Donnerstag, 21.09.2023: Frieden
Das Geschrei ist schon von weitem zuhören. Auf dem Schulhof hat sich um die beiden Streitenden eine Traube von Kindern gebildet. Sie wohnen dem Spektakel aufgeregt bei. Es wird geschubst, gezogen, gerangelt. Plötzlich liegen beide am Boden und wälzen sich, ineinander verhakt, hin und her. Eine Aufsichtsperson kommt mit langen Schritten, teilt die umherstehende Menge, packt beherzt die beiden Streithähne und hält sie auf Armeslänge voneinander entfernt. Der Ärger ist keineswegs verflogen. Wo eben noch die Fäuste flogen, werden nun böse Blicke von einem zum anderen abgefeuert.
Die Frage, was das alles soll, wird mit gegenseitigen Schuldzuweisungen kommentiert und die Behauptung der jeweils andere habe angefangen unisono vorgetragen. "Das ist mir ganz egal. Ihr entschuldigt euch jetzt beieinander und vertragt euch wieder. Es ist immer das gleiche mit euch, jedes Mal müsst ihr euch raufen. Gebt euch jetzt die Hand." Mit diesen Worten erzwingt die Aufsicht eine Art Waffenstillstand. Ich meine in den Gesichtern der Zuschauer die Skepsis zu entdecken, die auch mich beschleicht. Ich bezweifle, dass diese erzwungene Ruhe lange anhalten wird. Ein wirklicher Frieden zwischen den beiden Konfliktparteien braucht wohl mehr als die trennende Hand von außen. Aber erst einmal ist Ruhe auf dem Pausenhof. Die Akteure verlassen den Ort des Geschehens in unterschiedliche Richtungen.
So ganz kann ich mich des Wunsches nicht erwehren eine starke zupackende Hand auch an anderen Stellen zu erleben. Kriege und gewaltsame Konflikte gibt es auf der ganzen Welt. Erst einmal Ruhe reinbringen und die Konfliktparteien trennen. Aber was dann, die fragile Ruhe ohne Gewalt löst das Problem ja noch nicht.
Heute am Internationalen Tag des Friedens höre ich das Versprechen, dass Jesus im Johannesevangelium gibt, besonders intensiv: "Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch." (Joh. 14,27) Was sein Frieden bedeutet, hat er vorgelebt und uns mitgegeben. Es heißt den anderen wahrzunehmen. In Kontakt treten und sich nicht selbst über alle Dinge zu stellen. Darin wird vielleicht der Raum frei, wirklichen Frieden zu schaffen. Frieden, der hält und nicht nur gewaltsam erzwungene Waffenruhe ist.
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