Dienstag, 19.11.2024: Straßenkreuze
Zugegeben, als ich jung war, bin ich mit dem Auto gern ziemlich schnell gefahren. Blitzer gab es damals noch längst nicht so viele wie heute. Inzwischen hat sich beides geändert. Vermutlich ist es das Lebensalter, das mich vorsichtiger fahren lässt. Was in all den Jahren gleichgeblieben ist, sind die Kreuze, die sich an den Straßenrändern befinden. Sie erinnern an einen Menschen, der bei einem Unfall tödlich verletzt wurde.
Im Auto rauscht ein solches Kreuz an einem vorbei. Vielleicht setzt ein kurzes Nachdenken ein. Was könnte passiert sein? Ja, eine lange Gerade, vielleicht ein Wettrennen oder einfach allein gerast und von der Straße abgekommen. Jugendlicher Übermut. Oder geblendet vom Gegenverkehr? Ein Überholvorgang - entgegenkommend und dann war kein Platz mehr. Keine Ahnung. Dann ist das Kreuz vergessen.
Sitze ich auf meinem Fahrrad, dann halte ich manchmal an, wenn ich ein solches Kreuz sehe. Ich entdecke Namen, Bilder, immer wieder Blumen und Kerzen. Je kürzer der Abstand zum Unglück, desto mehr Trauerschmuck, aber es gibt auch Kreuze, die werden schon über Jahre gepflegt. Ganz selten kann ich aus dem Kreuz schließen, was passiert ist. Einmal entdeckte ich einen in Folie gesteckten Zeitungsartikel... "Schwerer Unfall auf der B...". Mir wird deutlich, wie schnell alles vorbei sein kann, selbst wenn ich achtsam unterwegs bin.
Im biblischen Psalm 90 heißt es: "Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden." Dieses Wort bezieht sich auf mein Ende allgemein. Wieviel mehr gilt es, wenn es darum geht, achtsam gegenüber meinem Mitmenschen und mir selbst unterwegs zu sein. Kein Tag ist selbstverständlich. Die Kreuze am Straßenrand erinnern daran