Ich will, dass mehr Leute davon profitieren können", sagt er.
Stephan Büchler: Downhill-Fahren mit einem Bein
Rasant geht es auch bei Stephan Büchler zu: Seit über 25 Jahren ist er mit seinem Mountainbike unterwegs und bezeichnet sich selbst als leidenschaftlichen Downhill-Fahrer. Als Jugendlicher verlor Stephan durch eine Krankheit sein rechtes Bein. Anderthalb Jahre bestimmten Chemotherapie und Krankenhausaufenthalte sein Leben:
Eigentlich hätte ich im Bett bleiben können, habe gedacht: 'Was kannst du denn noch? Und dann war meine Intention: Probiere es selber! Wie sieht es denn mit Radfahren aus?' Da war das Bein gerade erst ein paar Wochen ab.
Sein Motto: "Tu erst das Notwendige, dann das Mögliche und plötzlich erreichst Du das Unmögliche." Bei den Extremity Games für amputierte Sportler in den USA errang er zweimal Bronze und zweimal Gold. Ein weiteres Highlight in seiner sportlichen Karriere ist das "Megavalanche" in den französischen Alpen. Mehr als 2.000 Teilnehmer aus 30 Ländern gehen dort an den Start. Es gilt als eines der härtesten Downhill-Rennen der Welt. Soweit Stephan weiß, ist er der einzige Fahrer mit einer körperlichen Beeinträchtigung. Der Orthopädietechniker aus Wismar bereitet sich aktuell auf seine vierte Teilnahme am "Megavalanche" vor.
Ich finde schön an diesem ganzen Sport, dass mein Kopf frei ist. Es ist kein Thema, dass ich amputiert bin. Ich habe eine komplette geistige und körperliche Freiheit. Das hat mir der Sport gebracht.
Deswegen fährt er das Rennen auch nicht gegen 2.000 andere Sportler, sondern für sich: "Es geht immer nur darum, meine eigenen Grenzen auszutesten und zu gucken, was noch geht: Mit zwei Beinen kann ja jeder", lacht er.
Anna Bader: Klippenspringen oder High Diving
Klippenspringen oder High Diving ist nichts für schwache Nerven. Gesprungen wird von Felsen, Brücken oder Plattformen. Frauen starten von zirka 20 Meter Höhe, Männer von 27 Metern. Mit bis zu 85 Kilometern pro Stunde tauchen sie dann ins Wasser ein. Anna Bader ist eine Pionierin dieses Sports.
Es geht immer um den Prozess: Wie überwinde ich die Angst!
Angefangen hat sie als Kunstturnerin, dann kam sie zum Wasserspringen, war auch in der Nationalmannschaft. Sie hatte ihre Karriere eigentlich schon beendet und entdeckte dann die Faszination, "draußen zu springen und zu reisen". Mittlerweile ist sie 18 Jahre dabei und hat viele Preise gewonnen.
Außerdem ist die 39-Jährige zweifache Mutter und will Extremsport und Familienleben unter einen Hut bekommen. Selbst nach einem schweren Unfall im vergangenen Jahr kämpft sie sich zurück. "Das erste, was ich danach gesagt habe, war: 'Retten Sie mich, ich habe zwei Kinder!" Sie spricht von einer falschen Entscheidung, die sie vor dem Wettkampf getroffen habe. Sie sagt, das Risiko habe sie in ihrer Laufbahn nie unterschätzt: "Es geht immer um den Prozess: Wie überwinde ich die Angst!" Bis zu den Weltmeisterschaften 2024 in Doha will sie noch springen.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Selbstbestimmt | 27. August 2023 | 08:00 Uhr