Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 28.10.-02.11.2024
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Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Pastorin Christine Rösch, am Sonntag Daniel Schmidt.
Sonnabend, 02.11.24: Lobst Du mich mal? (zu 1.Kor.4,5)
Könnten Sie nicht auch mal wieder ein Lob gebrauchen? Vor allem so mitten im Alltag. Nicht erst Weihnachten, wenn die Geschenke oder die Gans allen gepasst haben. Und ich will es natürlich am besten von jemandem, der mir wichtig ist.
Man muss mich ja nicht gleich in den Himmel loben. Sie wissen schon: die Redensart, die man verwendet, wenn man übermäßig begeistert ist und jemanden so richtig würdigen will. In der Redewendung wird mit der unermesslichen Höhe des Himmels gemeint, dass man des Lobes so voll ist, dass die Begeisterung übertriebener Maßen bis in den Himmel reicht.
Ein echtes Lob ist nicht nur die Anerkennung von Leistungen oder Verhaltensweisen. Es ist vor allem auch eine Wohltat. Wir mögen es und brauchen es. Wenn man gelobt wird, wächst das Selbstwertgefühl und man tritt gleich viel selbstsicherer auf. Und ein dickes Lob macht meinen Tag sofort heller und ich kann dann die nächste Kränkung besser wegstecken.
Kurz: Ich freue mich einfach, wenn jemand bemerkt, wie ich mich angestrengt habe oder wenn mir etwas einfach gut gelungen ist. Lob ist besser als ein Kompliment, finde ich. Weil ein Kompliment oft eine Sympathie erreichen will.
"Überlass es anderen, dich zu loben; besser ein fremder Mund lobt dich als dein eigener!" (Sprüche 27,2) steht in der Bibel. Und im Volksmund heißt es dazu auch: Eigenlob stinkt. Es klingt nach Selbstgefälligkeit und Arroganz. Aber das stimmt nicht in jeder Hinsicht. Denn gerade bei den frommen Erziehenden war es verpönt, wenn Kinder stolz auf sich waren. Dabei kommt auch aus der Bibel die Redewendung: Stell dein Licht nicht unter den Scheffel. Sagt sogar Jesus selber. Man soll seine guten Werke ruhig öffentlich machen.
Aber ich wollte ja mal wieder gelobt werden. Und da lese ich heute in der Bibel, dass ich nicht in den Himmel gelobt werde, sondern AUS dem Himmel gelobt werde. Also von jemanden: dessen Lob mir wirklich viel bedeutet. "...dann wird einem jeden sein Lob zuteilwerden von Gott." (1.Kor.4,5b)
Freitag, 01.11.24: Bitte keine Versuchung (zu Matth.6,13)
"Man kann nicht alles zu-lassen, zum Beispiel eine Pralinenschachtel." (Erhard Horst Bellermann,*1937). Für andere sind es Handtaschen, Werkzeugkästen oder PC-Spiele, die wiederholt gekauft werden müssen. Irgendetwas gibt es immer, wozu man eigentlich "nein" sagen sollte. Und es dann besser auch nicht tut.
Warum fallen im Kopf sonst kerngesunde Menschen immer wieder mal auf solche Verführungsmuster herein, obwohl sie wissen, dass sie nicht gut sind oder nicht guttun? Mark Twain kommentiert: "Versuchungen sind Vagabunden: Wenn man sie freundlich behandelt, kommen sie wieder und bringen andere mit."
Im Vaterunser wird gebetet: "...und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen." (Matth.6,13). Aber führt Gott uns in Versuchung? Eine andere Bibel-Übersetzung schlägt vor:"...lass uns nicht in Versuchung geraten." Auch Papst Franziskus schlägt vor, die alten Worte anzupassen. Es sei nicht Gott, der den Menschen in Versuchung stürze, um zu sehen, wie er falle, sagte er 2017. Vielmehr sei es Satan: "Ein Vater tut so etwas nicht; er hilft, sofort wieder aufzustehen." So beten beispielsweise Katholiken auf Italienisch, Spanisch und Französisch darum, gar nicht erst in die Versuchung hineinzugeraten.
Wenn von Versuchung die Rede ist, geht es um Werte, um eigene Haltung. Versuchung geht an die Substanz - ist im Ausgang offen. Wer weiß schon so genau, wie konsequent er wirklich ist? Wer der Versuchung widersteht, erfährt so Stärke und neue Kraft. Zum Glück kennt Gott unsere individuellen neuralgischen Punkte. Er kann besser einschätzen, ob eine Prüfung notwendig ist. Jesus selbst bittet am Ölberg um Verschonung vor der Prüfung. Aber er muss sie durchstehen, weil es Gottes Wille ist. Martin Luther sagt sogar: "Anfechtungen sind Umarmungen Gottes."
