Dienstag, 19.09.2023: Zivilcourage

"Halt stopp, ich fühl mich gemobbt." - Diesen Ausspruch skandierend zieht eine kleine Gruppe um unsere Tochter die Straße aus der Schule nach Hause. Das haben wir heute im "Anti-Mobbing-Training in der Schule gelernt" erzählt sie ganz stolz. "Wenn uns jemand ärgert, sollen wir das gleich sagen, damit sofort Schluss ist. Oder wenn wir sehen, dass andere gemobbt werden, dann gehen wir dahin und helfen denen; dann sagen wir: Halt stopp, hier wird nicht gemobbt."

Ein Mann mit Brille schaut in die Kamera 2 min
Bildrechte: Daniel Schmidt
2 min

gesprochen von Daniel Schmidt

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Di 19.09.2023 05:45Uhr 01:59 min

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Aufrecht steht sie vor mir und sieht mich fest an. Sie hält mir den ausgestreckten Arm entgegen, die Handfläche zu Abwehr gegen mich gerichtet. Alles an ihr spricht eine deutliche Sprache und sagt: "Halt Stopp". Stolz auf unsere kleine Tochter kann ich mir gut vorstellen, wie sie im Streitfall nicht nur zusieht, sondern mit dem neuen Selbstvertrauen aus dem Antimobbing-Training schlichtend dazwischen geht.

Vielleicht bräuchten viel mehr von uns ein solches Training. "Halte dein Wort nicht zurück, wenn du anderen damit helfen kannst." (Jesus Sirach 4,27-28) fordert die Weisheitsliteratur der Bibel auf. Es ist notwendig, auch als Außenstehender aktiv zu werden, um Konflikte zu beenden, bevor sie eskalieren.

Darauf weist seit 2015 der Tag der Zivilcourage hin. Mit verschiedenen Aktionen rufen Polizei, Opfervereine und Hilfsorganisationen dazu auf, nicht wegzuschauen. Konflikte geraten immer dann außer Kontrolle, wenn alle wegsehen und niemand sich aktiv dafür einsetzt, sie zu friedlichen Lösungen für beide Seiten zu führen.

Dazu braucht es die Zivilcourage. Dazu braucht es uns. Hilfreiche Worte und Gesten nicht zurückhalten, wenn wir damit anderen helfen können. Im Ernstfall eines eskalierenden Streites sollten nicht nur unsere Kinder wissen, was zu tun ist. Es muss von allen Seiten heißen: "Halt, Stopp!"

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Guido Erbrich | Senderbeauftragter der katholischen Kirche beim MDR

Guido Erbrich | Senderbeauftragter der katholischen Kirche beim MDR

geboren 1964 | Ausbildung zum Tontechniker | Arbeit beim Sender Leipzig | Studium der Theologie und Philosophie in Erfurt, Prag und New Orleans | Seit 1996 Referent im Bistum Dresden-Meißen | Leiter des "Roncalli Hauses" Heim-Volkshochschule und die Erwachsenenbildungsstätte des Bistum Magdeburg | Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim Mitteldeutschen Rundfunk

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.