Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 21.-26.10.2024
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Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Guido Erbrich, am Sonntag Mira Körlin.
Sonnabend, 26.10.2024: Kein Platz für Phrasen
"Viele Hände - schnelles Ende". Es ist ein nicht gerade unbekannter Spruch, der etwas sehr Schönes ausdrückt. Wenn viele gemeinsam anpacken, ist die Arbeit schnell geschafft.
Ein junger, dynamischer Geschäftsführer führte den Spruch im Mund, als es darum ging, eine riesengroße Scheune mit Tischen und Stühlen umzuräumen. Im Raum standen zwei Frauen und ich. Schön dachten wir, jetzt geht’s gleich los. Doch anstatt die Ärmel hochzukrempeln drehte sich der Geschäftsführer um - und verschwand schnurstracks. Zwanzig Minuten später hatten wir drei allein die Scheune gestellt. Schwere Bänke geschleppt, Tische aufgebaut. Eine halbe Stunde später erschien ein Hausmeister, der vom wortgewandten Chef geschickt wurde. Der Geschäftsführer selbst, ward nicht mehr gesehen. „Schnelles Ende durch viele Hände?“ War da was?
Wenn Worte nicht zu Taten werden, werden Worte, dann werden Sätze zu Phrasen. Sie klingen gut, sie meine das richtige, aber sie werden nicht Realität. Nun kann ja sonst was passiert sein, ein wichtiger Anruf, ein plötzlich vor der Tür stehender Gast, der erschrockene Gedanke daran, dass gerade ein wichtiger Termin beginnt. Da mag alles sein. Aber gerade bei großen Sprüchen ist es wichtig darauf zu achten, dass man selbst mit gemeint ist, sonst wird man unglaubwürdig. Oder, man sollte die Sprüche einfach lassen.
"Euer Ja sei ein Ja, euer Nein, sei ein Nein". Jesus spricht sich sehr deutlich für eine klare Sprache aus, die mit dem Zusammenklang von Reden und Tun überzeugt. Und er ermutigt uns, beides zusammenzubringen.
Die Geschichte habe ich in der vergangenen Woche auch anders erlebt. Bei einer großen Tagung müssen am Ende alle Tische, Stühle in einem großen Saal weggeräumt, alles aufgeräumt werden, das Geschirr muss abgewaschen und die Küche wieder auf Vordermanngebracht werden. Einer bittet kurz darum, dass ein paar mit anfassen. Nicht ein paar, alle machen mit und nach keiner Viertelstunde ist alles erledigt. Einen vermeintlich klugen Spruch, hat es da nicht gebraucht.
Freitag, 25.10.2024: Wolkenreiten
"Wenn ich Gott wäre, würde ich die Wolken so machen, dass man sich drauflegen kann. Dann könnte ich früh auf eine Wolke steigen, in die Schule fahren und dabei noch schlafen." So unsere jüngste Tochter als sie eine schöne Wolke am Himmel stehen sieht.
Würde es was helfen, wenn ich ihr erzähle, dass Wolken nichts mehr als Wasserdampf sind und sie machen kann, was sie will, sie würde dort nicht sitzenbleiben?
Nein, aber sie ist ja nicht doof und natürlich weiß sie das. Aber das ist das Schöne an poetischen Bildern. Sie sind nicht wahr und doch wahr. "Du bist schön wie der Morgenstern. Oder Du klingst als hättest Du eine Kehle aus Gold. Astronomen, die wissen, wie zerklüftet es auf dem Morgenstern aussieht, will man da nicht hören. Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, die erklären, wie unmöglich Stimmbänder aus Gold klingen können, sind einfach nur unromantisch. Poesie schert sich einen Kehricht um Fakten, und das ist gut so.
Es ist das Schöne unserer Sprache, sie findet Bilder, die etwas sagen können, das eigentlich nicht so richtig sagbar ist. Die Unlogik, die trotzdem nicht falsch ist, nutzen Verliebte und Fans genauso wie gläubige Menschen. Auch die Bibel sagt mit Sprachbildern Dinge, die man nicht so richtig erklären kann.
Der Erschaffung der Welt in sieben Tagen, das Alter der biblischen Patriarchen, die schon mal 900 Jahre alt werden konnten, die vierzig Jahre, die das Volk Israel durch die Wüste zieht. Jesus, der über das Wasser läuft und 5.000 Menschen mit ein paar Broten und Fischen satt bekommt. Wer da anfängt nachzurechnen oder zu zählen, macht sich unnötige Arbeit.
Spannender ist es, diese Bilder voller Poesie zu übersetzen. Da schafft es einer, die Menschen satt und hoffnungsvoll zu machen. Da überwindet jemand Grenzen. Da irrt ein Volk lange durch die Welt bis eine Heimat findet.
Manches versteht nicht der Kopf, sondern nur das Herz. Und es ist wichtig, dass wir auch diese Sprachfähigkeit nicht verlieren. Denn sie macht unser Herz und unsere Welt größer, schöner und weiter.
Donnerstag, 24.10.2024: Wahr oder falsch
Ein armer schottischer Farmer arbeitet auf seinem Hof. Plötzlich hört er einen Hilfeschrei aus dem nahegelegenen Moor. Sofort lässt er alles stehen und liegen und rennt los. Ein Junge steckt tief im Moor fest, alle seine Versuche sich zu befreien scheitern. Langsam sinkt er immer weiter ein. Beherzt zieht ihn der Farmer mit aller Kraft heraus und rettet ihm so das Leben.
Einen Tag später fährt ein großer Wagen auf seine ärmliche Farm. Ein sichtlich reicher Mann steigt aus, stellt sich als der Vater des Jungen vor bedankt sich herzlich und sagt: "Ich möchte es Ihnen vergelten, dass Sie das Leben meines Sohnes gerettet haben", und zückt sein Portemonnaie. Der schottische Farmer winkt ab, "Nein, mein Herr, ich nehme doch keine Bezahlung an, für eine so selbstverständliche Hilfe."
In diesem Moment kommt ein Junge aus der Tür der Hütte. "Ist das Ihr Sohn?" fragt der Reiche? "Ja", antwortete der Farmer. "Ich schlage Ihnen einen Deal vor: Lassen Sie mich ihm die gleiche Ausbildung zukommen lassen wie meinem Sohn. Wenn der Junge seinem Vater ähnlich ist, wird er zweifellos ein Mensch, auf den wir beide stolz sein können." Und das geschieht.
Der Sohn des Farmers besucht die besten Schulen, promoviert in Medizin und wird weltbekannt als Sir Alexander Fleming, der Entdecker des Penicillins. Jahre später wird der Junge, der aus dem Moor gerettet wurde und längst ein erwachsener Mann ist, von einer Lungenentzündung heimgesucht. Diesmal rettet Penicillin sein Leben. Sein Name: Winston Churchill, der berühmte englische Politiker.
Eine schöne Geschichte, die man so im Internet findet. Sie wird von vielen geliked und weitergepostet. Das einzige Problem, die Geschichte stimmt nicht - auch wenn sie schön ist.
Und das ist das größte Problem mit dem Internet, man weiß bei vielen Geschichten einfach nicht, ob sie wahr sind oder nicht. Meist sind nicht so harmlos und schön wie diese. Überzeugend und emotional geschrieben, gut zu lesen - aber oft falsch. Fallen Sie nicht drauf rein. Gerade, wenn sie überzeugend daherkommen.