Donnerstag, 31.10.2024: Reformationstag
Mittwoch, 30.10.2024: Luther und Gollwitzer
Morgen ist Reformationstag- Feiertag in unserem Sendegebiet. "Der lebendige Gott lässt sich hören - das war die Grunderkenntnis der Reformation." Hellmut Gollwitzer schreibt das. Gollwitzer ist kein Zeitgenosse Luthers. Er ist aber ähnlich umstritten wie Luther.
Der Pastorensohn Helmut Gollwitzer aus dem fränkischen Pappenheim trat nach 1933 mutig für eine bekennende Kirche ein. Er unterrichtete an deren illegaler Hochschule. Und protestierte öffentlich gegen die Synagogen-Schändungen. Sein Widerstand brachte ihm Verhaftung und Redeverbot ein.
Nach 1950 propagierte er ein entmilitarisiertes Deutschland. Mit 70 Jahren beteiligte er sich noch an Sitzblockaden gegen die Raketenstationierung in Mutlangen.
Gollwitzer war der politische Theologe der 68er Generation. Kurz hintereinander hält er 1976 die Traueransprachen für seinen Freund Gustav Heinemann und dann für die RAF-Terroristin Ulrike Meinhof. Man nahm ihm manches übel. So ist das mit reformatorischem Denken. Er wird übrigens auch der "Lehrling Luthers" genannt.
Der lebendige Gott lässt sich hören. Und braucht dazu Menschen, die es übersetzen. Als Martin Luther seine 95 Thesen damals an die Tür der Wittenberger Schlosskirche schlug, wollte er eine Kirche der Freiheit und dass die Nachricht vom lebendigen Gott von jedermann gehört und gelesen werden konnte.
Gollwitzer sagt das so: "Dem lebendigen Gotteswort soll die Kirche dienen und nicht sich selbst, ihrer eigenen Macht, ihrem eigenen Ansehen." Und daran hält sie sich - nicht immer - aber hoffentlich immer öfter. Denn unser Land braucht Menschen, die der Kirche der Freiheit eine verständliche Sprache verleihen und den Menschen unserer Zeit Mut und Orientierung geben.
Dienstag, 29.10.2024: Frisches Brot für Überraschungsgäste
(1. Mose 18,5)
Am Wochenende haben wir den Sonnenschirm abgebaut. Es ist endgültig Herbst. Auch die Balkonabende mit kühler Weißweinschorle sind vorbei, stattdessen steht Kaffee auf dem Wohnzimmertisch und warmer Tee. Die Zeit ist da, wo ich gern zuhause ein Brot backe.
Unerwartet kommen Bekannte vorbei. "Mensch, riecht das gut. Was bäckst du da?" Und schon sitzen wir um den Tisch. Das frische warme Brot wird angeschnitten, dazu Butter, Käse, ein Glas Gurken, Gewürze und Radieschen. Köstlich und alle langen zu... dazu ein Glas Rotwein in der Woche; ganz außer der Reihe - zwischen Kaffee und Abendbrotzeit.
Am Anfang der Bibel wird erzählt, wie Abraham und seine Frau Sara auch unerwartet Gäste bekommen. Es sind drei fremde Männer, vielleicht sogar Engel - wer weiß? Und sie werden gebeten, doch etwas zu bleiben. "Ich werde euch einen Bissen Brot bringen, dass ihr euer Herz erfrischt; danach mögt ihr weiterziehen", sagt der alte Abraham.
Das finden die Gäste gut und freuen sich an dem Essen. Es gibt mehr als Fladenbrot, auch Kalbfleisch und Milch und Butter... und es duftet köstlich vor dem Beduinenzelt.
Aber dann werden die Gespräche auch ernst. Bei Sara und Abraham ging längst nicht alles glatt. Und sie sind nicht mehr die Jüngsten. Da ist manches nicht mehr möglich.
Das stellten wir auch fest. Altwerden ist manchmal so anstrengend wie Pubertät. Aber wir haben zusammen am Tisch auch viel gelacht- fast so albern wie Teenager. Und uns bei Brot und Wein am Leben gefreut, das uns immer noch so wunderbar mit neuen Möglichkeiten überrascht.
Und bei Gott ist sowieso viel mehr möglich als wir Menschen denken. Darauf kann man ruhig außer der Reihe ein Glas trinken.